Rezension

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Unterhaltsamer Pageturner

Die Brut - Sie sind da - Ezekiel Boone

Die Brut - Sie sind da
von Ezekiel Boone

Bewertet mit 4 Sternen

Ein unterhaltsamer Pageturner, der schon in Richtung Horror geht und der mit einem flüssigen Schreibstil, einer interessanten Idee und einer unheilvollen Atmosphäre punkten kann. Einen Pluspunkt erhält der Autor für seine fortschrittliche Darstellung von Frauen und Minderheiten. Leider hat Ezekiel Boone zu viele Perspektiven gewählt, wodurch wichtige Personen zu kurz kommen. Dafür gibt es einen Stern Abzug.

- Band #1 von 3 der „Die Brut“-Reihe -

~ Ein unterhaltsamer Pageturner, der schon in Richtung Horror geht und der mit einem flüssigen Schreibstil, einer interessanten Idee und einer unheilvollen Atmosphäre punkten kann. Einen Pluspunkt erhält der Autor für seine fortschrittliche Darstellung von Frauen und Minderheiten. Leider hat Ezekiel Boone zu viele Perspektiven gewählt, wodurch wichtige Personen zu kurz kommen. Dafür gibt es einen Stern Abzug. ~

Inhalt

Auf der Welt geschehen seltsame Dinge: In Peru stirbt eine Wandergruppe. In China wird versehentlich eine Atombombe abgeworfen. Die Wissenschaftlerin Melanie Gruyer erhält eine seltsame Sendung. Ein Flugzeug stürzt in Minnesota ab, aus der verkohlten Leiche kriecht etwas Lebendiges. Und all diese Dinge sind nur der Anfang von etwas Größerem, einer weltweiten Katastrophe…

Informationen

Erzählstil: auktoriale bis figurale Erzählsituation, Präteritum;
Perspektive: aus vielen verschiedenen Perspektiven (weiblich und männlich)
Kapitellänge: normal bis sehr kurz (1-14 Seiten)

Meine Meinung

Einstieg

Dieses Buch klang einfach zu gut um wahr zu sein. Der Klappentext erinnerte mich stark an „Dark Inside“ von Jeyn Roberts. Und wer mich auch nur ein bisschen kennt, weiß, dass dieses Buch zu einem meiner absoluten Favoriten gehört und ich es eigentlich ständig allen Horror- und Thrillerbegeisterten ans Herz lege. (Das ist übrigens ein Wink mit dem Zaunpfahl.) Der Einstieg verlief schon einmal angenehm. Sofort fand ich in die Geschichte und auch die Spannung ließ nicht lange auf sich warten.

Schreibstil

Der Schreibstil von Ezekiel Boone ist sehr flüssig und absolut angenehm zu lesen. Literaturpreise wird der Autor damit zwar nicht gewinnen, allerdings funktioniert sein Schreibstil fantastisch, wenn es darum geht, Spannung zu erzeugen und das Kopfkino anzuwerfen. Tatsächlich sieht man alles sofort vor sich, manche beschriebenen Szenen werden bildgewaltig und fast schon filmisch geschildert.

Personen

Am Beginn war ich noch ganz angetan von den verschiedenen Perspektiven, Handlungssträngen und Schauplätzen, bekommt man dadurch doch einen guten Überblick über die Geschehnisse in aller Welt. Je weiter das Buch jedoch fortschritt, umso mehr Schauplätze und Perspektiven schienen es zu werden. Langsam kam ich mit den Nebenpersonen durcheinander, verwechselte sie oder konnte sie nicht mehr richtig einordnen. Dies wurde leider zunehmend schlimmer, so dass viele wichtige Personen viel zu kurz kamen. Hier hätte der Verlag eingreifen müssen, zumal viele Vorkommnisse in andere Handlungsstränge integriert hätten werden können. Auch wenn es mir nicht den Lesespaß verdorben hat, ärgere ich mich doch über das verschwendete Potential.

Dazu kommt, dass der Autor auch jeder noch so unbedeutenden Person eine ziemlich detaillierte Hintergrundgeschichte verpasst – um zu vermeiden, dass es zu oberflächlichen Figurenbeschreibungen kommt. Das macht durchaus Sinn, doch auch hier ist der Autor manches Mal übers Ziel hinausgeschossen.

Bei den Hauptfiguren hat es mir jedoch gefallen, dass diese relativ gut ausgearbeitet und leicht auseinanderzuhalten waren. Bei dieser Menge an Figuren eine Leistung! Manche der Figuren sind unsympathisch, selbstverliebt oder überheblich, doch hier bin ich mir sicher, dass für jede/n jemand dabei ist, mit dem er/sie mitfiebern kann.

