Rezension

Unvergessliche Figuren, lebendige Dialoge & viel Humor – trotzdem reicht der Abschlussband nicht ganz an die Vorgängerbände heran

Wolves - Die Jagd beginnt - Daniel Cole

Wolves - Die Jagd beginnt
von Daniel Cole

~ Mit „Wolves“ hat Daniel Cole seine großartige Trilogie zu einem gelungenen Ende geführt, auch wenn der letzte, durchaus unterhaltsame Band etwas hinter den Erwartungen und hinter den Vorgängerbänden zurückbleibt. Überzeugen können wieder der flüssige, angenehme Schreibstil, der sowohl in spannenden als auch in emotionalen Momenten punkten kann, die lebendigen Dialoge und die tiefgründige Behandlung von Themen wie Schuld, Freundschaft und Liebe. Eine der größten Stärken dieses Thrillers war auch dieses Mal der Humor: Egal ob Situationskomik oder amüsante Wortgefechte – immer wieder musste ich schmunzeln oder laut auflachen. Jedoch hat der Thriller leider auch Schwächen: Während Band 1 und 2 uns mit spektakulären, düsteren Fällen verwöhnt haben, enttäuscht der mittelmäßig spannende, ruhige und bodenständige Fall dieses Mal ein wenig. Unter dem wenig wendungsreichen und etwas vorhersehbaren Plot leiden Spannung und Atmosphäre. Unvergesslich machen die Thriller-Reihe um Wolf und Baxter jedoch die liebevoll ausgearbeiteten, komplexen und dreidimensionalen Figuren. Sie sind mir in den drei Bänden, die jetzt hinter mir liegen, so ans Herz gewachsen, dass der Abschied schwerfällt. Für mich steht fest: Egal was Daniel Cole als Nächstes schreibt – ich bin wieder an Bord und kann es kaum erwarten! Auch wenn der letzte Band ein paar Schwächen aufweist, gibt es von mir dennoch eine Leseempfehlung – und zwar gleich für die ganze Reihe. Aber – und das ist ganz wichtig! – fangt unbedingt mit Band 1 an und lest die Bücher nach der Reihe! Es gibt so viele Anspielungen, die ihr sonst nicht verstehen werdet, was euren Lesespaß drastisch reduzieren würde. ~

Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): knapp bestanden!

Inhalt

Sein Mentor und Freund Finlay ist tot – und alles deutet auf Selbstmord hin. Das kann Wolf aber einfach nicht glauben. Niemals hätte Finlay seine geliebte Ehefrau im Stich gelassen. Endlich beendet Wolf seine Flucht, um einen letzten Fall aufzuklären, bevor er ins Gefängnis muss: Gemeinsam mit seinen Freunden Baxter, Edmunds, Saunders und Rouche setzt er alles daran, seine Theorie zu beweisen und den Mörder zu fassen…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Band #3 (Abschlussband) der Reihe um Fawkes und Baxter
Verlag: Ullstein
Seitenzahl: 416
Erzählweise: Figuraler Erzähler, Präteritum

Perspektive: viele verschiedene Perspektiven
Kapitellänge: kurz bis mittel
Tiere im Buch: +/- Positiv ist, dass sich Baxter und Thomas sehr liebevoll um ihre Katze Echo kümmern und dass diese aus dem Tierheim geholt wurde. Jedoch wird Fleisch gegessen, ein Hornissennest wird ausgeräuchert (was hierzulande sogar verboten wäre, da die Tiere geschützt sind) und Echo wird alleine gehalten. Hierzu ein wichtiger Hinweis: Katzen sind alleine niemals glücklich (sind sind EinzelJÄGER, keine EinzelGÄNGER), sondern sehr einsam und unglücklich. Sie können verschiedene Verhaltensstörungen entwickeln und depressiv und/oder aggressiv werden. Wer seine Katze liebt, schenkt ihr deshalb mindestens einen Gefährten.

Warum dieses Buch?

Da ich die ersten beiden Bände der Reihe geliebt habe, führte am Abschlussband, der von mir schon sehnsüchtig erwartet wurde, natürlich kein Weg vorbei.

Meine Meinung

Einstieg (5 Lilien ♥)

Der Einstieg fiel mir sehr leicht – das Eintauchen in Daniel Coles Universum voller altbekannter Figuren fühlte sich an wie Heimkommen. Trotzdem hätten mehr Erklärungen und Zusammenfassungen der vorhergehenden Ereignisse (zur Auffrischung des Wissens) nicht geschadet, da bei vielen (wie auch bei mir) die Lektüre der ersten beiden Bände wohl schon länger zurückliegt. Wer die ersten beiden Bände nicht kennt, dem möchte ich von der Lektüre unbedingt abraten: Es gibt so viele Anspielungen, die ihr nicht verstehen werdet, dass das Lesen keinen Spaß machen wird. Daher unbedingt die Bände nach der Reihe lesen – sonst würde euch einiges entgehen!

