Rezension

Unvollständig

Seelenschnitte - Claudia Giesdorf

Seelenschnitte
von Claudia Giesdorf

Bewertet mit 5 Sternen

„Seelenschnitte“ von Claudia Giesdorf ist … heftig. Es ist ein sehr emotionales, aufwühlendes Buch, das mich mitunter stark mitgenommen hat. Und das passiert mir wirklich selten. Das hat mich schockiert. Aber auf positive Art und Weise.

 

Das Cover gefällt mir sehr gut. Ich finde es sehr stimmig, obwohl man bei dem abgebildeten Mädchen vielleicht eine etwas jüngere Protagonistin erwartet.

 

Die Wortwahl der Autorin ist sehr detailliert und bildhaft. Wahrlich wortgewandt jongliert sie uns durch die doch etwas verworrene Geschichte. Der Anfang des Buches weckt das Interesse und auch wenn der Schreibstil sehr durchdacht und gut ist, ist mir der Einstieg in die Story etwas schwer gefallen, da es sich nicht leicht und flüssig liest. Was aber auch beabsichtigt ist, denn das Buch ist auch alles andere, als eine leichte Geschichte für Zwischendurch. Man muss sich Zeit nehmen, das ganze auf sich wirken lassen und versuchen, die Protagonistin wirklich zu verstehen. 

In Ich-Perspektive leitet uns die Autorin durch Victorias Geschichte. Deswegen, und da die Protagonistin zerbrochen wirkt, ist es ab und zu schwierig ihren Gedankensprüngen zu folgen. Auch wenn sie oft schlüssig wiedergegeben werden, ist es definitiv kompliziert. Man spürt diese innerliche Zerrissenheit.

Die Geschichte wartet mit einigen genialen Wendungen auf und führt einen des Öfteren in die Irre. Oft weiß man nicht, was wahr ist und was nicht. Aber mit der Auflösung hatte ich auf keinen Fall gerechnet. Das fand ich gut gemacht und wirklich intelligent gelöst. Hut ab. Gut fand ich auch, dass das Ende rund und abgeschlossen war. Fast ging ich von einem offenen Ende aus. Und auch wenn ich es mag zu spekulieren, ist es mir doch lieber, ich hab ein eindeutiges Ende vorliegen. 

 

Ich weiß nicht, ob ich die Protagonistin, Victoria, mag. Einerseits leidet man sehr viel mit ihr und gerade junge Mütter werden bei der Lektüre wohl paranoid werden. Andererseits ist sie oft sehr extrem, was ich zwar nachvollziehen, aber nicht selbst erleben möchte. Wenn man das Buch fertig liest, kann man ihr Handeln aber auch zu 100% verstehen. 

 

Das Buch ist eine aufwühlende, mitreißende, verwirrende Geschichte, mit einer Protagonistin, die von einer ganz selbstverständlichen Furcht getrieben wird: Die Angst vor dem Verlust des eigenen Kindes. 

 

Mir hat das Buch wirklich gut gefallen. Nicht selten klebte ich an den Seiten, weil ich wissen musste, wie es weitergeht. Aber mindestens genauso oft, war mir die Geschichte zu heftig, dass ich sie erstmal kurz weglegen und das Gelesene verdauen musste. Wer auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle steht, und sich vor düsteren Themen nicht zurückschrecken lässt, sollte unbedingt einen Blick auf diesen Psychothriller riskieren.