Rezension

Vermisse den Familienroman

Die Wolkenfrauen - Doris Cramer

Die Wolkenfrauen
von Doris Cramer

Bewertet mit 2.5 Sternen

Als Doros Mutter gestorben ist und Doro eine Kiste mit Zeichnungen eines Gernot Schlüters, der in Marokko stationiert gewesen ist, und ein Amulett findet, beschließt sie ihre alte Dozentin Ingrid in Marokko zu besuchen. In Marokko ist auch eine Betty unterwegs. Alle wollen für die Hilfe des Deutschen Roten Kreuzes helfen.

Angekündigt wird ein Familienroman mit großen Geheimnissen. Doros Mutter hat ihrer Tochter am Todesbett erzählt, dass sie adoptiert ist und deswegen nicht immer für Doro da sein konnte. In Marokko angekommen, sieht Betty das Amulett um Doros Hals und erschreckt sich. Ziemlich schnell wird klar, dass die beiden eine Verbindung zueinander haben. Was damals wirklich geschehen ist, wird mit einigen Begriffen kurz abgetan, Lebensborn eben.

Doro möchte für die Hilfsorganisation Medikamente in ein Dorf bringen und als Lehrerin in der Schule für analphabetische Frauen helfen. Doch auf ihrem Weg begegnet sie Amir, einem Sohn der Wüste, einem Wüstenpiraten, der für die Belange seines Volkes kämpft. Sofort ist sie von dem geheimnisvollen Mann magisch angezogen. Und mit ihm gerät sie in viele kritische, militärische Aktionen. Doro lernt, dass man sich nicht nur für gut oder böse entscheiden kann, da beides gerade im geheimnisvollen, verschwiegenen Marokko sehr nah beieinander liegt. Die Guten sind auch die Bösen, um Gutes bewirken zu können. Schließlich muss Doro ein Haus in Brand stecken und wird selbst als Geisel genommen....

Der Schreibstil der Autorin konnte mich nicht in den Bann der Geschichte ziehen. Auch die Personen waren mir viel zu verschlossen, sturr und eigensinnig. Die Lebensfreude der Bewohner des Landes und die Schönheit der Landschaft werden immer angekündigt, jedoch nie beschrieben. Lediglich die Steine und die Wüste, die eher ein Hinderniss sind, werden mehrmals erwähnt. Die Bewohner sind immer alle nur am Kämpfen. Da es nicht genug Hintergrundinformationen gibt, konnte ich nur sehr schlecht nachvollziehen, welches Volk zu wem gehört, wo sich der Grenzwall genau befindet bzw. wofür dieser steht. Das Buch ist mir insgesamt viel zu militärisch.

Es ist eine sehr gute Idee der Autorin die militärischen Konflikte in der Westsahara und des Staates Sahara aufzuweisen und daraufhinzudeuten, dass die UN sich bis heute nicht für diese einsetzen will. Ein Familienroman, in dem ein Geheimnis aufgedeckt wird, ist es jedoch nicht. Dieses wird in ein, zwei Sätzen abgetan, aber nicht erklärt. Zu schrecklich müssen die Erlebnisse gewesen sein, so dass auch heute noch im Roman darüber geschwiegen wird. Bis zum Schluss war ich mir nicht 100%ig sicher, ob Doros Mutter das Kind von Gernot oder die des Amerikaners Will ist.