Rezension

Unterhaltsamer Roman mit Realititätsbezug und politischer Relevanz

Die Hungrigen und die Satten - Timur Vermes

Die Hungrigen und die Satten
von Timur Vermes

Bewertet mit 4.5 Sternen

Kurzer Inhalt: Boulevardmedien wollen aus einem der größten Flüchtlingslager der Welt berichten. Als dann die Idee aufkommt, mit 150.000 Menschen zu Fuß nach Deutschland aufzubrechen, sind diese Boulevardmedien mittendrin statt nur dabei. Man erfährt einiges über die organisatorischen Schwierigkeiten während der Reise und auch über außen- und innenpolitische Spannungen, die sich aus der drohenenden Ankunft einer stetig wachsenden Zahl dieser Wanderer ergibt.

Meine Meinung: da ernsthafte nachhaltige politische Lösungen beim Flüchtlingsthema (inklusive sämtlicher Fluchtursachen) seit 2015 Fehlanzeige und auch weiterhin nicht in Sicht sind, bleibt das Szenario realistisch, und es ist wichtig, sich über mögliche Reaktionen und deren Konsequenzen Gedanken zu machen. Das Gute am Buch ist, dass es bisher nur Fiktion ist. So kann man die herrlich komischen Hauptfiguren (insbesondere die Hackenbusch und die Roelle) genießen und herzhaft auslachen (das Englisch der Hackenbusch sollte man lieber hören statt nur zu lesen) und die unerwarteten Wendungen mit Spannung mitverfolgen. Und natürlich aufs Ende fiebern (ich hab mir halbe Nächte dafür um die Ohren geschlagen).

Für Fans von Mafiabossen ist übrigens auch was dabei.

Meine Lieblingsperson? Der Innenminister Leubl. Gäbe es zur Zeit so einen Politiker an der Spitze irgendeiner demokratischen Partei in Deutschland, wäre mir deutlich weniger bange. Das hätte ich bei einem CSU-Politiker nie gedacht. Aber dafür ist es ja Fiktion.

Vergleich zu "Er ist wieder da": Ich finde "Die Hungrigen und die Satten" realistischer (da muss immerhin nicht unerklärlicherweise eine historische Person aus dem Nichts wiederauftauchen) und mindestens genauso brisant. Der Seitenhieb auf die Boulevardmedien fällt auch hier wieder sehr deutlich aus, bereitet aber viel Spaß und Freude. Auch die politische Aussage ist deutlich kraftvoller.

Warum nicht die volle Punktzahl? Ich fand das Ende unbefriedigend.

Kommentare

Sunjo kommentierte am 04. Oktober 2018 um 15:35

Die Frage, wer unser Land stärker gefährdet, Flüchtlinge oder Nazis, wird in diesem Buch übrigens sehr eindeutig beanwortet und glaubhaft begründet. Dafür gibt es nochmal eine extra Leseempfehlung.