Rezension

Vergiss deine Träume nicht ...

Lieblingsmomente - Adriana Popescu

Lieblingsmomente
von Adriana Popescu

Bewertet mit 5 Sternen

Wochenende. Party. Musik. Tja und Layla, als Fotografin mitten drin im Getummel. Sie ist, wie jeden Freitag oder Samstag, als Partyknippserin unterwegs und versucht so viele gute Bilder zumachen, wie es einfach geht und dann erlebt sie einen unglaublichen Moment. Mitten in der Menge steht ein junger Mann, mit geschlossen Augen, gedanklich weit weg, er lässt sich von der Menge treiben, ohne selbst zu tanzen und Layla hält die Kamera drauf, lässt den Fokus suchen und schießt ein Bild und sie weiß das ist es. Deshalb kommt noch ein zweites und drittes Bild und plötzlich ist er verschwunden, Layla schaut schnell hinter der Kamera hervor und sieht, wie er einen Ellenbogen ins Gesicht bekommen hat und dann ist er weg. An der Bar trifft sie ihn wieder und nimmt sich spontan seiner blutenden Wunde an, es ist der Moment, wo für Beide etwas in Bewegung gerät, was eigentlich nicht so geplant war, denn sie mögen sich auf anhieb. Wie das Schicksal es auch will, begegnen sie sich immer wieder und es wird eine Freundschaft daraus, aber Layla‘s Gefühle spielen trotzdem verrückt. Sie fühlt sich auf einer Art sicher, da sie ja beide einen Partner haben, aber sie merkt auch ,das Tristan etwas in ihr lebendig werden lässt, was sie schon lange vergraben hat, nämlich ihre Träume und Wünsche. Was wird Layla tun? Kann sie ihren Träumen folgen? Und was trägt Tristan mit sich rum, worüber er nicht sprechen mag? Wie nah können sich zwei Menschen kommen, die das eigentlich nicht wollen? Welcher Moment ist wohl ihr Lieblingsmoment?

Ich habe damals das Buch auf Empfehlung gekauft, und wenn ich ehrlich bin, wäre ich sonst daran vorbei gegangen. Ich weiß gar nicht so recht warum, aber es hatte mich im ersten Moment gar nicht angesprochen, aber als ich dann der Empfehlenden in die Augen schaute und diese vor Begeisterung strahlte, musste ich es einfach auch haben. Tja, und wann fängt man so ein Buch an? Ganz richtig, auf einer Zugfahrt nach Stuttgart, denn die Autorin lässt in dieses Buch auch ihre Liebe zu dieser Stadt mit einfließen und sogar ich sehe jetzt Stuttgart mit anderen Augen, das will was heißen. Ich saß also im Zug und fing an zu lesen und merkte schnell, dass mir der Stil richtig gut gefiel und die Geschichte der Zwei einen richtigen Sog hat und man einfach gar nicht aufhören möchte zu lesen. Mir hat diese Ehrlichkeit der Gefühle und dieses innere zerrissen sein total gut gefallen, man konnte sich selber so gut darin rein versetzten und so wurden die Figuren auch Freunde, die man begleitet und nicht nur einfach Buchhelden. Ich fühlte mich den Beiden unheimlich verbunden und wollte das Eine oder Andere Mal auch gerne einschreiten und auch mal jemanden schütteln, oder die Meinung sagen. Dieses Feingefühl für den Moment, dieses Fingerspitzengefühl für den Augenblick war einfach wunderbar zu lesen und auch zu fühlen. Ich spürte oft, wie mich die Geschichte mit wärme durchflutet hat und wie oft sie mich berührte, damit hätte ich nicht gerechnet und umso schöner ist es doch, solche Buchschätze zu finden. Aber fangen wir doch noch mal bei den Personen an.
Ich mochte Layla vom ersten Augenblick an, denn ich konnte mich in einigen Augenblicken gut in ihr wieder erkennen. Ihr Leidenschaft für die Fotografie war einfach bezaubernd zu lesen, ich ertappte mich oft dabei, dass ich mir selber meine Kamera schnappen wollte, um loszuziehen. Dabei fand ich es sehr traurig, dass sie dieses Talent für ihren Freund weg gesperrt hat, weil er nicht wirklich daran glaubt. Denn Oli ist alles andere als ein feinfühliger Mensch, ich habe mich oft beim Lesen gefragt, was die Beiden zusammenhält und nichts gefunden. Aber durch diese Beziehung lässt uns die Autorin sehen wie eingefahren man oft ist und ich glaube vielen geht es so, ohne es wahr zunehmen, oder zu wissen. So war es einfach schön zu lesen, dass Layla so langsam aus ihrem Winterschlaf aufwacht und ihr Leben betrachtet und merkt, nein so möchte sie das nicht. Natürlich ist Tristan nicht ganz unschuldig, er hat das Talent immer das Richtige, zum passend Zeitpunkt zu sagen und oft mit kleinen spontan Aktionen einen Moment zu schaffen, der einen einfach in Erinnerung bleibt. Seien wir mal ehrlich, so einen Typen möchte jede Frau haben, also mir könnte er auch gefallen ...hüstel... Aber Tristan ist trotzdem nicht ganz einfach zu durchschauen, man merkt schnell, dass er was verbirgt und er lässt sich da auch nicht in die Karten schauen. Diese Traurigkeit, die er oft in sich trägt, sein schmerzender Blick, wenn er sich unbeobachtet fühlt, seine melancholische Art und trotzdem schafft er es Layla das Leben wieder lebendig erscheinen zulassen. Sie mitzureißen und ihr das Gefühl zu geben, dass sie an ihre Träume glauben soll und für diese zu kämpfen. Dieses Zwischenspiel der Beiden war einfach wunderschön beschrieben und man litt mit ihnen mit, an manchen Stellen bekommt man feuchte Augen und dann wieder muss man schmunzeln. Eine wunderbare Geschichte und ich bin so froh, dass es noch einen zweiten Teil gibt, denn wir sind hier noch nicht fertig. Man kann aber getrost den ersten Band lesen, ohne unbedingt den Zweiten lesen zu müssen, denn der Schluss ist so geschrieben, dass der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind, aber wer einmal infiziert ist, wird bestimmt auch Band zwei haben wollen.
Eine wunderbare, ehrliche, sympathische und wärmende Geschichte, die oft auch zum Nachdenken anregt, an seine eigenen Träume erinnert und sich den eigenen Alltag näher anzuschauen, um eigene Lieblingsmomente mehr  wahrnehmen zu lassen. Adriana hat mich begeistert und sie sollte nicht mehr länger nur ein Geheimtip bleiben.