Rezension

Unterhaltungsroman mit vielen einzelnen Geschichten - für mich eher langweilig.

Liebe zwischen den Zeilen - Veronica Henry

Liebe zwischen den Zeilen
von Veronica Henry

Bewertet mit 3 Sternen

--- Kurzinhalt ---

Als Julius, der beliebte Buchhändler aus Peasebrook, im Sterben liegt, verspricht seine Tochter Emilia ihm, die Buchhandlung zu übernehmen. Dabei weiß Emilia noch überhaupt gar nicht, ob das ihr Weg ist, den sie sich für ihr Leben vorgestellt hat.

Nach und nach werden Personen in die Geschichte eingeführt, die auf irgendeine Art und Weise mit dem Buchladen oder Julius oder Emilia in Verbindung stehen. Letztendlich wird dem Leser ein Einblick in die vielen Geschichten gewährt.

--- Lesefluss ---

Es wird in der allwissenden Erzählperspektive geschrieben – zunächst 2015 in der Perspektive von Emilia, die gerade ihren Vater verloren hat, und einmal kurz in den 1980er Jahren in der Perspektive von Julius, wo wir zunächst seine Liebesgeschichte erfahren. Im Laufe der Geschichte wird aber die Perspektive noch häufiger gewechselt – zu vielen verschiedenen Charakteren (Sarah, June, Emilia, Julius, Jackson, Dillon, Thomasina, Alice). Wir lernen jeden einzelnen von ihnen kennen – seine Hintergründe und Gedanken.

--- Eine viel zu kurze Spielzeit für Rebecca ---

Rebecca ist Julius große Liebe und Emilias Mutter, die jedoch frühzeitig gestorben ist. Wir lernen sie nur kurz aus Julius Perspektive als neunzehnjähriges Mädchen in den 1980er kennen. Sie ist eigenwillig, übermütig, durchtrieben, temperamentvoll, träumerisch, spontan, sehr offen und ehrlich, fantasievoll, mutig. Ich habe ihre Art von der ersten Sekunde an geliebt – sie trägt ihr Herz auf der Zunge – wunderbar! Wenn sie eine Idee hat, ist sie dafür Feuer und Flamme und entschlossen, diese umzusetzen. In ihr brennt Leidenschaft. Bereits nach der ersten Nacht, die sie mit Julius verbracht hat, lässt sie alles stehen und liegen, um nach Oxford zu ziehen. Sie gesteht ihm sofort ihre Liebe – welches junge Mädchen würde das heutzutage wagen? Ich fand diese Offenheit sehr erfrischend und hatte davor großen Respekt. Sie war meine absolute Lieblingsperson in der Geschichte, aber leider kam sie nur in einem Kapitel vor.

--- Was mir gefallen hat ---

Ich fand die Vision von diesem kleinen, charmanten Buchladen total romantisch und träumerisch. Da wünschte ich mir fast schon selbst so einen Buchladen zu besitzen.

Außerdem gab es viele schöne Vergleiche, wovon ich an dieser Stelle ein paar zitieren möchte:

»Schließlich war eine Stadt ohne Buchhandlung eine Stadt ohne Herz.«

»Bücher sind wertvoller als Juwelen. [...] Ein Edelstein schillerte eine Sekunde lang, ein Buch dagegen für immer.«

»Es gibt für jeden das richtige Buch, [...] Ein Buch, das unter die Haut geht und die Seele berührt.«

Es ist ein Buch mit Happy End für alle spielenden Charaktere. Herzerwärmend und genau passend für dieses Buch.

--- Was mir weniger gefallen hat ---

Mit jedem Kapitel wurde anfangs eine neue Person eingeführt. Ich mag so etwas in einem Buch leider nicht – da ich lieber mit ein oder zwei Protagonisten mitfiebere. Mich ständig auf neue Personen einzulassen, nimmt mir die Spannung und das Lesevergnügen. Es ist anstrengend und löst bei mir Langeweile aus. Diese Personen und deren Hintergründe und Charaktere wurden dann auch wirklich sehr ausgiebig beschrieben. Irgendwann war die Autorin aber damit durch, alle Charaktere waren vorgestellt und dann wurde einfach immer zwischen den Perspektiven hin- und hergewechselt. Da kam ich wieder besser in den Lesefluss.

Sehr oft wurde auch das Setting sehr ausgiebig beschrieben. Ein trockener Fakt nach dem anderen. Ich persönlich mag das nicht so sehr, weil das auf mich nicht lebendig wirkt und das Gelesene in rasender Geschwindigkeit wieder aus meinem Gedächtnis verschwindet.

Ich bin mit einer Erwartung an das Buch herangegangen, dass wir Emilia dabei verfolgen würden, wie sie den Buchladen retten würde – Stück für Stück mit einigen Hindernissen. Aber das lief eher nebenbei ab und wurde eigentlich nur sehr wenig behandelt. Im Grunde war der Klappentext für mich also irreführend, denn es war eher ein Unterhaltungsroman mit sehr vielen einzelnen Geschichten, die zueinander gefädelt wurden. Einen roten Faden gab es im Grunde nicht.

--- Mein Fazit ---

Ich war leider etwas enttäuscht von dem Buch. Wer einen Roman für zwischendurch sucht, leicht und realitätsnah, ohne großen Schnick Schnack und es mag, in verschiedene Personen einzutauchen, dem sei das Buch empfohlen. Wer jedoch doch ein bisschen Spannung braucht und gerne die Perspektive nur von einer, maximal zwei Personen erleben möchte, um besser in den Protagonisten einfühlen zu können, dem rate ich von dieser Lektüre ab.