Pluspunkt

Einen Pluspunkt gibt es dafür, dass der Autor bewusst Frauen in Machtpositionen beschreibt (es gibt eine erfolgreiche Wissenschaftlerin, eine Soldatin in leitender Position und sogar eine weibliche Präsidentin), und so veralteten Rollenklischees entgegenwirkt. Auch Sexismus wird hier offen angesprochen und Minderheiten (zum Beispiel Schwule) werden hier großteils von Klischees verschont, was ich einfach nur großartig finde. Ezekiel Boone ist eindeutig ein moderner Autor.

Etwas gestört hat mich dennoch, dass fast alle Frauen ausnahmslos als sehr hübsch beschrieben wurden. Hier hätte ich mir mehr Diversität gewünscht. Irgendwie hatte ich nämlich das Gefühl, dass der Autor trotz aller löblichen Bemühungen bei seinen Protagonistinnen den Fokus doch zu sehr auf das schöne Äußere legt.

Idee und Themen

Die Grundidee ist spannend und konnte mich überzeugen. Das Buch schneidet verschiedene Themen an, geht bei vielem jedoch nicht in die Tiefe, weil die verschiedenen Personen einfach zu wenig Platz bekommen, um sich eingehend mit ihren Problemen zu beschäftigen. Das wird hoffentlich im zweiten Band noch etwas besser.

Die Versuchstiere im Labor und die Selbstverständlickeit, mit der sie getötet werden, haben mir fast das Herz gebrochen. Wir müssen dafür kämpfen, dass Tierversuche endlich abgeschafft werden, heutzutage gibt es genügend Alternativen. Wir müssen aufhören, es als selbstverständlich anzusehen, dass jedes Jahr Millionen von Versuchstieren in Laboren bei sinnlosen Tierversuchen ihr Leben lassen müssen. Im Internet finden sich alle notwendigen Informationen für alle am Thema Interessierten.

Spannung

Die Beschreibungen sind zu Beginn mysteriös, erst nach und nach wird das Ausmaß der Katastrophe deutlich. Der Autor versteht es, Cliffhanger gekonnt einzusetzen und hetzt so die LeserInnen durch das Buch. Ständig will man wissen, wie es weitergeht, die Spannung ist (bis auf einen kurzen Einbruch) relativ konstant vorhanden. Für starke Spinnenphobiker ist das Buch übrigens nicht geeignet und auch alle anderen können mit der einen oder anderen Gänsehaut rechnen. Beim Beschreiben von ekelhaften/schlimmen Dingen geht es mitunter nämlich sehr ins Detail und die unheilvolle Atmosphäre, die das Buch durchdringt, tut ihr Übriges.

Humor

Das Buch kann sehr selten kleine Spuren von subtilem Humor enthalten. Sehr selten.

Ende

Auch wenn der Autor einen guten Zeitpunkt wählt, um den Band zu beenden, so ist das Ende doch mehr als unbefriedigend. Viele Fragen bleiben offen, vieles wird am Ende nur noch sehr kurz angeschnitten. Was der Autor uns sagen will, ist klar: Kauft den nächsten Band! Ob ich das tun werde, ich weiß noch nicht. Den zweiten Band werde ich auf jeden Fall im Auge behalten.

Mein Fazit

Ein unterhaltsamer Pageturner, der schon in Richtung Horror geht und der mit einem flüssigen Schreibstil, einer interessanten Idee und einer unheilvollen Atmosphäre punkten kann. Einen Pluspunkt erhält der Autor für seine fortschrittliche Darstellung von Frauen und Minderheiten. Leider hat Ezekiel Boone zu viele Perspektiven gewählt, wodurch wichtige Personen zu kurz kommen. Dafür gibt es einen Stern Abzug.

Meine Empfehlung: Für Thriller- und Horrorfans. Spinnenphobiker sollten mit Vorsicht an dieses Buch herangehen.

Bewertung:

Idee: 5 Sterne
Ausführung: 4 Sterne
Schreibstil: 4 Sterne
Personen: 4 Sterne
Spannung: 4 Sterne
Grusel/Ekelfaktor: mittel bis hoch, für Spinnenphobiker sehr hoch!

Insgesamt:

❀❀❀❀

Dieses Buch erhält von mir vier Lilien! Den zweiten Band werde ich im Auge behalten.