Rezension

Vermiss mein nicht // Cecelia Ahern

Vermiss mein nicht - Cecelia Ahern

Vermiss mein nicht
von Cecelia Ahern

Ganz ehrlich? Allein aufgrund vom Klappentext wäre dieses Buch wahrscheinlich niemals in meinem Bücherregal eingezogen. Zum einen finde ich ihn unglaublich nichtssagend. Und zum anderen klingt der Ausflug ins Fantasy-Genre dort bereits an. Und das ist nur unbedingt das Gebiet, das ich mit Cecelia Ahern verbinde. Doch genau dieser bekannte Name führte eben dann doch zum Kauf.

Sandy Short sucht schon ihr ganzes Leben lang. Nach verloren gegangenen Socken, nach ihrer verschwundenen Nachbarin, nach der Zahnbürste, die eigentlich in ihrem Rucksack sein sollte. Wenn etwas verschwindet, kann Sandy nicht mehr ruhig sitzen, bis die verlorene Sache endlich wieder auftaucht. Daher hat sie ihre „Passion“ (man könnte auch sagen, ihren Zwang) zu ihrem Beruf gemacht. Nach einer Ausbildung bei der Polizei, sucht sie nun hauptberuflich nach anderen verschwundenen Menschen. Bis sie plötzlich selbst verschwindet.

Gar nicht so leicht zu erklären ist allerdings, wohin sie verschwindet. In Aherns Welt gibt es einen Ort, an den alle verschwundenen Dingen und Menschen kommen. In der einen Minute ist man noch in seiner gewohnten Umgebung und plötzlich befindet man sich in dieser Parallelwelt. Die Welt dort ist der eigentlichen gar nicht so unähnlich. Die Menschen haben sich in Dörfern organisiert. Und irgendwie haben sie sich mit ihrer Situation abgefunden, denn einen Rückweg scheint es nicht zu geben.

Sandy hat wirklich eine Zwangsstörung, was das Suchen und Finden angeht. Ihre Macke behindert sie zwischenzeitlich auch im Privatleben. Der einzige Mensch, der überhaupt noch versucht, einen Draht zu ihr zu halten, ist ihr ehemaliger Schulpsychologe, mit dem sie zwischenzeitlich eine Beziehung unterhält, wenn man es so nennen mag. Und obwohl dieser Zwang wirklich gut dargestellt war und auch begründet wurde, blieb Sandy über das ganze Buch hinweg etwas blass. Ein rechtes Bild von ihr wollte sich nicht einstellen und so recht als Protagonistin empfand ich sie auch nicht.

Die ganze Story lässt sich mit zwei Sätzen eigentlich zusammenfassen. Und das war wohl auch der größte Hacken an der ganzen Sache. Die Handlung schleppt sich so dahin und der Spannungsbogen blieb einfach unglaublich flach. Es passierte einfach unglaublich wenig, weswegen man mit den Gedanken immer wieder abdriftet. Da wundert man sich schon, wo Aherns einmaliger Schreibstil abgeblieben ist?!

Es laufen zwei Handlungsstränge parallel nebeneinander, die allerdings kaum richtige Berührungspunkte miteinander haben. Der Sinn des Strangs rund um Jack erschließt sich mir auch jetzt noch nicht recht. Der Mehrwert für die Spannung und die Geschichte wurde einfach nicht ersichtlich. Man bekommt das Gefühl, als würden zwei ganz eigenständige Storys erzählt. Da man wusste, dass die Abschnitte rund um Jack keinerlei Auswirkung auf den rund um Sandy hatte, fühlte man sich bei jedem Perspektivenwechsel total ausgebremst.

Das Buch kommt also insgesamt mit einigen Ecken und Kanten daher. Man kann es vielleicht ganz gut an einem seichten Sonntagmittag lesen, doch große Literatur und Spannung sollte man wirklich nicht erwarten. Vielleicht ist das Fantasy-Genre einfach nicht Aherns. Es fehlte an ihrem unvergleichlichen Schreibstil und auch die großen Gefühle sind ausgeblieben. Wer Cecelia Ahern also liebt, der sollte einen großen Bogen um Vermiss mein nicht machen.

 

© Nellys Leseecke - Lesen bedeutet durch fremde Hand träumen