Rezension

Vergnüglicher Krimispaß mit britischem Humor

Ein Gentleman in Arles - Gefährliche Geschäfte - Anthony Coles

Ein Gentleman in Arles - Gefährliche Geschäfte
von Anthony Coles

Bewertet mit 3.5 Sternen

REZENSION - „Gefährliche Geschäfte“ ist bereits der zweite Band der Krimi-Trilogie „Ein Gentleman in Arles“ des britischen Autors Anthony Coles, die auf Deutsch im Pendo-Verlag erscheint. Wer allerdings auf knallharte Action wirklichkeitsnaher Thriller hofft, kann nur enttäuscht werden. Vielmehr ist es ein amüsanter Krimispaß, mit leichter Feder und sehr britisch-snobistischem Humor sowie mit Liebe zur südfranzösischen Stadt Arles und deren Bewohner geschrieben. David Gentry und Peter Smith, zwei pensionierte Agenten des britischen Geheimdienstes, die sich selbstverständlich „gemäß britischer Privatschultradition“ trotz jahrelanger Zusammenarbeit nur mit Nachnamen anreden, haben sich kürzlich in Arles zur Ruhe gesetzt. Dumm nur, dass beide Gentlemen ständig in „Mörderische Machenschaften“ (2018) verwickelt werden, wie schon der Titel des ersten Bandes verrät.

Diesmal werden bei einem Einsatz am Strand von Beauduc drei junge Polizisten hinterrücks erschossen – wie sich später herausstellt, von Kameraden der eigenen Einheit –, darunter der Enkel des über 80-jährigen Marcel Carbot. Gentry bittet nun Smith, den Mörder des Enkels zu finden. Bald wird klar, dass es bei dem Vorfall um nationale Interessen Frankreichs geht. Nicht nur die verschiedenen Polizei- und Terrorabwehr-Einheiten sind in den Fall verwickelt, sondern sogar Frankreichs Präsident schaltet sich in die Aufklärung ein. Doch Smith interessiert sich nicht für die Staatsinteressen seines Gastlandes, sondern ihm geht es „auftragsgemäß“ um den trauernden Großvater. Dieser wurde von offizieller Seite getäuscht, es habe sich um einen Unfall gehandelt. Doch Smith, einem Mann von Ehre, fordert Wahrheit und Loyalität dem Alten gegenüber. Und so wechselt der kunstinteressierte Gentleman, der lieber mit seinem Windhund Arthur durch die Gassen der alten Römerstadt spazieren, das landestypische Essen genießen oder sich seiner neuen Liebe Martine widmen würde, zurück in die Rolle des eiskalten Agenten mit scheinbar lebenslänglich gültiger „Lizenz zum Töten“. Organisatorisch unterstützt wird der „Mann fürs Grobe“ von Gentry, der nicht nur über modernste Computer- und Telekommunikationstechnik verfügt, sondern sein altes Agenten-Netzwerk zu nutzen weiß.

Anthony Coles ist kein Krimi-Autor, sondern anerkannter britischer Kunstwissenschaftler. Vor wenigen Jahren veröffentlichte er nach 45-jähriger Forschungsarbeit sein in der Kunstwelt international gelobtes Sachbuch über den deutschen Fotokünstler John Heartfield. Fast scheint es, als habe sich Coles danach mit seiner Krimireihe eine berufliche Auszeit von der Kunst gegönnt. „Gefährliche Geschäfte“ ist so leicht und locker, so mörderisch gut geschrieben, dass man nicht alles so ernst nehmen darf, weil es auch vom Autor gar nicht ernst gemeint ist, und sich einfach amüsieren muss. So sieht man in der Handlung gern über einige „märchenhafte“ Ungereimtheiten hinweg. Allein die Charaktere lassen schon schmunzeln: Peter Smith, der häufiger mit den Schriften des altgriechischen Philosophen Plutarch als mit Freundin Martine ins Bett geht. Oder deren inzwischen 93-jährige Gouvernante, die selbstbewusst nach dem Motto „ich bin alt, aber nicht blöd“ lebt. Wer Sinn für Humor hat und Südfrankreich mag, wird seine Freude an dieser vergnüglich-(ent)spannenden Feierabend-Lektüre haben – vielleicht bei einem Banff Malt Whisky, wie ihn Gentry bevorzugt, oder mit einem verschnittenen Scotch, dem bevorzugten Drink seines Freundes Smith, wenn beide nach getaner Arbeit ihre Partie Schach spielen. Der dritte Band „Tödliche Täuschung“ soll im Mai erscheinen.