Rezension

Unterhaltsames Spielvergnügen

Die neuen Kai Krieger 3: Die Krone von Siyen - Joe Dever

Die neuen Kai Krieger 3: Die Krone von Siyen
von Joe Dever

Bewertet mit 3.5 Sternen

Dieses Spielbuch aus dem Mantikore-Verlag ist Band 3 der Reihe „Die Neuen Kai-Krieger“ aus dem Einsamer Wolf-Universum. Das Buch lässt sich aber auch hervorragend ohne jegliche Vorkenntnisse spielen, denn zu Beginn gibt es eine gute Einleitung, in der auf die vorangegangenen Geschehnisse eingegangen wird. Ich kenne die Vorgängerbände nicht und bin super zurecht gekommen.

Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es in diesem Teil um den König von Siyen. Dieser hat auf nicht ganz natürliche Weise das Zeitliche gesegnet und nun ist der böse Baron scharf auf den Thron. Allerdings gibt es da noch den Prinzen, der irgendwo im Exil haust, und den wir als Kai-Krieger nun schnell zurück holen müssen, damit die Krone gerettet wird. Dafür bleiben uns nur spärliche 50 Tage Zeit. 

Nach dem Einstieg in die Geschichte folgen wie bei jedem Spielbuch erstmal die Spielregeln. Die Charaktererstellung konnte mich sofort fesseln. Man hat die Möglichkeit, seinen Charakter aus den Vorgängerbänden weiter zu verwenden, kann sich aber auch einen ganz neuen erstellen. Ein paar grundlegende Fähigkeiten besitzt der Charakter dann bereits, da er ja schon ein Großmeister der Kai ist. Weitere fünf Fähigkeiten darf man sich noch zusätzlich aussuchen. Dafür gibt es eine große Auswahl, bei der man u.a. so interessante Dinge wie eine Waffenspezialisierung, Sangeskunst oder Astrologie wählen kann. Anschließend darf man sich noch fünf verschiedene Gegenstände für seinen Rucksack aussuchen und bekommt eine legendäre Waffe spendiert. In diesem Buch gibt es keine Rassen, Klassen oder Berufe, d.h. man hat viel Freiheit, einen richtig individuellen Charakter für sich zu erstellen. Das fand ich großartig. 

Alle Informationen über den Charakter werden dann ins Aktionsblatt eingetragen. Es ist sehr schön übersichtlich und bietet genug Platz für alle Notizen. Die Unterscheidung zwischen Rucksackgegenständen und Speziellen Gegenständen fand ich äußerst praktisch. Dadurch konnte ich die wirklich wichtigen Dinge (ich sage mal: Questgegenstände) schneller finden. 

Was mir nicht so gut gefallen hat, war das Kampfsystem. Es kommt für meinen Geschmack etwas einfallslos und zu glückslastig daher. Man bedient sich einer Zahlentabelle am Ende des Buches, die einen Würfel ersetzt, und je niedriger die Zahl ist, die man trifft, desto länger wird der Kampf. Oft weiß man vorher schon, dass man aufgrund guter Kampfstärke und Ausdauerwerte den Gegner besiegen wird, aber durch niedrige Zufallszahlen zieht sich der Kampf dann unnötig in die Länge. 

Auch innerhalb der Geschichte hatte ich mit diesen Zufallszahlen so meine Probleme. Sehr schnell durchschaut man das System, dass man hohe Zahlen braucht, um zu gewinnen und bei niedrigen Zahlen zumeist stirbt. Das hat mir an manchen Stellen die Spannung im Abenteuer genommen. Ärgerlich finde ich es auch immer, wenn man gerade einen tollen Gegenstand gefunden hat und ihn anschließend gleich wieder verliert. Aber das ist Geschmackssache, für andere erhöht dieser Aspekt die Spannung. 

Schade war aber, dass das Abenteuer gegen Ende leichter wurde anstatt schwerer. So habe ich es zumindest empfunden, da in den zivilisierten Gegenden mehr Möglichkeiten waren, die Ausdauer wieder aufzufrischen. Hier hätte ich es reizvoller gefunden, die Reise andersherum zu gestalten, von der Zivilisation hin zur Insel und dann mit dem Luftschiff zurück. 

Richtig gut fand ich dagegen die Story an sich und den Schreibstil. Es gibt (zum Glück) mehr Text als Kampf und die Geschichte war immer spannend. Sie ist zwar vom Abenteuerablauf her sehr linear, aber entwickelt trotzdem einen Sog, so dass man immer weiter spielen will. Als ich das Abenteuer beendet hatte, hatte ich richtig was erlebt, spannende Situationen durchgestanden und mit meinem Charakter mitgefiebert. Leider konnte ich einige meiner ausgewählten Fähigkeiten aber nicht ein einziges Mal einsetzen. Oft waren die gleichen Disziplinen wie z.B. Elementarismus gefragt, die ich aber nicht erlernt hatte. Das fand ich etwas enttäuschend. 

Wiederum eine tolle Idee ist das Zusatzabenteuer Absturz in der Kelderödnis, das man zum Hauptabenteuer dazuspendiert bekommt. Es setzt an einem Teil der Haupthandlung an und verfolgt eine alternative Aufgabe mit einem Nebencharakter. Auch diesen dürfen wir geringfügig individuell anpassen. Das Bonus-Abenteuer fand ich sogar nochmal spannender und fast so umfangreich wie die Hauptquest. 

Für mich war es der allererste Ausflug in die Welt des Einsamen Wolfs. Mir haben zwar andere Titel des Mantikore-Verlags wie Fabled Lands und Reiter der Schwarzen Sonne besser gefallen, aber ich hatte auch mit diesem Buch viele Stunden Spielspaß und kann es sogar für Einsteiger ins Genre empfehlen.

Reihenübersicht
Band 1: Jagd nach dem Mondstein
Band 2: Die Piraten von Shadaki
Band 3: Die Krone von Siyen
Band 4: Der Runenkrieg (erscheint 2019)