Rezension

Verliebt in SomebodyNobody - doch um wen handelt es sich wirklich?

Tell me three things - Julie Buxbaum

Tell me three things
von Julie Buxbaum

Bewertet mit 5 Sternen

wahre Achterbahnfahrt der Gefühle - sowohl bei der Protagonistin als auch beim Leser

Jessie Holmes ist neu an der Wood Valley Highschool - eine Privatschule in Los Angeles. Und schon an ihrem ersten Tag muss der 16-jährige Teenager viele unangenehme Situationen ertragen. Das erste, das ihr auffällt, ist, wie anders die Jugendlichen in LA sind im Vergleich zum überschaubaren Chicago, wo sie kurz zuvor noch mit ihrer Mutter und ihrem Vater gelebt hat. "Siebenhundertdreiundvierzig Tage" sind vergangen, seitdem Jessie ihre Mutter an einer Krebserkrankung verloren hat, und noch immer leidet sie sehr unter dieser Situation - ihr Schmerz ist kaum aushaltbar. So leidet auch ihr Vater, der allerdings ziemlich schnell über eine Trauergruppe im Internet Rachel kennenlernt, die er kurz darauf ohne Wissen seiner Tochter heiratet. Das bedeutet für Jessie der Umzug in eine neue und ungewohnte Umgebung - in eine Luxusvilla zu der neuen Frau ihres Vaters und dessen Sohn, die sie beide nicht kennt - aber zugleich auch die endgültige Akzeptanz, dass ihre Mutter tot ist. Auch ihre beste Freundin Scarlett muss sie schweren Herzens zurücklassen.

Dass Jessie darunter leidet, ist leicht vorstellbar. Alles ist anders, die aus reichen Familien stammenden Schüler der Wood Valley High behandeln sie - eine vergleichsweise arme Tochter aus Chicago - herablassend und geben ihr mehr als einmal das Gefühl, ein "Niemand" zu sein. Allein der mysteriöse SomebodyNobody, der sich nach ihrem ersten Tag per E-Mail bei ihr meldet, und ihr anbietet, sie in die Geheimnisse und in den Alltag der Highschool einzuweisen sowie ihr wertvolle Tipps zu geben, wem sie sich anvertrauen kann und wem nicht, bietet ihr einen Lichtblick.
Schnell schlägt ihr Herz schneller für den ihr unbekannten SN und sie wünscht sich nichts sehnlicher als herauszufinden, wer dahinter steckt.

Das Buch ist spannend und ein Traum für jeden, der gerne aus dem Genre Liebesgeschichten und Jugendbücher liest.
Es behandelt viele wichtige Themen, die Jugendliche beschäftigen, wie z.B. die erste richtige Liebe, ihre äußere Erscheinung und Wirkung auf andere sowie ihre körperliche und geistige Entwicklung. Auch ernste Themen wie Mobbing fließen erfolgreich in die Handlung mit ein, ohne jedoch mit den moralischen Zeigefinger zu Erheben. Die Geschichte regt den Leser an mehr als einer Stelle zum Nachdenken an und lässt das eigene Verhalten in der ein oder anderen Situation kritisch reflektieren und überdenken.

Die Charaktere wurden gut ausgearbeitet, insbesondere Jessie ist facettenreich und als äußerst sympathisch dargestellt. Dabei werden verschiedene Phasen aufgezeigt - sowohl die, in denen sie an ihrer eigenen Trauer zu ersticken droht, als auch andere, in denen sie glücklicher nicht sein könnte.
Durch die Nachrichten, die sie und SN sich schreiben, wird der Schreibstil aufgelockert und der Leser möchte zugleich immer weiter lesen und das Buch nicht aus den Händen legen, um möglichst bald zu erfahren, um wen es sich bei SN handelt.
Schade ist jedoch, dass der Beginn wenig authentisch wirkt, als Jessie sich nach nur kurzem Schriftwechsel mit SomebodyNobody schon dafür entscheidet, dass es sich bei ihm um keinen Betrüger handeln kann, bzw. sie kein Opfer von Cybermobbing geworden ist. Zwar ist es nachvollziehbar, dass sie sich in ihrer Trauer an jeden Lichtblick klammert, allerdings erscheint dies im ersten Moment ein wenig zu naiv. Der Verlauf der Geschichte ist jedoch bis auf einige wenige Kleinigkeiten authentischer gestaltet.

Der Schreibstil spricht insbesondere Jugendliche - die Zielgruppe dieses Buches - an und wird wie oben erwähnt durch die Passagen der Textnachrichten immer wieder aufgelockert.
Auch wenn die Handlung an vielen Stellen zunächst vorhersehbar erscheint, kommen immer wieder Handlungsstränge und Situationen dazwischen, die den Leser verunsichern und in die Irre führen sollen. Dies ist der Autorin zumeist erfolgreich gelungen. Die Spannung baut sich im Verlauf des Buches auf und erreicht am Ende noch einmal einen Höhepunkt - die Frage, wer SomebodyNobody ist, lässt den Jessie und gleichzeitig auch den Leser einfach nicht los. Das sorgt für einen gewissen Suchtfaktor, sodass das Buch einfach nur verschlungen und nicht aus den Händen gelegt werden kann. Auch wenn mir das Ende anfänglich nicht ganz zugesagt bzw. nicht gefallen hat, wurde es auf den letzen Seiten doch noch besser, sodass dies nur als minimaler Kritikpunkt angesehen werden kann.

Das Cover ist ebenfalls sehr treffend und lässt sich super mit dem Inhalt verbinden. Und auch die wenigen zuvor genannten Kritikpunkte des Buches sollen keineswegs davon abhalten, das Buch zu lesen, denn es ist wirklich lesenswert und mitreißend - löst beim Leser also viele verschiedene Emotionen aus.