Rezension

Verherrlichung einer von Gewalt und Drohungen geprägten Beziehung

Dark Heroine 01 - Dinner mit einem Vampir - Abigail Gibbs

Dark Heroine - Dinner mit einem Vampir
von Abigail Gibbs

Bewertet mit 1 Sternen

Ohne Vorwarnung beugte er sich hinunter, legte seinen Arm hinter meine Kniekehlen und brachte mich zu Fall. Ich landete in seinen Armen und kurz darauf strich kalte Luft über mein Gesicht. Wir flohen aus Varnley - wohin, wusste ich nicht. Ich schloss die Augen und kämpfte gegen die aufwallenden Tränen an. Erst dann dachte ich daran zu schreien. Und genau das tat ich. Ein langer, furchtbarer, markerschüttender Schrei hallte durch die Nacht.
Doch es hatte keinen Sinn. Niemand hatte mich gehört und niemand würde kommen. 

--

INHALT:
Nach einem Abend mit einer Freundin befindet sich Violet allein am Trafalgar Square, als sie plötzlich den Mord an etwa 30 Männern sieht. Voller Angst will sie fliehen - aber die Täter entdecken sie und verschleppen sie kurzerhand zu ihrem Wohnsitz. Und dort erfährt sie, was sie sind: Vampire! Violet fürchtet sich vor ihnen, doch nach einiger Zeit kann sie gleichzeitig nicht leugnen, dass sie sich vom schönen Kaspar angezogen fühlt. Aber andere Wesen trachten ihr noch immer nach dem Leben...

MEINE MEINUNG:

SCHREIBSTIL
Es ist nicht schwierig zu bemerken, dass die Autorin beim Verfassen des Romans erst junge 16 Jahre alt war - denn ihre Art zu schreiben ist noch sehr weit davon entfernt, perfekt zu sein. Das erwarte ich in dem Alter auch gar nicht, aber bei einem gedruckten Buch sollte doch eine gewisse Qualität vorhanden sein. Die Beschreibungen der Umgebungen sind auch in der Tat recht gut und ansprechend gelungen, der Rest jedoch überzeugt gar nicht. Die Dialoge wirken plump und sehr unausgereift, die Jahrhunderte alten Vampire unterhalten sich wie Jugendliche, die gerade einer Reality-Soap entflohen sind. Die Gedanken der Protagonistin, die aus der Ich-Perspektive erzählt, sind naiv und sollen wohl schlagfertig wirken, verfehlen dieses Ziel jedoch weitestgehend. Und oft macht Abigail Gibbs auch den Fehler, von einem Strang zum nächsten zu springen, ohne einen guten Übergang erkennen zu lassen, was einen als Leser aus dem Fluss bringt.

CHARAKTERE
Eigentlich ist Violet die ersten 200 Seiten über eine einigermaßen angenehme Protagonistin, die zwar zwischenzeitlich extrem zickig und unfreundlich sein kann, ansonsten aber Mut beweist. Sobald sie jedoch Kaspar etwas näher kommt, verwandelt sie sich in ein naives und die Augen verschließendes Dummchen, das über all seine Fehler hinweg sieht. Davon hat er übrigens reichlich. Er ist arrogant, ungehobelt, grausam und brutal - Eigenschaften, die mich persönlich bei Männern eher weniger anziehen. Hier sind seine Drohungen Frauen gegenüber und seine Bereitschaft zu töten natürlich in Ordnung, denn schließlich sieht er ja gut aus. Und das reicht. Die sonstigen Figuren bleiben sehr blass und entwickeln sich kaum weiter, außerdem tauchen einige zu Anfang genannte Personen nie wieder auf, weswegen das Ganze sehr unausgegoren wirkt. Der einzige Charakter, den ich ansatzweise leiden konnte, Fabian, wird von der Heldin derart schlecht behandelt, dass es zum Haare raufen ist. Charakterzeichnung: Mangelhaft.

STORY
Nur leider wird das Ganze bei der Geschichte nicht besser. Die Autorin musste die Hauptfigur irgendwie zum Wohnsitz der Vampire bekommen - und lässt diese das Mädchen dafür entführen, was keinerlei Sinn ergibt. Entweder hätten sie sie töten können, als es noch nicht zu spät war, oder sie mit ein paar fiesen Drohungen und/oder Schweigegeld nach Hause schicken. Das alles wäre jedenfalls einfacher gewesen, als sie bei sich festzuhalten und zu einem Vampir machen zu wollen...Abgesehen davon, dass sie Violet sogar eines Tages mit nach London nehmen, um mit ihr einen Ausflug zu machen - und sie tatsächlich nicht vor ihnen flieht, weil sie ihren Exfreund trifft, der ja schrecklicher ist als alle mordenden Vampire zusammen. Das soll einer verstehen! Den größten Teil der Geschichte nimmt natürlich auch die Liebesgeschichte ein, sodass bis Seite 350 so gut wie überhaupt nicht die Rede ist von der im Klappentext erwähnten Prophezeiung. Alles plätschert vor sich hin, nichts Nennenswertes passiert, außer dass Violet fast ermordet wird und danach alle Bedenken wegen Kaspar fallen lässt, weil er sie ja gerettet hat.

UMSETZUNG
Diese Bedenken betrafen vorher zum Beispiel den Aspekt, dass er ihr mehrmals droht, sie zu vergewaltigen, zu schlagen oder zu töten. Ebenso ermordet er vor ihr unschuldige Frauen oder reißt einen anderen Menschen blutig auseinander. Das alles wird beschönigt, mit seiner Natur erklärt - es mag ja endlich mal wieder etwas anderes sein, dass die Vampire hier grausamer sind, aber eine Beziehung, in der gedroht wird, ist für mich dennoch keine gesunde. Und da auf die "Romantik" eben so viel Wert gelegt wird, war ich beim Lesen eigentlich permanent sauer. Abgesehen davon wird das Ganze ansonsten nicht einmal wieder wirklich spannend; Violet trifft neue Personen, Freund und Feind, und lernt schließlich auch ein überaus albernes Geheimnis kennen, bei der sich die Autorin gedacht zu haben scheint, kurz vor Ende noch eben den Grund einzustreuen, weshalb es überhaupt noch mindestens ein weiteres Buch geben wird. Unnötig, unglaubwürdig - wie der komplette Rest eben.

FAZIT:
"Dark Heroine: Dinner mit einem Vampir" ist auf einer Schreibplattform von einer sehr jungen Frau geschrieben worden, was man dem Roman auch eindeutig anmerkt. Die Figuren sind schlecht ausgearbeitet, die Story ist langweilig und abstrus und die Liebesgeschichte zeichnet nur das Bild einer äußerst grausamen und von Drohungen geprägten Beziehung. Ich muss hier jedenfalls nicht weiterlesen! 1 Punkt.