Rezension

Unverdienter Hype

DUMPLIN' - Julie Murphy

DUMPLIN'
von Julie Murphy

„Dumplin‘ – Go big or go home“ von Julie Murphy ist 2017 mit gleichlautendem Titel und gleichem Cover auf Englisch erschienen und wurde zum New York Times Bestseller. Deshalb verschandelt auch ein rotflächiger Aufdruck mit weißer Umrandung das Cover (zumindest beim Leseexemplar). Als Aufkleber, den man entfernen kann, fände ich das nicht so schlimm. So jedoch stört es für mich die sonst sehr durchdachte und ansprechende Optik des Covers. Besonders toll finde ich die Rückseite des Buches – da gibt es den tollen Badeanzug der Protagonistin. Das Buch ist ein Hardcover, leider ohne Lesebändchen, jedoch mit schöner schwarzer Bindung und rotem Einband und angenehm dicken Papier.

 

Anfangs war ich total begeistert von der Protagonistin und die ersten 100 Seiten flogen nur so dahin. Die übergewichtige (wie übergewichtig wird im Buch nicht verraten) Will(owdean) ist 16 Jahre alt und lebt in einer Kleinstadt in Texas. Ihre Mutter konnte den jährlichen Schönheitswettbewerb in ihrer Jugend gewinnen, und engagiert sich seither als Mitausrichterin, Dekorateurin und Jurymitglied. Das Verhältnis zwischen Will, die von ihrer Mutter „Dumplin‘“ genannt wird, ist angespannt, ganz besonders, seit vor einigen Monaten Tante Lucy, die bei den beiden gewohnt hat, überraschend verstorben ist. Zu ihr hatte Will einen guten Draht, umso schwerer trifft sie der Verlust.

Auch mit der besten Freunden El(len) läuft es nicht mehr so wie früher. Ellen klebt mit einer neuen Freundin zusammen und plaudert offenbar auch Geheimnisse von Will aus, die sie ihr anvertraut hat. Und dann gibt es auch noch den gutaussehenden Mädchenschwarm Bo, in den sich Will verguckt – und einen süßen Footballer, der sich in Will verguckt hat.

 

Nach 150 Seiten fiel es mir immer schwerer weiterzulesen. Ich mochte das Verhalten von Willowdeans Mutter ihrer Tochter gegenüber nicht – ich kann nicht verstehen, warum man als Mutter seiner Tochter nicht besser versucht, durch die Pubertät zu helfen. Dieser Lebensabschnitt ist ohnehin schon nervenzehrend, da kann die Mutter doch auch mehr Unterstützung und Verständnis für ihr einziges Kind aufbringen, finde ich.

El verhält sich Willowdean gegenüber immer weniger wie eine Freundin und ist so richtig fies, jedoch auch Will spielt bei ihrem Schwarm nicht mit offenen Karten, Bo scheint einen Haufen Geheimnisse zu haben, und überall, wirklich überall, baut sich Drama auf. Für meinen Geschmack zu viele „gescheiterte Existenzen“ für ein Buch und dadurch für mich auch zu unglaubwürdig.

 

Durch den großen Hype, der um das Buch gemacht wird, habe ich mir neben einem gut zu lesenden Schreibstil und einer interessanten Protagonistin auch noch mehr Tiefe und Authentizität erwartet – gerade das Ende erklärt so wenig, dass viele Fragen, die ich mir über die Beweggründe zu den Handlungsmotiven der einzelnen wichtigen Charaktere (Mutter, Ellen) gestellt habe, noch offen geblieben sind. Am Ende des Buches sind noch zu viele Fragen offengeblieben. Aber anscheinend soll einiges davon im Folgeband „Puddin‘“ aufgearbeitet werden, in dem Millie im Zentrum der Handlung steht.

 

Fazit: Kein schlechtes Buch, ich hätte mir bei dem Hype jedoch mehr erwartet. Durchschnittliches Lesevergnügen, meiner Meinung nach wird das Buch nach dem ersten Drittel immer schwächer und lässt mich am Ende ratlos zurück.