Rezension

Vergangenheit und Gegenwart

Café der Nacht - Susann Julieva

Café der Nacht
von Susann Julieva

Bewertet mit 5 Sternen

Mir gefällt das Cover. Es passt perfekt zur Geschichte. Das auf alt getrimmte Bild, auf der rechten Seite eine alte Bar, links ein junger Mann. Total schön!

Der Titel bezieht sich auf den Kernort der Handlung und beschreibt einen Wendepunkt im Leben aller handelnden Personen. Sehr gut!

Die Handlung ist spannend und abwechslungsreich. Aktuelle Sequenzen wechseln sich mit vergangenen ab, wodurch man der Wahrheit schrittweise näherkommt. Die Einzelschicksale stehen klar im Vordergrund. Das gefällt mir sehr, da man so die Personen besser kennenlernt. Man kommt ihnen ernsthaft näher. Maxim als Hauptperson und der personale Erzähler, welcher am häufigsten zu Wort kommt, ist natürlich derjenige, mit dem man sich am meisten identifizieren kann.
Auch das Leben als junger Künstler wird beleuchtet, obwohl Maxim selbst keiner ist. Dieses Flair hat mir besonders gut gefallen. Ich würde auch gerne mal an einem Ort wie diesem Café leben. Selbstverständlich ist es kein leichtes Leben, aber wo ist es das schon? Man lernt sich und andere und das Leben kennen und findet seinen Weg. Einen Ort und die richtige Gemeinschaft dafür braucht eigentlich jeder junge Mensch, auch wenn viele dies nicht bekommen.
Es geht also ums Erwachsenwerden und Herausfinden, wer man ist und was man will. Darum, wie man mit Wendepunkten im Leben umgehen soll. Um die erste Liebe und unterschiedliche Lebensentwürfe. An dieser Stelle kann ich auch nochmal erwähnen, dass es eine zarte Liebesgeschichte zwischen Monroe und Maxim gibt, diese aber nicht allgegenwärtig ist und auch nicht die ganze Handlung für sich einnimmt. Ich hätte mir fast mehr davon gewünscht, weil man die Magie in der Luft gespürt hat, die die Liebe so mit sich bringt.

 

"Ihre Reiseschilderungen waren so lebendig, dass die eigenen Gedanken den ihren lustig hinterherflatterten, gerade so als ob sie alles selbst miterleben wollten." 
(eBook, 26%, Position 1929)

Dieser Roman ist ganz anders als die "Bösen Jungs" oder "Vielleicht für immer". Der Stil ist sehr viel blumiger, magischer und poetischer. Aber das passt zur Atmosphäre. Schließlich sind die Hauptpersonen Künstler jedweder Art: Schauspieler, Maler, Tänzer... Der lockere, etwas flapsige Ton, den die Autorin in ihren anderen Werken an den Tag legt, hätte zu dieser Geschichte einfach nicht gepasst. Außerdem liebe ich es total, wenn Künstler zeigen, was sie können. Außergewöhnliche Geschichten sind ein großes Plus.

Fazit: 

Susann Julieva hat es einfach drauf! Ich liebe diese Geschichte sehr und habe immer noch das Gefühl, ihr mit meiner Rezension nicht ansatzweise gerecht zu werden.
Du willst was Philosophisches, Ruhiges, aber auch Anspruchsvolles? Mit diesem Roman machst du nichts falsch!
All-time favourite!