Rezension

Verliebt in eine Pappfigur

Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte - Jessica Park

Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte
von Jessica Park

Bewertet mit 5 Sternen

Julies Freude über ihr bald beginnendes Studium schlägt bei ihrer Ankunft in Boston in Ernüchterung um: Die Wohnung, die sie über das Internet gemietet hat, gibt es gar nicht. Julies Mutter nimmt daher Kontakt zu Erin, ihrer ehemaligen Mitbewohnerin vom College auf, die in Cambridge lebt. Dort kann Julie unterkommen, bis sie etwas Eigenes gefunden hat. Schnell freundet sie sich mit Erins Kindern an. Matt studiert am MIT und kümmert sich neben seinem Studium die meiste Zeit um seine Schwester Celeste. Deren ständiger Begleiter ist eine Pappfigur ihres Bruders Finn, der sich auf Weltreise befindet. Während Julie versucht, zu der liebenswerten, sozial aber eher inkompetenten Celeste durchzudringen, wird sie neugierig auf Finn. Per Facebook nimmt sie Kontakt zu ihm auf, und mit seiner witzigen Art lässt er bald die Schmetterlinge in Julies Bauch flattern. Wann kommt er bloß endlich seine Familie besuchen?

Begeisterte Stimmen zu diesem Buch haben mich auf die Geschichte aufmerksam gemacht, und kaum hielt ich das Buch in meinen Händen, musste ich es auch sofort lesen. Ich war absolut neugierig, wie und warum Julie sich in eine Pappfigur verliebt. Wie Julie überhaupt ein Teil von Erins Familie wird, ist plausibel beschrieben, und ich freute mich, mehr über diese Familie herauszufinden.

Auf den ersten Blick wirkt die Familie sympathisch, hochintelligent, aber auch ein wenig merkwürdig. Erin und ihr Mann arbeiten die meiste Zeit an der Harvard University und bestellen ihr Abendessen daher ausschließlich beim Lieferservice. Matt vergräbt sich die meiste Zeit in seinem Studium. Die meisten Rätsel aber wirft Celeste auf, die Papp-Finn mit sich trägt, in der Schule keine Freunde hat, uncoole Klamotten trägt und sich weigert, Geschäfte zu betreten. Julie möchte ihr sehr gerne helfen, was ich gut nachvollziehen konnte. Schritt für Schritt gelingt es ihr, zu Celeste durchzudringen und bald erste Fortschritte zu erzielen. Doch warum verhält sie sich überhaupt so?

Julies Kontakt zu Finn entsteht vor allem aus der Neugier heraus, mehr über den Menschen zu erfahren, in dessen Zimmer sie wohnt und um vielleicht einen Tipp zu erhalten, wie sie mit Celeste umgehen soll. Obwohl sie sich nicht kennen, wird daraus bald ein intensiver Kontakt, und zwischen den beiden fliegen die virtuellen Funken. Finn ist lustig und verständnisvoll und wird in Julies Leben bald zu einem wichtigen Anker. Gemeinsam mit ihr hoffte ich, dass es bald zu einem ersten echten Kennenlernen kommen wird. Könnten die beiden dann eine echte Beziehung führen?

Dem Buch ist es in rasantem Tempo gelungen, mein Herz zu erobern. Ich konnte mich sehr gut in Julie hineinversetzen. Gemeinsam mit ihr rätselte ich, wie man zu Celeste durchdringen kann und hoffte auch ein Treffen mit Finn. Die Geschichte wird die meiste Zeit in einem lockeren und humorvollem Ton erzählt, doch Celestes Verhalten und auch die Familiendynamik ließen mich immer wieder nachdenklich werden. Die psychologische Seite des Romans fand ich äußerst interessant. Julies Chats mit Finn sorgen außerdem zunehmend für romantische Momente. So hat mich die Geschichte bestens unterhalten, aber auch tief berühren können.

„Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte“ überzeugte mich mit seiner ungewöhnlichen Idee und Charakteren, die man einfach lieben musste. Mühelos gelingt es der Geschichte, unterhaltend und berührend zugleich zu sein. Ihr wolltet euch schon immer mal in eine Pappfigur verlieben? Dann los, dieses Buch müsst ihr unbedingt gelesen haben!