Rezension

unverdienter Hype Teil 1

Das Buch ohne Namen - Anonymus

Das Buch ohne Namen
von Anonymus

Bewertet mit 2.5 Sternen

Zwielichtige Gestalten beherrschen die Straßen von Santa Mondega - der vermutlich einzigen Stadt der Welt, in deren Bars man nichr rauchen darf, sondern muss. Eine Sonnenfinsternis wird dieses gottverlassene Fleckchen Erde bald in völlige Dunkelheit tauchen und dann wird Blut fließen. Mehr Blut als sich irgendjemand vorstellen kann. Denn ein Fremder ist in der Stadt: The Bourbon Kid.

Bei diesem Buch scheinen sich die Geister offensichtlich zu scheiden. Die einen sind restlos begeistert, während die anderen nur ein verständnisloses Kopfschütteln zustande bringen.
Ich bin irgendwo dazwischen.

Anfangs war ich einfach nur verwirrt.
Man weiß zunächst nicht genau, worum es eigentlich geht und wo das Ganze hinführt. Ständig werden neue Figuren eingeführt und man bekommt eine Menge Andeutungen, ohne aber viel damit anfangen zu können.
Dann wird die Geschichte auch noch aus unzähligen verschiedenen Perspektiven erzählt, was wohl so manchen Leser zur Verzweiflung getrieben hat. Besonders, weil die Charaktere alles andere als normal sind. Es gibt eine Menge Killer und Ganoven, zwei Mönche, einen Barmann, eine junge Frau mit Gedächtnisverlust und noch viele andere Personen, die alle auf ihre eigene Art skurril und überspitzt sind. Einige kommen mehr, andere weniger sympathisch daher, aber alle sind irgendwie miteinander verbunden. Aufgrund ihrer Menge wird jedoch auf niemanden zu genau eingegangen, sodass alle etwas flach bleiben.
Obwohl mir dies zunächst unmöglich erschien, findet man sich dann doch recht bald mit den verschiedenen Handlungssträngen zurecht und gewöhnt sich an die ständigen Perspektivwechsel, obgleich die Geschichte weiterhin rätselhaft und unvorhersehbar bleibt.

Die Story selbst ist ein total abgedrehter Genremix aus Krimi, Horror, Fantasy und Western und entwickelt deshalb ihren ganz eigenen Charme.
Trotzdem dürfte dieses Buch nicht nach jedermanns Geschmack sein, weil es hier ziemlich blutig zugeht. Der Sensenmann hat in Santa Mondega keinen freien Tag und meistens sterben die Leute auf recht unschöne Weise.
Allerdings gibt es auch eine Menge witziger Stellen, die oftmals vor schwarzem Humor, Ironie und Sarkasmus triefen. Besonders die Dialoge sind teilweise genial, wenn man diese Art von Humor mag.

Das Buch versucht krampfhaft und aufgesetzt "From Dusk till Dawn" nachzuäffen. Die Coolness ist jedoch nur aufgesetzt, die Charaktere sind blass und hoffnungslos überzeichnet.
Die Handlung ist so flach, dass sie erst mit Wucht auf dem Boden aufprallen muss, um wieder hoch zu kommen.

Im Verlauf der Story ist es keine Frage OB jemand stirbt, sondern WANN jemand stirbt. Da spritzt Gehirn, dort tropft das Blut, hier splittern Knochen. Dabei ist es vollkommen egal, ob es für die Handlung wichtig ist. Das ist weder makaber witzig, noch gruselig morbide oder unterhaltsam schön - in dieser Ansammlung ist es schlicht laaaangweilig.

Um so erstaunlicher, dass das Buch seine Fans gefunden hat. Ein Kultbuch! Diese Aussage habe ich öfters gehört. Nun, das besagt eigentlich nur, dass man es entweder liebt oder hasst. Ich liebe es definitiv nicht.