Schreibstil & Dialoge (5 Lilien ♥)

Erneut kann der Autor mit seiner Art zu schreiben überzeugen. Der Schreibstil ist flüssig, sehr angenehm lesbar und dabei trotzdem nicht zu einfach oder gar oberflächlich. Erneut kann Daniel Cole mit seinen anschaulichen Beschreibungen sowohl in spannenden und actionreichen als auch in emotionalen und ruhigen Momenten punkten. Auch die vielen lebendigen und natürlich wirkenden Dialoge und amüsanten Wortgefechte waren wieder ein Genuss! An dieser Stelle noch ein kurzer Hinweis: Dieses Mal gibt es auch innerhalb der Kapitel sehr viele Perspektivwechsel, die mich nicht weiter gestört haben. Wer jedoch ein Problem damit hat, wird mit diesem Buch nicht glücklich werden.

Inhalt, Themen & Ende (3-4 Lilien)

„‘[Der Job] ist eine Droge, eine Sucht, die einen das Leben kosten kann. Man ist so versessen auf den Rausch, dass man gar nicht mehr mitbekommt, wie jeder andere Aspekt des Lebens verkümmert, bis nichts mehr davon übrig ist.‘“ Seite 75

Erneut hat Daniel Cole einen runden, gelungenen Thriller geschaffen, der allerdings trotzdem hinter den Erwartungen und den fast perfekten Vorgängern zurückbleibt. Band 1 und 2 haben uns mit ungewöhnlichen, düsteren, grausamen und rätselhaften Fällen verwöhnt, sodass der mittelmäßig spannende, eher ruhige und bodenständige Fall im Abschlussband ein wenig enttäuscht. Ich hatte hohe Erwartungen an diese letzte Fortsetzung und hätte mir gewünscht, dass sich die Reihe noch einmal steigert und mit einem Knall endet – dieser Wunsch blieb leider unerfüllt.

In „Wolves“ stehen neben den Ermittlungen erneut Themen wie Schuld, Freundschaft, Liebe und Angst im Mittelpunkt und werden wieder tiefgründig behandelt. Das liebe ich so an Daniel Coles Reihe – sie hat Tiefe! Großartig war auch wieder der Humor: Egal ob Situationskomik oder amüsante Wortgefechte – immer wieder musste ich schmunzeln oder laut auflachen. Mit „Wolves“ führt der Autor seine Reihe trotz allem zu einem gelungenen Abschluss, klärt letzte offene Fragen und führt lose Fäden zu einem runden Ende, das uns den Abschied etwas leichter macht (auch wenn er mir trotzdem schwerfällt).

ProtagonistInnen & Figuren (5 Lilien ♥)

„‘Hört zu, wir sind hier, weil’s eine fiese Spelunke ist!‘, erklärte Wolf, der zu spät gesehen hatte, dass der Betreiber gerade am Nachbartisch Gläser einsammelte. Er zuckte zusammen und starrte unschuldig an die Decke.“ Seite 226

Daniel Cole hat es verstanden: Nicht ein wendungsreicher Plot oder atemlose Spannung machen einen Thriller unvergesslich, sondern seine Figuren. Auch dieses Mal bilden wieder die liebevoll ausgearbeiteten Charaktere das Herzstück des Thrillers. Ich habe mich sehr auf ein Wiedersehen mit den bekannten Gesichtern gefreut und wurde nicht enttäuscht. Die Charaktere sind durch die Bank gelungen, sympathisch, dreidimensional und komplex. Sie sind nicht perfekt, sondern haben glaubwürdige Stärken und Schwächen. Viele von ihnen machen wieder bedeutende Entwicklungen durch. Ich habe jedenfalls wieder mit Baxter, Wolf, Edmunds, Rouche und Co. mitgefühlt, mitgefiebert und mitgelitten und jede Sekunde davon genossen. Vor allem Rouche hat sich mir ins Gedächtnis gebrannt. Sie sind mir in den drei Bänden, die jetzt hinter mir liegen, so ans Herz gewachsen, dass der Abschied schwerfällt.

