Rezension

Vegane Ernährung als Heilsversprechen

Essen gegen Arthrose - Petra Bracht, Johann Lafer, Roland Liebscher-Bracht

Essen gegen Arthrose
von Petra Bracht Johann Lafer Roland Liebscher-Bracht

Bewertet mit 3 Sternen

Kurzmeinung: Rezepte und Heilsversprechen: eine bedenkliche Mischung.

Dass man mit Ernährung einiges tun kann ist ein alter Hut. Sich gesund ernähren, ist daher niemals falsch. Und die Büchlein von GU sind wirklich praktisch. Doch der Teufel liegt in der Verkaufstaktik. 

In der Einleitung erzählt uns Herr Lafer wie Roland Liebscher-Bracht ihm durch Übungen und Ernährungstipps geholfen habe, wieder schmerzfrei zu laufen und sogar Sport zu treiben. Doch Roland Liebscher-Bracht ist weder Arzt noch Physiologe, sondern hat Wirtschaftswissenschaften studiert. Und was er selber über „seine Methode“ schreibt, lässt rote Signale in meinem Kopf aufleuchten, denn ich bin Heilsversprechen gegenüber äußert misstrauisch. 

 

Anstelle einer Langzeitstudie, die ich natürlich nicht leisten kann, biete ich einige Zitate von Jan Schweitzer aus Zeitonline vom 5. September 2018 über die Liebersche-Pracht-Methode an, sozusagen zur Einstimmung und vorneweg. Man sollte sich diesen sehr lesenswerten Artikel zu Gemüte führen, bevor man sich zu viel verspricht und bitterlich enttäuscht wird. 

 

Jan Schweitzer schreibt: 

„Einen Beweis, dass die Methode … langfristig hilft, gibt es aber nicht. Studien müssen zeigen, dass die Besserungen länger anhalten als ein paar Stunden oder Tage. Und dass die Liebscher & Bracht-Therapie tatsächlich Ursache einer Besserung ist – und nicht bloß ein vorübergehender Placeboeffekt“ 

Weiter geht’s: 

„Liebscher-Bracht erläutert (seine) Theorie mit einem Arsenal an Fachausdrücken, in Wirklichkeit ist sie abstrus. Die Rolle, die er den Faszien zuspricht, ist durch nichts belegt. Dass Elektrosmog weder Arthrosen noch Rückenschmerzen verursacht, ist wissenschaftlicher Konsens.“

 Jetzt rede wieder ich:

Die vorgestellten und empfohlenen Nahrungsmittel und Rezepte basieren auf: Algen, Äpfeln, Artischocke, Avocado, getrockneten Bohnen, Brokkoli, Vollkornbrot, Buchweizen, Erbsen, Erdnüssen, Grünkohl, Hafer, Himbeeren, Kakao, Kartoffeln, Leinsamen, Linsen, Maronen, Meerrettich, Oliven, Pilzen, Quinoa, Vollkorn oder Wildreis, Rote Beete, Rucola, Sprossen, Tomaten und Walnüssen. 

 

Das sind die Nahrungsmittel, die helfen (sollen). Hm, lecker. Es sind allesamt wohlschmeckende und gesunde Lebensmittel. (Na gut, ich mag keinen Meerrettich). Es kann nicht schaden mit ihnen zu arbeiten und sich einige der Rezepte anzueignen. Diese werden ansprechend präsentiert und sind relativ leicht handzuhaben. Blütenzucker, Kokuszucker und Birkenzucker kenne ich nicht, man kann diese Zucker sicher problemlos austauschen. 

Meine Lieblinge sind Apfel-Sauerkraut-Salat mit Cranberrys, Hafer-Nuss-Porridge mit Apfel, Feigen und Trauben und das Walnuss-Möhren-Brot. Insgesamt sind die Rezepte etwas salat -und müslilastig. 

Fazit: Man fragt sich, wer sich zur Vermarktung vor wessen Karren hat spannen lassen. Abgesehen von der moralisch bedenklichen Heilsversprechen, die zum besseren Verkauf herangezogen werden, schadet keins der Rezepte. Manche sind sicher absolut wohlschmeckend. Und vergan ist sowie so im Kommen.

Aber bitte skeptisch bleiben!

Kategorie: Lebenshilfe. Kochbuch
Verlag. Gräfe und Unzer, 2020

Kommentare

lesesafari kommentierte am 13. Mai 2020 um 22:08

Histaminarm, viele Ballaststoffe und alles, was den Blutzucker langsam ansteigen lässt bzw. lange konstant bleiben lässt.

Letzte Woche war Ernährung und Arthrose Thema beim Ernährungs... (check/doktor) vom WDR. Bestimmt noch in der Mediathek. Sie empfahlen entzündungshemmende Lebensmittel.

wandagreen kommentierte am 14. Mai 2020 um 09:30

Die Features der Ernährungsdocs sind gut! Es ist ja nicht so, dass man mit Ernährung gar nichts machen könnte - doch, man kann. Aber diese Liebscher-Bracht-Methode ist unseriös. Selbst wenn Teile davon helfen .. ist hauptsächlich auf persönliche Bereicherung ausgerichtet und die Kombination von beidem hier, ist unlauter.

lesesafari kommentierte am 14. Mai 2020 um 11:19

Von Wirtschaft zu Ernährung, das ist schon ein waghalsiger Sprung.
Hauptsache da steht was drin, das schmeckt. ;)