Rezension

Unvorhersehbar und spannend. Ein wirklich gelungener Abschluss.

Die Vereinten - Caroline Brinkmann

Die Vereinten
von Caroline Brinkmann

Wofür wirst du dich in Zeiten des Umbruchs entscheiden, wenn er das Ende und du der Neuanfang bist?

Nach dem grandiosen Vorgänger „Die Perfekten“ findet diese Geschichte und die dabei erzeugte Welt nun in „Die Vereinten“ ihren Abschluss.

Nichts ist mehr, wie es war. Rain wird von einer Ghost zu einer Gesegneten, erfährt, was denn so alles in diesem System schief läuft. Die Konflikte zwischen den Privilegierten der Genstufe 1, den Gesegneten gegen die Rebellen spitzen sich zu, es ist schon lange nicht mehr sicher, wem man eigentlich wirklich noch vertrauen kann.

So soll Rain also Werte vertreten und ein Leben teilen, die sie nicht einmal wirklich teilt, muss mit dem Verlust ihrer vielleicht einzigen Verbündeten Storm, bei der sie aufgewachsen ist, während Larks Beine wahrscheinlich nie wieder richtig funktionstüchtig sein werden.

Doch Zeit bleibt ihnen nicht wirklich viel, denn die Spines agieren immer noch stark im Untergrund und zusätzlich scheint auch noch etwas anderes, außerhalb Hopes in die Stadt vordringen zu wollen…

Allein das Cover gefällt mir erneut sehr, ist es doch eigentlich auch das gleiche. Beim ersten Band war ihr Gesicht dadurch, dass sie als Ghost in Grey lebte von einer Kapuze verdeckt, wohingegen ihre Haare hier regelrecht leuchten und ihre Augen richtig zur Geltung bringen, geht es doch bei den Auftritten der Gesegneten stets darum, sie fast schon als übernatürlich, eben auch äußerlich perfekt darzustellen.

Nun aber zu den Figuren:

Rain begegnet uns am Anfang voller Trauer und braucht einige Zeit, um wieder zu ihrer alten Stärke zurückzufinden. Da sie als Gesegnete auch wenig Kontakt gesellschaftlich abgestuften Rose und Lark hat, kommt sie sich ziemlich allein und verlassen vor, in der doch sehr oberflächlichen „Welt“ der Gesegneten. Ich konnte sie verstehen, war dann aber zum Ende hin doch froh als sie langsam wieder zu sich selbst zurückfand. Die Geschichte drehte sich dann doch etwas im Kreis und ließ natürlich erst einmal der fantastischen Spannung des ersten Bandes keinen Platz. Danach entdeckt man in ihr aber wieder die taffe Rain, die ich doch so in Band eins geliebt habe.

Am Anfang erlebt man dann zuerst nur in den Kapiteln aus Larks Perspektive neue Geheimnisse, sodass sich die Spannung langsam aufbaut. Trotz seiner veränderten Lebensumstände, die ihn so sehr einschränken und er sich oftmals nur als Last empfindet, bedeutet ihm Rose weiterhin alles und tut dementsprechend alles, um sie zu beschützen. Auch Rain dringt immer weiter in sein Herz vor. Die Autorin schafft es in dieser sehr düsteren Welt mit einzelnen Szenen weiterhin eine sehr glaubhafte Liebe zwischen Rain und Lark zu vermitteln, was mir unglaublich gefällt. Es braucht nicht immer einen Wechsel zwischen den eigenen Gefühlen und den Entwicklungen in der fiktiven Welt, wenn doch auch einzelne Kapitel diesen Fakt authentisch übermitteln können und das ist für mich eine Kunst der Autorin! <3

Egal, wem man begegnet, erlebt man doch immer wieder authentische Charaktere, die dadurch, dass fast alle manchmal etwas überspitzt wirken, nicht übertrieben dargestellt sind. Des Weiteren begegnen uns zu Beginn der Abschnitte die Wächter Mur und Cem, die mir sympathisch geworden sind. Mit Cassian und Rains Umgang ihm gegenüber konnte ich mich nicht immer anfreunden. Er hatte es aber auch schwer, da Storm, etc. in Band eins einfach legendär waren und wenig Platz für vergleichbare Charaktere boten.

Dafür gefiel mir aber Morpheus umso mehr, der des Öfteren, die Stimmung zu entspannen wusste.

Ja und natürlich last but not least Rose. Sie ist und bleibt einfach eine meiner Lieblingscharaktere, da sie oft so gefasst, sogar teilweise stärker als Rain und Lark ist, aber mit ihrer immer noch kindlichen Art oft so optimistisch und mutig ist, die anderen damit aufzuheitern weiß.

Wie bereits erwähnt, kommen auch hier wieder immer neue Informationen dazu, die sich dann irgendwie zu neuen Wendungen in der Geschichte verbinden und den Fortgang schwer erahnen lassen.

Was mir auch wieder super gefällt, ist der dystopische Aspekt mit der Gesellschaft. Viele haben nur sich im Blick, ohne zu versuchen, die Situation anderer nachzuvollziehen und zu erkennen, was denn wirklich ein Problem und nicht nur Luxus ist. Auch die Angst vor Veränderung wird hier vor allem zum Schluss sehr deutlich, da viele etwas, das nicht unbedingt von Nachteil sein muss, bekämpfen.

Generell gefällt mir der Schreibstil und die ganzen Ideen dieses Buches wieder sehr und möchte es nicht missen. Gerade das Ende ist irgendwie anders als erwartet und vielleicht auch gehofft, deswegen aber nicht schlecht, sondern einfach nur ein sehr schöner Abschluss, der einen dazu auffordert, sich selbst ein Bild zur Zukunft der Figuren zu machen.

Demnach möchte ich diesem gelungenen Abschluss der Dilogie von Herzen 4 / 5 Sternen geben und neue Bücher der Autorin voller Freude erwarten. ;)