Rezension

Unterhaltsamer Mix aus Krimi und Roman

Es scheint die Sonne noch so schön - Barbara Vine

Es scheint die Sonne noch so schön
von Barbara Vine

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ganz unerwartet hat der erst 20 Jährige Adam ein altes Herrenhaus samt riesigem Grundstück geerbt. In den ungewohnt heißen Sommermonaten des Jahres 1976 hat er nichts besseres zu tun, als mit einem Freund und ein paar Zufallsbekanntschaften fast heimlich in Wyvis Hall zu hausen, zu trinken, nichts zu tun und das Leben zu genießen. Doch so plötzlich wie der Sommer endet, trennen sich die Wege der jungen Leute. Und Zehn Jahre später werden auf dem Grundstück die vergrabenen Skelette einer jungen Frau und eines Säuglings gefunden. Was ist passiert im Paradies?

Soweit der Plot. Die Geschichte drumherum wird von Barbara Vine ganz entspannt und ohne Hast erzählt. Teilweise spielt sie zur Zeit der Skelettfunde, teilweise im eben genannten Sommer zehn Jahre zuvor. Wir erleben die Ereignisse abwechselnd aus der Sicht von Adam, Rufus und Shiva. Das ist ganz spannend, weil jeder auf andere Weise Schuld auf sich lud und jeder auf andere Weise damit umgeht. Mir waren die Charaktere insgesamt etwas zu stereotyp. Der erfolgreiche, skrupellose Macho Rufus. Die zarte, kindliche und naive Zosie. Der verunsicherte, ziellose Intellektuelle Adam. Oder die über-korrekte mütterliche Esoterikerin Vivien. Es wird nicht so sehr auf Klischees herumgeritten, aber etwas neues liest man hier auch nicht.

Man merkt dem Roman teilweise an, dass er aus den 80ern stammt. Einige sprachliche Wendungen sind etwas veraltet. Abgesehen davon liest sich Vines Mix aus Krimi und Roman aber gewohnt flüssig. Die Beschreibungen des Sommers, der Sonne und des wunderschönen Grundstücks lassen beim lesen an selbst erlebte faule Sommertage denken. Was mich beim lesen allerdings etwas störte, waren die oft fließenden Grenzen von Gegenwart und Vergangenheit. Seitenlang wird da über die Ereignisse auf Wyvis Hall geredet und plötzlich sind wir, ohne jeglichen Übergang wieder im Jetzt. Das hätte man sicher geschickter lösen können.

Es scheint die Sonne noch so schön bietet Sommerfeeling auch an regnerischen Februartagen. Es bietet ein paar schönen Wendungen gegen Ende und nette, wenn auch nicht sehr innovative Charakterstudien. Gute Unterhaltung für alle, die den Mix aus ruhigem Krimi und Roman mögen. Man merkt aber auch, dass Vine sich in den zehn Jahren die zwischen der Veröffentlichung von diesem Roman und beispielsweise Der schwarze Falter oder Schwefelhochzeit liegen, literarisch noch ein ganzes Stück weiterentwickelt hat. Also: Nicht ihr bester Roman, aber durchaus unterhaltsam.