Rezension

Unterhaltsamer Genre-Mix, der nicht sein volles Potenzial ausschöpft.

Wenn die Dunkelheit endet - Constance Sayers

Wenn die Dunkelheit endet
von Constance Sayers

Nein, bei dem vorliegenden Buch handelt es sich nicht um einen neuen Band der "Twilight"-Reihe, wie man bei dem Titel vermuten könnte. Eigentlich hat er mit der Geschichte, die sich hinter dem Buchdeckel verbirgt, nicht wirklich viel zu tun. Vielmehr erwartet die Leser*innen ein spannendes Szenario, das trotz deutlicher Ähnlichkeiten zu "Und täglich grüßt das Murmeltier" eine beängstigende Vision von unerfüllter Liebe kreiert, die die Epochen überschreitet. 

Somit gewährt uns die Autorin einen interessanten Einblick in vier Zeitebenen, die sich in ihren gesellschaftlichen Wertesystemen, Traditionen und Ansichten bedeutend voneinander unterscheiden. Die Idee, dass die verfluchte Hauptfigur ihr emotionales Leiden mehrfach in mannigfaltigen Körpern wieder und wieder durchleben muss und über die Erfahrungen ihrer Vorgänger verfügt, erzeugt eine stark beklemmende Wirkung und zugleich eine spannende zeitliche Beziehung zwischen den Jahren. Denn es gilt das Motto: alles gehört irgendwie zusammen. 

Dieser bunte Mix aus verschiedenen Genres ist zweifelsohne ein gewagtes Vorhaben; und genau an dieser Stelle nimmt sich die Autorin zu viel vor. Sie beschreibt hierfür einige bizarre Szenen, die sich einfach nicht in die restliche Handlung einfügen möchten. Es scheint, als seien hier zwei vollkommen unabhängige Geschichten stümperhaft aneinandergekleistert worden. Der Fantasy-Anteil wird nie ausreichend ausgeführt und wirkt somit unausgereift, ja, wie ein Störfaktor. 

Zudem findet das Buch seinen Rhythmus nicht. Das Erzähltempo schwankt so stark, dass die Handlung immer wieder ihre Dynamik verliert: Es gibt einige Zeitsprünge innerhalb weniger Zeilen, die ganze Jahre und Jahrzehnte umfassen, gleichzeitig aber werden einige Momente, die dem Fortschritt der Geschichte nichts Essenzielles hinzufügen, szenisch ausgeführt. Der Schreibstil fühlt sich zu blutleer und fad an, um die Leser*innen wirklich mitzureißen. Obwohl einige dramatische Wendungen, wie ein tödlicher Unfall beispielsweise, klarer Bestandteil des Romans sind, fühlte ich mich davon oftmals unbeeindruckt - und das darf nicht sein. 

Die Hauptfigur verhält sich an zahlreichen Stellen unlogisch, so, als würde sie ihrer eigenen Situation kein ehrliches Interesse entgegenbringen. Sie wirkte somit häufig nur wenig authentisch. Die ersten zweihundert Seiten passierte im vorliegenden Roman so wenig, dass ich beinahe mit dem Gedanken spielte, das Buch abzubrechen. In die letzten fünfzig Seiten hingegen wurde viel zu viel Handlung hineingepresst und die Leser*innen durch mehrere unklar bleibende Zusammenhänge verwirrt zurücklässt.

Diese erzähltechnische Flaute bekommt die Autorin zwischenzeitlich aber schnell wieder in den Griff und begeistert mit ihren beflügelten Schilderungen von dem Hollywood der 30er-Jahre oder auch einer aufsteigenden Band der 1980er auf ihrem Weg zum Debütalbum. Zunehmend fühlte ich mich als Leser vertraut in dem Szenario und den repetitiven Abläufen. Zwar wurde das Karussell für meinen persönlichen Geschmack eine Runde zu lange gedreht, und dem Buch hätten hundertfünfzig Seiten weniger sicherlich gut getan, wirklich gelangweilt fühlte ich in der zweiten Hälfte allerdings nicht mehr. 

Mit einer Leseempfehlung tue ich mich in dieser Besprechung ziemlich schwer. In dem vorliegenden Werk gehen langatmige Phasen und überzeugende Momente Hand in Hand. Wer also überzeugt von dem Klappentext und ein vor allem in seiner zweiten Hälfte unterhaltsames Werk lesen möchte, kann hier durchaus seine Freude mit haben. Die Erwartungshaltung würde ich aber deutlich senken. 

"Wenn die Dunkelheit endet" 
ist ein unterhaltsamer Genre-Mix, der einige interessante Ansätze hat, sein Potenzial aber nicht voll ausschöpft.