Spannung & Atmosphäre (3 Lilien)

„Er verzog das Gesicht. ‚Finlay hat mir mal gesagt, es gibt nur eins, das gefährlicher ist, als ein Mann, der nichts zu verlieren hat: ein Mann, der alles zu verlieren hat.‘“ Seite 244

Da der Fall dieses Mal nicht so düster, aufregend und rätselhaft war wie gewohnt, litt leider die Spannung. Die Atmosphäre ist nicht so dicht, der Plot ist weniger wendungsreich (er beinhaltet eher kleinere unerwartete Twists) und hält dieses Mal nicht so viele Überraschungen bereit. Zudem habe ich manche Dinge leider schon zu früh erraten, weshalb das Miträtseln nicht ganz so viel Spaß gemacht hat wie bei den ersten Bänden. „Wolves“ ist nicht so atemlos spannend wie Band 1 und 2, dennoch blieb ich immer neugierig und wollte wissen, wie es weitergeht.

Feministischer Blickwinkel (3 Lilien)

Positiv möchte ich anmerken, dass das Buch (knapp, aber immerhin) den Bechdel-Test besteht, dass es einige sensible Männer gibt und dass es einige starke weibliche Figuren gibt. Zudem wird an einer Stelle Sexismus kritisiert. Manchmal werden Geschlechterstereotypen gebrochen, in anderen Momenten werden sie leider unbewusst reproduziert. Ein Beispiel: Eine Ehefrau besorgt ein Geschenk für den Freund ihres Mannes. Dieser hat sich so wenig damit beschäftigt, dass er erst auf der Feier fragt, was sie ihm eigentlich schenken (Stichwort: unfaire Verteilung der „Mental Load“). Zusätzlich ist das Geschlechterverhältnis der Hauptfiguren unausgewogen, hier ist also noch Luft nach oben. Auch fehlen mir Frauen in Führungspositionen. Außerdem werden einige Male frauenfeindliche Beschimpfungen (Miststück, Bit++, Schlam++, Zicke) verwendet, was als problematisch einzustufen ist. Allerdings ist das Buch zumindest trotz einer Frau, die ihren Freund betrügt, frei von Slut Shaming, was schön ist.

Mein Fazit

Mit „Wolves“ hat Daniel Cole seine großartige Trilogie zu einem gelungenen Ende geführt, auch wenn der letzte, durchaus unterhaltsame Band etwas hinter den Erwartungen und hinter den Vorgängerbänden zurückbleibt. Überzeugen können wieder der flüssige, angenehme Schreibstil, der sowohl in spannenden als auch in emotionalen Momenten punkten kann, die lebendigen Dialoge und die tiefgründige Behandlung von Themen wie Schuld, Freundschaft und Liebe. Eine der größten Stärken dieses Thrillers war auch dieses Mal der Humor: Egal ob Situationskomik oder amüsante Wortgefechte – immer wieder musste ich schmunzeln oder laut auflachen. Jedoch hat der Thriller leider auch Schwächen: Während Band 1 und 2 uns mit spektakulären, düsteren Fällen verwöhnt haben, enttäuscht der mittelmäßig spannende, ruhige und bodenständige Fall dieses Mal ein wenig. Unter dem wenig wendungsreichen und etwas vorhersehbaren Plot leiden Spannung und Atmosphäre. Unvergesslich machen die Thriller-Reihe um Wolf und Baxter jedoch die liebevoll ausgearbeiteten, komplexen und dreidimensionalen Figuren. Sie sind mir in den drei Bänden, die jetzt hinter mir liegen, so ans Herz gewachsen, dass der Abschied schwerfällt. Für mich steht fest: Egal was Daniel Cole als Nächstes schreibt – ich bin wieder an Bord und kann es kaum erwarten! Auch wenn der letzte Band ein paar Schwächen aufweist, gibt es von mir dennoch eine Leseempfehlung – und zwar gleich für die ganze Reihe. Aber – und das ist ganz wichtig! – fangt unbedingt mit Band 1 an und lest die Bücher nach der Reihe! Es gibt so viele Anspielungen, die ihr sonst nicht verstehen werdet, was euren Lesespaß drastisch reduzieren würde.

Bewertung

Idee: 3 Lilien  
Inhalt, Themen, Botschaft: 3-4 Lilien
Umsetzung: 4 Lilien
Worldbuilding: 5 Lilien
Einstieg: 5 Lilien ♥
Schreibstil: 5 Lilien ♥
ProtagonistInnen: 5 Lilien ♥
Nebenfiguren: 5 Lilien ♥
Spannung: 3 Lilien
Atmosphäre: 4 Lilien
Ende / Auflösung: 5 Lilien ♥
Emotionale Involviertheit: 5 Lilien ♥
Feministischer Blickwinkel: 3 Lilien

Insgesamt:

❀❀❀❀  Lilien

Dieses Buch bekommt von mir knappe 4 Lilien!