Rezension

Verbrannte Asche

Das Ungeheuer
von Terézia Mora

Bewertet mit 4 Sternen

Einigen dürfte Darius Kopp schon aus „Der einzige Mann auf dem Kontinent“ bekannt sein. Ein etwas oberflächlicher Typ, zunächst ein Wendegewinnler, doch nun eher ein Looser. Nicht besonders sympathisch, allerdings würde man ihm doch ein anderes Schicksal gönnen, denn seine Frau Flora hat sich vor fast einem Jahr umgebracht und über diesen Schlag kommt er nicht hinweg. Er verkriecht sich in seiner Wohnung und später wird er von einem Freund aufgenommen. Erst als er die Übersetzung von Floras Tagebuch, das sie in ihrer Muttersprache Ungarisch verfasst hat, rafft sich Kopp wieder etwas auf. Er will Floras Heimat besuchen und vielleicht herausfinden weshalb sie sich das Leben nahm.

 

Darius’ Leid am Tod seiner Frau lässt sich beim Lesen mitfühlen, keine Hilfe ist in Sicht. Gerade eine Selbsttötung ist für die Hinterbliebenen schwer zu verarbeiten. Oft macht man sich Vorwürfe, warum man nichts gemerkt oder getan hat. Man empfindet aber auch Wut, weil der Verstorbene nicht geredet hat, keine Hilfe suchte und schließlich seine Lieben einfach so im Stich ließ. Beinahe kann einem Darius Kopp sympathisch werden. Man meint ihm den Aufbruch gönnen zu wollen, seine Reise zu Flora und ihren Wurzeln. Ihre Depression, unter der sie wohl schon seit Ewigkeiten litt, ließ letztlich keine Heilung zu, eine chronische Krankheit, die mit dem Tode endete. Das Tagebuch bietet eine Einblick in ihren Kampf um psychische Gesundheit und ihr langsames Scheitern. Zu seiner Enttäuschung kommt Darius kaum darin vor, was also mag er ihr bedeutet haben. Doch auch Darius muss sein Tal durchwandern, manchmal könnte Hoffnung bestehen, dann wieder kommt eine Phase der Ziellosigkeit, des aus dem Auge verlieren des eigentlichen Zweckes. 

 

Beginnt die Erzählung zunächst wirklich hervorragend, einfühlsam die Trauerarbeit beschreibend, so wandelt sie sich im Verlauf auch nach mehrmaligen Lesens einiger Passagen in etwas Unverständliches, Verschwurbeltes. Sicher ist es wahrscheinlich genau das, was nach einem Suizid bleibt. Dennoch wünschte man als Leser etwas mehr Klarheit, um die Andeutungen eine Richtung zu geben. So ist dieser Roman zwar ergreifender als sein Vorgänger, lässt aber doch das letzte Quentchen vermissen. Die Art, die Seiten des Buches in einen oberen Darius-Teil und einen unteren Floras-Tagebuch-Teil aufzuteilen, gibt dem Buch etwas eigentümlich besonderes, was das Lesen zwar etwas verlangsamt, dafür aber die Aufmerksamkeit erhöht - ein echter Pluspunkt.