Verschenktes Potential, Spannungsbogen fehlt
Bewertet mit 3 Sternen
Glenn Dixon ist Lehrer und nimmt jedes Jahr Shakespeares 'Romeo und Julia' mit seinen Schülern durch. Er selbst hat auch kein Glück in der Liebe, denn seine langjährige gute Freundin Claire liebt ihn nur wie einen Bruder, während er sich mehr erhofft.
In den Sommerferien reist Glenn nach Verona, wo er sich dem 'Club di Giulietta' anschließt und mithilft, die vielen Briefe zu beantworten, die aus aller Welt dort eintreffen, an Julia gerichtet, und die Rat und Hilfe in Liebesdingen erbitten. Glenn erhofft sich dadurch Klarheit für sich selber.
"Ich war genau so verloren wie alle diese traurigen Herzen." - "Ich suchte nach Mustern in meinem eigenen Denken. Ich wollte von diesen Briefen lernen."
Leider wird das alles ziemlich langweilig beschrieben und mit Passagen aus Forschungen gemischt, die sich mit der 'Liebe' beschäftigen, mit Testosteron, Serotonin und was sonst so im Gehirn und im Körper vor sich geht. Dabei schreibt er selbst an einer Stelle:
"Geschichten brauchen Drama." (eBook 155)
In diesem Buch gibt es aber kaum Drama; zumindest wird alles so geschildert, dass man als Leser ziemlich distanziert mitliest und den Personen nicht wirklich nahe kommt. Wie es mit Claire weitergeht, ob Glenn mit ihr oder mit jemand anders doch noch die Liebe findet, soll hier nicht verraten werden. Am Ende wird die Handlung ziemlich gerafft und außerdem kommt mir die Wendung ein wenig zu unwahrscheinlich vor.
Was mir gefallen hat, waren die Schilderungen des Unterrichts über Shakespeares 'Romeo und Julia'. Glenn scheint ein ziemlich guter Lehrer zu sein, ist verständnisvoll und beliebt und schafft es, die Jugendlichen für dieses Stück zu interessieren.
"Manchmal, wenn man Shakespeare liest, stolpert man über eine Zeile, die direkt zu einem spricht, eine Zeile, die durch die Jahrhunderte hindurch klingt und dein Herz berührt." (eBook 111)
Dieses Buch hat also durchaus Potential, insbesondere, wo der Hauptschauplatz Verona ist, diese wunderschöne oberitalienische Stadt, aber der Autor hat es leider nicht voll ausgeschöpft.