Rezension

Unterhaltung pur

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat - Gavin Extence

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat
von Gavin Extence

Bewertet mit 4 Sternen

Ultralange Buchtitel sind schwer im Kommen. Da bildet „Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat“ keine Ausnahme. Ich habe mich nicht abschrecken lassen, also ran an die knapp 500 Seiten, geschrieben von einem aufgehenden Stern im Buchautorenhimmel. Gavin Extence erschafft mit Alex Woods einen wunderlichen jungen Mann, der vor Wissbegierde sprüht, nachdem ihn ein Meteoritenteilchen am Kopf verletzt hat. Ein göttlicher K.O. Schlag. Quatsch, Alex hat es nicht so mit Gott. Im Gegenteil, er erkennt im Zufall den Lenker aller Schicksale und fragt sich unter anderem: Gibt es ein Leben nach dem Tod?

Der altkluge Bursche liegt zwei Wochen lang im Koma und lernt anschließend alles über das Universum und noch mehr über das Leben. Denn die Medien lieben die Geschichte von Alex Wood, einem Jungen, dem ein Meteorit um die Ohren geflogen ist. Kaum weniger wunderlich, wie der Sohn ist Mutter Woods. Die Tarot kartenlegende Esoterikerin sagt den Zusammenprall nachträglich voraus, als der gerechtigkeitsverliebte Alex einen neuen Bekannten kennenlernt.

Der Kriegsveteran Mr. Peterson tritt mit der Bärbeißigkeit eines Südstaatenamerikaners in das Leben von Woods, wie ihn seine prügelnden Mitschüler abschätzig schimpfen. Mr.Peterson ist nach seinen Vietnam Einsätzen zum Pazifismus konvertiert und pflegt drei besondere Leidenschaften. Er raucht leidenschaftlich gerne Marihuana, teilt sein Geld mit Amnesty International und liest Romane von Kurt Vonnegut. Die dritte Leidenschaft übernimmt Alex. Er gründet die "Säkulare Kirche des Kurt Vonnegut" und entschließt sich die Menschen klüger zu machen. Physiker oder Astronom zu werden. Doch langsam gleitet sein alternder Freund in eine Krankheit ab, aus der es nur einen Ausweg gibt, jemand drückt den Exit Hebel um.

Tragikomisch. Das Wort trifft diesen glänzend erzählten Roman am Besten. Gavin Extence lässt mit Alex Woods einen hochbegabten Außenseiter mit fotografischem Gedächtnis, sonderbaren Sicht und Handlungsweisen und Hang zu älteren lebensklugen Personen auferstehen, den man einfach gerne haben muss, in seiner Asperger Syndrom Nähe. Ich habe mich oft weggeschmissen vor Lachen und meine Augen haben sich in Windeseile an einem Wochenende durch das Buch gefressen, das voller Lebensweisheit und Sinnfragen steckt.

Ein pulsierender Textstrom, der wie sein erzählender Held bisweilen den Faden verliert, ohne jemals langweilig zu werden. Das Meisterstück an Fabulierlaune biegt gegen Ende auf ein Thema ab, dass in Unterhaltungsromanen selten zu lesen ist und selbst dieses sensible Terrain beackert der Debütant Gavin Extence mit der Könnerschaft gestandener Schriftsteller Größen.

Mehr verrate ich jetzt nicht. Ein rundum gelungener Roman, den ich gerne weite empfehle!