Rezension

verrückt

Das eiserne Herz des Charlie Berg - Sebastian Stuertz

Das eiserne Herz des Charlie Berg
von Sebastian Stuertz

Bewertet mit 4 Sternen

Charlie geht heimlich mit seinem Opa in den Wald jagen, doch da trifft Charlies Schuss blöderweise nicht den Hirsch, sondern einen Wilderer, der wiederum den Opa trifft. Das passt für Charlie überhaupt nicht in den Plan, denn eigentlich will er in ein paar Monaten seinen Zivildienst im Leuchtturm anfangen und dort endlich seinen Roman schreiben.

Sebastian Stuertz hat mit "Das eiserne Herz des Charlie Berg" ein aberwitziges, verrücktes und niemals langweiliges Buch geschaffen. Die Figuren sind alle etwas Besonderes finde ich. Da wäre zunächst mal Charlie, er hat schon seit seiner Kindheit ein schwaches Herz, ist ein bisschen ein Außenseiter und hat einen außergewöhnlichen Geruchssinn, er kann sogar riechen, wo Sachen liegen oder wer mit wem und wo Sex hatte. Aber auch seine Familie und Freunde sind nicht unbedingt wie andere Menschen. Seine Eltern, zwei Künstler und unfähig Kinder großzuziehen, seine Schwester Fritzi, die nur in Zitaten spricht, sein bester Freund David, sexbesessen aber sehr loyal gegenüber seinen Freunden und schließlich seine heimliche Liebe Mayra, die in Mexiko lebt und mit der er sich regelmäßig Videobotschaften schickt. Stuertz hat seine Figuren sehr liebevoll gestaltet finde ich, ich hatte an jedem einzelnen in diesem Buch großen Spaß.

Die Handlung an sich ist ziemlich abstrus aber das hat mich nicht gestört. Es ist keine 08-15-Rahmenhandlung, ständig passiert irgendetwas, man wird durch den Raum gewirbelt und landet am Ende wo anders als man dachte. Es ist verrückt, aber auf eine gute Art. Und man kann es nicht in Kategorien einordnen: Beim Lesen weiß man nicht, ist es jetzt ein Krimi, ist es eine Komödie, ein Familienroman, ein Roman vom Schreiben? Es ist irgendwie alles zusammen und genau solche Geschichten mag ich, Geschichten, die neu sind und die nicht in Schubladen passen. Einige Stellen und Wendungen haben mir nicht so gut gefallen, u.a. auch wie mit der ganzen Sache mit dem Tod vom Opa und dem Wilderer umgegangen wurde, aber ansonsten ist dies definitiv ein Highlight für mich. Sebastian Stuertz versteht es, den Leser in den Bann zu schlagen mit seiner Sprache und Erzählweise, die mich immer wieder laut los lachen lies und ungemein Spaß macht beim Lesen.

"Das eiserne Herz des Charlie Berg" ist am Ende gar nicht so eisern. Das Buch ist für alle, die auch mal eine etwas andere Geschichte lesen möchten, die gerne lachen beim Lesen und nicht vor etwas verrückten Ideen und Zusammenhängen zurückschrecken. Und vielleicht für alle, die gerne Hirschgulasch essen.