Rezension

Verdienter Gewinner des niederländischen Thrillerpreises

Hingabe - Esther Verhoef

Hingabe
von Esther Verhoef

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Neubeginn – darauf hofft Margot Heijne. Die junge Frau hat eine schwierige Trennung hinter sich. Nun will sie ihr Leben neu ordnen und ihr Selbstvertrauen zurückgewinnen. Alles wirkt perfekt, als sie auf den ebenso schillernden wie verführerischen Kunstfotografen Leon trifft. Margot lässt ihr altes Leben Hals über Kopf hinter sich: Sie kündigt ihren Job, zieht nach Amsterdam in Leons Loft und wagt den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit. Doch die neue Freiheit ist trügerisch. Davon berauscht, die eigenen Träume zu verwirklichen, überschreitet Margot unwissentlich gefährliche Grenzen. Ohne es zu ahnen, ist sie Marionette in einem Spiel der Manipulationen geworden. Einem Spiel, das jemand mit tödlichem Ernst betreibt und das sie das Leben zu kosten droht. Soweit der Klappentext zu „Hingabe“, dem neuen Buch von ESTHER VERHOEF.

Eine (Ent)-Spannungslektüre der besonderen Art bietet der neue Thriller der niederländischen Autorin. Sie schreibt in der Ich-Perspektive und in der Gegenwart. Und ihr Buch beginnt direkt mit einem Mord. Außerdem lässt sie den Leser von Anfang an teilhaben am Alltag, der beruflichen Selbstverwirklichung ihrer Protagonistin Margot und besonders an deren Liebesleben. Die Autorin schreibt in einigen Passagen unverblümt erotisch, ohne jedoch vulgär zu wirken. Denn darum geht es letzten Endes: um die Hingabe an den erotisch dominanten Fotografen Leon Wagner, über den auch der Leser – genau wie Margot – erst nach und nach bruchstückweise mehr erfährt. Er ist einer der Schlüssel zu Margots neuer Welt: Raus aus dem spießigen Bürgertum hinein die quirlige Welt der Künstler. Er bringt sie dazu, Grenzen – auch in sexueller Hinsicht - zu überschreiten, die ihr bislang diktiert wurden. Aber ihre anscheinend neu gewonnene Freiheit täuscht: eine andere und subtilere Art von Kontrolle greift nach der jungen Frau bis sie sogar in das Visier des Mörders gerät. Denn Leons frühere Freundin Edith glich Margot aufs Haar – aufs rote Haar! Und Edith hatte überraschend Selbstmord begangen.
Immer wieder parallel zu Margot wechselt die Autorin die Sichtweise und schreibt, ebenfalls in Ich-Form, aus der Perspektive des psychopathischen Killers (im Buch gekennzeichnet durch eine eigene Kapitelnummerierung und ein anderes Schriftbild) was den Spannungsbogen noch erhöht. Eine außergewöhnliche und plastische Erzählweise kennzeichnet den Stil von ESTHER VERHOEF. Sie nutzt diese Möglichkeit, den Leser selbst immer tiefer in das Geschehen mit einzubeziehen, um dann ein unerwartetes Ende zu präsentieren. Ein Buch, das man vor diesem Ende ungern aus der Hand legen möchte, verdienter Gewinner des niederländischen Thrillerpreises. Schön ist auch, dass man hier eine gebundene Hardcover-Ausgabe in Händen hält, die ihren Platz im Bücherregal eines jeden Krimiliebhabers finden wird.