Rezension

Unterhaltsame, wenn auch vorhersehbare Liebesgeschichte - in zweierlei Hinsicht nervenaufreibend.

Manche Tage muss man einfach zuckern - Tamara Mataya

Manche Tage muss man einfach zuckern
von Tamara Mataya

Bewertet mit 3 Sternen

Klappentext

Dauersingle Sarah hat die fixe Idee, dass die große Liebe auf der Internetseite »Missed Connections« auf sie wartet. Die Plattform richtet sich an all diejenigen, die ihren Traumpartner schon auf den Straßen von New York gesehen haben, aber nicht mutig genug waren, ihn anzusprechen. Doch Sarahs Mr. Right hat sie wohl noch nicht entdeckt, und so fängt sie eine Affäre mit Jack an, dem attraktiven Bruder ihres Mitbewohners. Er schafft es, ein wenig unverbindlichen Spaß in ihr Leben zu bringen. Doch dann taucht ein anonymer Verehrer auf »Missed Connections« auf …

 

Meine Meinung

Ich habe mir von „Manche Tage muss man einfach zuckern“ eine lockerleichte Liebesgeschichte für zwischendurch versprochen, da Cover und Klappentext das andeuten. Auf der einen Seite war die Einschätzung völlig richtig, auf der anderen Seite hätte ich nicht mehr daneben liegen können.

Wie komme ich zu diesem merkwürdigen Urteil? Es gibt zwei verschiedene Handlungsstränge. Auf der einen Seite haben wir Sarahs Liebesleben, ihren Zwiespalt zwischen ihrer Online-Bekanntschaft und ihrer Affäre Jack, die beide eine Beziehung mit ihr möchten. Während Jack mit ihr auf körperlicher Ebene harmoniert, kann sie sich mit ihrer Online-Bekanntschaft über ihre stressigen Arbeitstage unterhalten. Wo wir dann auch schon bei Handlungsstrang Nummer 2 sind: Sarah auf der Arbeit. Sie hat einen Job in einer Esoterik-Massage-Praxis voller „Hippies“ und es vergeht kein Tag, an dem sie sich nicht über besagte „Hippies“ aufregen muss. Und das gilt auch für uns Leser, denn es ist wirklich unglaublich, wie die Autorin diese entworfen hat. Sie schafft es wirklich in jeder Unterhaltung zwischen Sarah und ihren Kollegen (vor allem Phyllis und Fern) einen unglaublichen Hass auf Letztere zu schüren. Und damit übertreibe ich nicht. Man wird richtig wütend bei so viel Engstirnigkeit, Narzissmus, Respektlosigkeit, Scheinheiligkeit und und und … ich könnte das noch ewig so fortsetzen. Und dabei habe ich nicht einmal das Gefühl, dass die Autorin bei der Gestaltung übertrieben und das alles überdramatisiert hätte – ich glaube schon, dass es solche Menschen gibt. Umso stressiger ist es, den Auseinandersetzungen der armen Sarah mit diesen Menschen beizuwohnen. Und obwohl man sich total aufregt, fast durchgängig, ist es doch irgendwie ein Aspekt, der mich bei Laune gehalten hat. Anfangs fand ich diesen Handlungsstrang noch recht langweilig, aber je mehr sich diese "Hippies" danebenbenommen haben, desto spannender wurde es. Weil man auch nie wusste, was als Nächstes kommt. Und es kam IMMER etwas.

Der andere Handlungsstrang um Sarahs Liebesleben, der natürlich eigentlich im Mittelpunkt steht, ist dagegen fast schon ärgerlich vorhersehbar. Ich weiß nicht, ob man mir das als Spoilern auslegen kann, aber … eigentlich ist klar, wer die Online-Bekanntschaft ist, oder? Hier lässt sich doch niemand etwas vormachen. Von Sarah einmal abgesehen, denn: Sie hat wirklich ein Brett vor dem Kopf, obwohl es so unglaublich offensichtlich ist. Vielleicht hat sie sich auf ihren Verdacht etwas festgefahren und sieht deshalb den Wald vor lauter Bäumen nicht, aber ab einem gewissen Zeitpunkt habe ich über ihre Unwissenheit nur noch die Augen verdrehen können. Das wurde mir etwas zu künstlich hinausgezögert, weshalb es dann auch einen Punkt gab, an dem mir Sarahs ständige Gedanken über die zu treffende Entscheidung zwischen den beiden Männern in ihrem Leben lästig wurden und ich einfach nur noch das Ende herbeigesehnt habe.

Im Grunde genommen regt man sich über das Buch die meiste Zeit auf – einerseits über die Antagonisten, andererseits über die Protagonistin – und das, obwohl der Titel eigentlich so zuckersüß und leicht klingt. Ich war die meiste Zeit nur aufgewühlt und konnte mich beim Lesen nicht unbedingt entspannen – was einerseits gut (weil spannend!) und andererseits nicht so gut (weil nervig!) ist.

Deshalb fällt meine Empfehlung nun auch zwiespältig aus: Wer eine entspannende, leichte Wohlfühllektüre mit einer originellen süßen Liebesgeschichte lesen möchte, der ist hier falsch. Die Liebesgeschichte ist recht unspektakulär und nichts, was man nicht schon einmal ähnlich gelesen hätte.

Wer sich aber mal so richtig über ein paar nervige Menschen (auf irgendwie amüsante Weise) ärgern und sich nebenbei von einer vorhersehbaren, aber durchaus prickelnden, süßen und (bis zu einem gewissen Punkt) unterhaltsamen Liebesgeschichte berieseln lassen möchte, der ist hier mehr als richtig. Innere Unruhe ist aber garantiert.

 

Fazit

Mir hat der Handlungsstrang auf Sarahs Arbeitsplatz zwischenzeitlich leider mehr Spaß gemacht als die Liebesgeschichte selbst. Mit ein paar Kürzungen hier und da hätte ich die Liebesgeschichte für das Lesen zwischendurch aber nahezu perfekt gefunden – man darf nur nicht allzu viel Tiefgang und auch keine Überraschungen erwarten. Ich vergebe durchschnittliche 3 Sterne.