Rezension

Verlorene Kinder

Das Kind der Wellen - Rebecca Martin

Das Kind der Wellen
von Rebecca Martin

Bewertet mit 5 Sternen

100 Jahre liegen zwischen dem Verlust zweier Kinder am selben Ort. Zufall oder etwa doch nicht? Lisa findet uralte Dokumente und sucht.

Es ist der absolute Albtraum eines jeden Menschen, wenn man ein Kind verliert. Schlimmer ist es nur, wenn man das Gefühl hat, daran Schuld zu tragen. Das ist es, was Lisa, ihrem Mann und den verbliebenen beiden Söhnen passiert ist. 'Ach hätte ich doch nur', denkt Lisa jeden Tag und dieser Gedanke quält sie bis ins unermessliche. Ein paar Sekunden nur und ihre süße kleine Millie wäre noch am Leben.

Während ihr Mann alles dafür tut, für die gemeinsamen Söhne da zu sein, bricht für Lisa die Welt zusammen. Sie schafft es nicht mehr, sich für irgendetwas oder irgendjemanden zu interessieren. Sie hat eigentlich nur noch einen Wunsch und der beinhaltet, dass sie an jenen Ort zurückkehrt, an dem ihr Leben sich für immer veränderte.

 

Angekommen auf der Nordseeinsel kommt es jedoch ganz anders als geplant. Die Menschen um Lisa herum tragen alle das Ihre dazu bei, der jungen Mutter wieder zurück ins Leben zu helfen und dann taucht dieses Rätsel um eine andere Mutter auf, welches mittlerweile 100 Jahre zurück liegt.

 

Rebecca Martin gelingt es, die unendliche Traurigkeit um ein verlorenes Kind sensibel zu zeichnen.

 

 

Ein Zeitsprung nach Mainz

 

Der zweite Erzählstrang des Buches, der eigentlich viel mehr Raum einnimmt als die Ereignisse um Lisa, spielt im Jahre 1919 in Mainz. Der erste Weltkrieg ist gerade vorüber, doch die Nachwehen sind noch immer deutlich zu spüren. Mainz wird von französischen Truppen besetzt und als sogenannter Brückenkopf bezeichnet. Hier lebt die 17-Jährige Viktoria, die von allen nur Vicky gerufen wird. Ihre Familie hat den Krieg erfreulich gut überstanden. Der Vater widmet sich seinen Handelsbeziehungen, man lebt gut. Vickys Familie ist stolz darauf, weltgewandt und offen zu sein. Die Mutter hat ein Faible für das Exotische, der Vater legt wert auf einen guten Umgang mit den Besatzern.

 

In dieser Zeit lernt Vicky den Franzosen Jamal kennen und lieben, dessen Mutter eine Marokkanerin ist. Die Beziehung der beiden wird so intensiv, dass Vicky schwanger wird. Wie wird die Familie wohl darauf reagieren?

Noch zwei weitere junge Mütter lernen wir kennen und jede verliert ihr Kind auf ganz unterschiedliche Art und Weise.