Rezension

Verdienter Hype, hat alle Erwartungen übertroffen

Die Tribute von Panem 1. Tödliche Spiele - Suzanne Collins

Die Tribute von Panem 1. Tödliche Spiele
von Suzanne Collins

Klappentext:
Nordamerika existiert nicht mehr. Kriege und Naturkatastrophen haben das Land zerstört. Aus den Trümmern ist Panem entstanden, geführt von einer unerbittlichen Regierung. Alljährlich finden grausame Spiele statt, bei denen nur ein Einziger überleben darf. Als die sechzehnjährige Katniss erfährt, dass ihre kleine Schwester ausgelost wurde, meldet sie sich an ihrer Stelle und nimmt Seite an Seite mit dem gleichaltrigen Peeta den Kampf auf. Wider alle Regeln rettet er ihr das Leben. Katniss beginnt zu zweifeln - was empfindet sie für Peeta? Und kann wirklich nur einer von ihnen überleben? Eine faszinierende Gesellschaftsutopie über eine unsterbliche Liebe und tödliche Gefahren, hinreißend gefühlvoll und super spannend.

Einordnung:
- Tödliche Spiele (Teil 1)
- Gefährliche Liebe (Teil 2)
- Flammender Zorn (Teil 3)

Rezension:
An dieses Buch bin ich mit gemischten Gefühlen heran gegangen. Die allgemeine Begeisterung für „Die Tribute von Panem“ war ja nun nicht gerade gering und normalerweise begeistern mich die Geschichten, um die es den größten Hype gibt, am wenigsten. Auch der Film hat keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Zum Glück hat mich das Buch aber von Anfang an in der Hand gehabt.
Gleich zu Beginn bin ich darüber gestolpert, dass das Buch im Präsens geschrieben ist. Das mag ich im Normalfall überhaupt nicht, aber die Autorin hat es als geniales Stilmittel eingesetzt. Jedes Jahr müssen bei den sogenannten Hungerspielen ein männliches und ein weibliches Tribut aus jedem der zwölf Distrikte gegeneinander antreten. Diese Spiele sind eine Strafe dafür, dass die Distrikte einen Aufstand gegen das herrschende Kapitol angezettelt haben. In der eigens dafür errichteten Arena müssen die Tribute nicht nur tagelang in der freien Natur durchhalten, sondern sich auch gegenseitig töten. Denn nur ein Tribut darf überleben.
Ich-Erzählerin Katniss ist das weibliche Tribut aus Distrikt 12. Normalerweise kann davon ausgegangen werden, dass der Protagonist ohnehin überlebt. Doch da diese Erzählperspektive verbunden mit dem Präsens theoretisch nur genutzt wird, wenn der Erzähler am Ende stirbt, schmeißt das alles über den Haufen. So ist nämlich keinesfalls klar, dass Katniss das siegreiche Tribut sein wird.
Doch das Tempus ist nicht der einzige Faktor, der die Spannung erhöht. Dank der allumfassenden Möglichkeiten der Spielleiter, Temperaturen zu ändern, Naturkatastrophen auszulösen und Bestien in die Arena zu schicken, bleibt immer ungewiss, wann Katniss die nächste Gefahr droht und wie sie aussehen wird. Außerdem gibt es noch weitere sympathische Charaktere, die allesamt auf der nächsten Seite des Buches sterben könnten. Vielleicht sogar durch Auseinandersetzungen untereinander. So bleibt kaum Zeit zum Durchatmen, denn es gibt immer jemanden, um den der Leser bangen kann.
Einer dieser sympathischen Charaktere ist Peeta Mellark, das männliche Tribut aus Distrikt 12. Die Geschichte um ihn und Katniss ist komplex und undurchschaubar, vor allem, da die beiden selbst auch nicht wissen, woran sie sind. Die grundlegende Idee ist es, dass die beiden, um Sponsoren zu bekommen, das tragische Liebespaar spielen, denn schließlich kann nur einer von ihnen überleben. Da sie von Sponsoren mit wichtigen Dingen wie Nahrung und Medizin versorgt werden können, ist es lebenswichtig, dass sie ihre Rollen überzeugend spielen. Doch die Grenzen zwischen Heuchelei und Realität verschwimmen immer wieder und immer weiter. Da Katniss die Ich-Erzählerin ist, gibt es gute Einblicke in ihre Gedanken und Gefühle. Doch bezüglich Peeta habe ich meine Meinung, ob er seine Aussagen nun tatsächlich so meint oder bloß eine riesige Show für das Publikum abzieht, bis zum Schluss ständig geändert.
Diese Verwirrung ist nur ein Teil, der die Geschichte so unglaublich authentisch macht. In dem Zusammenhang sind mir besonders Katniss‘ Verletzungen im Kopf geblieben. Sie stammen nicht alle von dramatischen Schlachten mit anderen Tributen, sondern auch von Wespen, Feuer und Durst. Das Überleben in der freien Natur ist kein Zuckerschlecken. Diese Probleme, die mit den anderen, mordlüsternen Tributen überhaupt nichts zu tun haben, haben mir besonders gefallen.
Ehrlich gesagt, haben sie mir sogar so gut gefallen, dass ich mir überlegt habe, wie meine eigenen Überlebenschancen denn wohl aussehen würden. Da ich ein absolutes Leichtgewicht bin, käme ich wohl höher auf die Bäume als die anderen. Mit Pfeil und Bogen kann ich halbwegs passabel umgehen. Ich treffe aus mittlerer Entfernung unbewegte Ziele. Immerhin. Da sind meine Talente aber auch schon ausgereizt. Ich denke, ich kann froh sein, dass ich über das Alter hinaus bin, in dem ich ein Tribut werden könnte. Diesen Kampf überlasse ich lieber den Tributen der 74. Hungerspiele.

Fazit:
Ich bin so begeistert, ich konnte überhaupt nicht mehr mit dem Lesen aufhören. Das Land Panem ist faszinierend und es gibt immer neue Dinge zu lernen. Mehr als einmal habe ich gestaunt über die Menschen, das Leben dort und die Hungerspiele. Es mangelt dem Buch von vorn bis hinten nie an Spannung, doch immer wieder gibt es Momente zum Lächeln, zum Weinen und Szenen, in denen mir eine Gänsehaut über den Körper gekrochen ist. Diese Geschichte hat meine Erwartungen weit übertroffen. Deshalb gibt es für „Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele“ alle fünf Schreibfedern.