Rezension

Verbotene Liebesgeschichte

Uns gehört die Nacht
von Jardine Libaire

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Jamey bewundert die Sternschnuppen ihres Geists, die pudrige Galaxy ihrer Gedanken."

Worum es geht:  

In dem Moment als Elise Perez Jamey von Gegenüber sieht weiss sie: Er ist es. Obwohl sie Nachbarn sind, könnten beide nicht unterschiedlicher sein. Unter harten Umständen wuchs sie in Conneticut mit einer Teenagermutter, Gewalt und Drogen auf. Jamey dagegen ist einziger Erbe eines Bankimperiums, schon fast Blaublütig und über alle Maßen priviligiert. Während sie ihren Platz im Leben sucht, ist er kurz vor einer Depression und dem hinschmeissen der Uni als sie sich kennenlernen. Fasziniert von ihr und sexuell angezogen stürzen beide Kopfüber in ein Jahr, das ihrer beiden Leben verändern wird. 
Meine Meinung: 

Es startet mit Sex, der einen Sache die Elise kennt und mit der sie weiss, wie sie ihn rumkriegen kann. Grosses Interesse scheint er meistens kaum zu haben, keine Dates, keine Parties mit Freunden, nur Sex. Aber Elise ist Geduldig. Schliesslich will sie Jamey, und zwar alles, das Gesamtpaket. Was sie tatsächlich nicht will, und was sie smypathischer macht ist sein Geld. Sie will Liebe, Partnerschafft, die rosarote Brille aus den Filmen. Knisternd erstrickt sich eine Art Beziehung, Jamie der zum ersten Mal eine erfüllende Sexualität erfährt ist verstört von seinen Gefühle für sie. Er weiss, dass sie unter seiner Liga ist, er Probleme kriegen wird, und eigentlich auch gar keine Gefühle für sie hat. Oder doch? Langsam schleichen sich die Schmetterlinge im Bauch ein.
Uns gehört die Nacht ist hard und ehrlich. Klar geschrieben mit wundervollen Sinnbildern, weiss die Autorin beim Leser einzudringen. Seite für Seite begleitete ich Elise und Jamey in ihrer Obsession füreinander. Für Elise gibt Jamey alles auf. Während man das Gefühl hat, das Elise die Beziehung selbst ruinieren könnte ist es vor allem das Umfeld der Beiden, die es ihnen schwer machen. Dementsprechend näher wachsen beide und Jamey wird trotzig. Macht Reichtum glücklich? Jamey ist dabei dies herauszufinden. Liebt er sie eigentlich? Eine Frage die mir oft kam.
Das Lebensgefühl der 80er Jahre in New York wurde für mich zu einem weiteren Protagonisten. Libaire hat ein Gefühl dafür in kleinen Details eine Zeit zum Leben zu erwecken. In kleinen und grossen Eskapaden vergeht ein Jahr. Die Autorin schreckt vor wenig zurück. Drogenmissbrauch und Homosexualität werden Thema, eben so sehr wie den Wert eines Menschen trotz Strafregister oder Abtreibungen. Einzig das Thema von Elise's gemischrassiger Abstammung, die paar mal nebenbei erwähnt wird kam mir zu kurz. Dieser Umstand hätte mehr Probleme verursachen müssen, dachte ich.
Aber das ist prinzipiell ein Problem. Die Autorin lenkt in eine Richtung, baut Erwartungen auf, spielt Details mit ein die die Vorfreude aufbauschen nur um mich als Leser dann fallen zu lassen. Wie lange habe ich auf den Showdown hingelesen... 
So einnehmend die Geschichte auch war, ich hätte der Autorin mehr Mut zum Schluss gewünscht. Ich mein, es ist ja toll, dass man immer wieder überrascht wird, weil man was anderes erwartet hat, aber wenn meine Erwartung, in meinen Augen, besser gepasst hat? Dann finde ich den "Easy Way Out" nicht mehr toll. Oberschicht trifft auf Unterschicht, diese Rome und Julia Story vermisst aber noch etwas: Liebe. Leider hat es die Autorin nicht geschafft mir glaubhaft zu vermitteln dass die beiden ineinander verliebt sind. Ich wüsste, abgesehen davon, dass Jamey sexuall unerfahren war und Elise eben nicht und ihm viel Sex besorgte, auch gar nicht was er an ihr fand. Problematisch wird es wenn selbst Jamey dazu nichts zu sagen weiss. Die Figuren erledigen eine Handlung nach der anderen, aber Gefühle gab es keine. Dafür umso mehr Atmosphäre. Man kann halt leider nicht alles haben.
Elise und Jamey waren in meinen Augen beides Antihelden, keine besonders sympathischen Menschen, und der Stil Libaires sehr hard. Als Leser darf man nicht zimperlich sein. Viel wird explizit beschrieben, und Sex gibt es einigen in dem Buch. "Uns gehört die nacht" ist aber auch ein Buch an das man sich lebhaft erinnern kann. Szenen die hängen bleiben als wäre es eigene Erinnerungen. 

">Ich tue alles auf der Welt für dich.< sagt sie leise.
Ihre Hand liegt flach auf seinem Bauch.
Und er hasst sie."