Verlogene Welt rund um Emissionshandel und CO2-Zertifikaten – interessant.
Bewertet mit 4 Sternen
Die Szenerie spielt auf der Halbinsel Nordstrand, nahe beim Watt, mit Blick auf Felder, Wald und Vögel. Die Ich-Erzählerin Annett, Mutter der 25-jährigen Linn, lässt in vielen Rückblicken ihre tiefgehenden Gedanken zu Linns Kindheit und über das kurze Familienleben mit dem früh verstorbenen Ehemann Johan Revue passieren. Während des beschriebenen Zeitraums zwischen Mai und September wandelt sich das Verhältnis von Mutter und Tochter zu Gefährtinnen in einem langsamen Prozess des neu Kennenlernens und des vertrauensvollen Gewährens. Ist Linn mit gekündigtem Job und aufgelöster Wohnung in Berlin unerwartet wieder im Elternhaus eingezogen, verhält sie sich zunächst depressiv, antriebslos, abweisend und ist voller Enttäuschung über ihren bisherigen verlogenen Jobinhalt. Nach anfänglicher Verunsicherung, belastet auch durch einen vermeintlichen Versicherungsfall mit Bildrestaurierung und Neuanstrich in einem Hotel, füllt sich das Miteinander mit tiefgehenden Gesprächen z.B. über ihre Zukunft in 5 Jahren oder über den verlogenen Emissionshandel und CO2-Zertifikaten. Eigentlich leben Eltern wie Annett oft im Konflikt zu ihren Kindern, indem sie aus Fürsorge, getragen mit Hoffnungen und Erwartungen gleichzeitig deren Freiheit einschränken für eine Welt, die so anders sein mag als jene, in der man als Eltern selbst aufgewachsen ist – ein Generationenkonflikt. Künstler wie Gustav Mahler, Vilhelm Hammershøi, Detlev von Liliencron, Henrik Ibsen oder Theodor Storm sind bereichernd eingeflochten in Überlegungen der Ich-Erzählerin. Historisch interessant ist auch die Erwähnung der 2. Marcellusflut im Januar 1362, verbunden mit Verhaltensregeln im Watt für den Notfall.
Ein tiefgründiger Versuch einer Konfliktauflösung!