Rezension

Unterleuten ist überall

Unterleuten
von Juli Zeh

Bewertet mit 4.5 Sternen

In ihrem wunderbaren Roman berichtet Julie Zeh über das fiktive Dorf Unterleuten in der Nähe von Berlin. Als dort Windkraftanlagen errichtet werden sollen, brechen uralte Konflikte wieder auf. Wessies gegen Ossis, Erfolgreiche gegen Verlierer: ein ganzes Panoptikum von realistisch geschilderten Menschen tritt wie auf einer Bühne auf und bevölkert das Dorf. Zeh schildert die Ereignisse aus den Perspektiven der verschiedenen Personen, jede einzelne von ihnen ist gerechtfertigt und nachvollziehbar, so dass man immer wieder als Leser gezwungen ist seine igene Sicht der Dinge zu hinterfragen und neu zu bewerten. Ein ganz hervorragender literarischer Schachzug!

Das Buch ist in der ganz wunderbaren Sprache geschrieben, die die Bücher von Julie Zeh schon immer auszeichnete, aber auch sehr realistisch und nachvollziehbar. Die Beschreibungen der Personen sind ganz nah dran, jeder von uns kennt die taffe und zugleich nervige Powerfrau, den smarten Geschäftsmann, den bollerigen Nörgler... Diese unglaublich lebendig wirkenden Personen machen das Buch so lesenswert. Aber auch die Schilderungen des Dorflebens mit seinem komplexen Beziehungsgeflecht und seinen Abhängigkeiten sind ganz wunderbar. Und das alles gelingt Julie Zeh auch noch mit Spannung und einer ganz großen Portion Ironie und Witz.

Wenn das Buch nicht einige kleine Längen hätte, würde ich die volle Punktzahl geben. Aber insgesamt bin ich sehr begeistert.