Rezension

unterhaltsame Novelle mit Tiefgang

Andrea Delfin -

Andrea Delfin
von Paul Heyse

Bewertet mit 4 Sternen

sprachlich und inhaltlich wunderschön

Die Erzählung spielt in Venedig, im Jahre 1762. Es ist die Zeit brutaler Staatsinquisition. Menschen verschwinden - in die gefürchteten Bleikammern oder auf den Grund der dunklen Kanäle. Es ist eine Zeit, in der die eine Hälfte der Bevölkerung dafür bezahlt wird, die andere zu bespitzeln. In einer eingehenden Sprache und einem großartigen Stil erzählt Heyse eine Geschichte von Unterdrückung und Staatsgewalt, Zensur und Verrat, Mord, Intriegen, Rache und Gewissen. Und das Ganze angesiedelt im fernen Venedig in einer fernen Vergangenheit, auf dass die Zensur im Deutschland zur Zeit Heyses keinen Grund zum Einschreiten findet. Suspekt war er ihr trotzdem.

Sehr interessant fand ich auch das Vorwort von Hans Pleschinski, welches in meiner Ausgabe (Ausgabe der Büchergilde 2021, sehr schön illustriert von Luigi Olivadoti) abgedruckt ist. Ich muss gestehen, dass mir Paus Heyse kein Begriff war, und das als erster deutscher Nobelpreisträger in Literatur. Ein interessanter Mensch mit sehr menschenfreundlichen und freiheitlichen Ansichten.