Rezension

Verpflichtungen der Verbrecher in der Gesellschaft

Leiser Tod in Lissabon - Catrin George Ponciano

Leiser Tod in Lissabon
von Catrin George Ponciano

Ein Toter wird in einer Kirche der Altstadt Lissabons aufgefunden. Inspetora-Chefe Dora Monteiro sieht sofort, dass der Ort ein besonderes Symbol für diesen Mord darstellt, von dem zunächst alle von einem Selbstmord ausgehen. Gespräche mit den Angehörigen und ein altes Foto weisen da auf eine Gruppe hin, die sich alte Garde nennt und seit den 1970er Jahren in einem geheimen Netzwerk besondere Strippen ziehen. Sie greifen besonders betrügerisch Staats- und EU-Gelder ab.

Mit diesem Krimi von Catrin George Ponciano habe ich einen neuen kriminellen Ort mit interessanten historischen Ereignissen kennengelernt.

Besonders gefallen hat mir die Verbindung zur Geschichte Portugals, die Verpflichtungen der Verbrecher in der Gesellschaft. Das machte meinen anfänglichen Missmut über die vielen portugiesischen Wörter und die breite Einführung ins regionale Terrain wieder wett. Denn die originalen Straßen-, Plätze- und Dienstgradbezeichnungen verwirrten mich. Ich konnte kaum das eine vom anderen unterscheiden, obwohl die bildhaften Sätze zu den Örtlichkeiten auch ohnehin ein besonderes Flair hervorriefen.
Nun gut, die leichte Verwirrung hat meinem Interesse am Geschehen keinen Abbruch getan. Es dauerte halt nur etwas länger, bis die Autorin mit der Geschichte zur Sache kam. Dafür lernte ich Lissabon und eren“Einwohner“ kennen.

Auch die Figuren halfen darüber hinweg und die Chef-Ermittlerin lernt man schnell zu mögen. Ihre Ruppigkeit und ihr Dickschädel hatte sie immer wieder ganz gut im Griff. Trotz ihrer Haare auf den Zähnen wird sie im Laufe des Romans immer sympathischer.

Der Fall ist in seiner Verzwicktheit sehr spannend. Die Frage ob der Mord etwas mit der Vergangenheit zu tun hat und wenn ja, in welcher Weise, zieht sich bis zum Schluss durch. Die verschiedenen Richtungen, in denen die Ermittlungen angestellt werden, führen beim Lesen in die Irre und erhöhen den Nervenkitzel.

Der Kriminalroman „Leiser Tod in Lissabon“ ist wunderbare Lektüre für den Urlaub und überhaupt. Sympathische Figuren, spannende Handlung und historischer Hintergrund – alles passt und kann mit einem Daumen hoch empfohlen werden.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2020