Rezension

Verständlich, logisch, hilfreich

Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn - Danielle Graf, Katja Seide

Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn
von Danielle Graf Katja Seide

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung
Als ich das este Buch der beiden Autorinnen gelesen hatte, war ich so begeistert, sodass ich mir gewünscht hatte, sie würden auch ein Buch schreiben, in dem sie auf das Alter von Kindern von 6 – 12 eingehen würden. Und was soll ich sagen? Mein Wunsch wurde erhört! Das vorliegende Buch begleitet und berät Eltern bei der Kindererziehung und den typischen “Schwierigkeiten”, die sich im Alter von 5 bis 10 ergeben.

Und auch in diesem Buch gelingt Danielle Graf und Katja Seide durch sehr viele Beispiele aus der eigenen Familie wie auch aus Beispielen von Eltern, die sich mit Fragen und Problemen an die beiden Autorinnen gewandt haben, dass Themen greifbar gemacht werden. So findet man theoretische Probleme und ihre Lösungen direkt umgesetzt und kann sie mit eigenen Erfahrungen vergleichen und versuchen anzuwenden.

Wieder wird mir klar, warum gewisse Problemsituationen entstehen. Die Veranschaulichung des kindlichen Gehirns und die Aufgabe(n) des Präfrontalen Cortex werden verständlich erklärt, wie auch die Konsequenzen, die entstehen (können), wenn wir Kinder zu sehr behüten, ihnen alles abnehmen, sie überfordern oder nicht wirklich wahrnehmen. Und diese Erklärungen und Veranschaulichungen sind für mich die Kernkompetenz des Buches.

Ich verstehe nun viel besser den Unterschied zwischen Wünschen und Bedürfnissen und weiß auch, welche Verantwortung ich an meine Kinder übergeben muss, damit sie (ihr Präfrontaler Cortex) lernen und für ihre Zukunft gestärkt werden.

Bei jedem Spruch wie “Wenn du nicht…, dann….” fühle ich mich immer unwohl, weil es an der eigentlichen Situation doch nichts ändert. In diesem Buch habe ich sehr gute Hilfestellung und Lösusungsansätze zur Vermeidung von “Wenn-Dann” erhalten und wie ich erziehen kann, ohne zu strafen. So vieles leuchtet mir ein und ist sehr logisch, weil ich nun die Hintergründe erkenne und verstehe, warum meine Kinder so handeln, wie sie es tun.

Das Buch ist natürlich kein Allheilmittel, dass ab jetzt alles zu 100% mit den Kindern läuft und ohne Konflikte vonstatten gehen wird. Es bietet aber neben Verständnis für Fehler, eigene wie auch die der Kinder, wissenschaftliche Hintergründe, Erfahrungen und Lösungsansätze, die das Zusammenleben einfacher und vor allem fröhlicher machen.

Das Versprechen der beiden Autorinnen:

    “Wir werden zeigen, dass vermeintliches antisoziales oder sogar tyrannisches Verhalten mit der großen Lernaufgabe dieses Altersabschnitts zu tun hat und gar nicht so besorgniserregend ist, wie wir Erwachsenen denken und wie in einigen Ratgebern behauptet wird. Wir werden erklären, warum unsere Kinder manchmal nicht auf uns hören oder uns sogar absichtlich provozieren und was wir ändern können, damit das besser wird. Wir werden darstellen, was befürnis- und beziehungsorientierte Elternschaft bedeutet und dass, gerade im Hinblick auf die nicht mehr weit entfernte Pubertät, die Jahre fünf bis zehn ein immens wichtiger Entwicklungsabschnitt sind, dessen Bedeutung leider noch zu oft übersehen wird.”

Dies sind große Versprechen, die sie jedoch eingehalten und bravourös gemeistert haben!   

             
Zum Hörbuch                               
Das Hörbuch, gelesen von Nina West, ist sehr empfehlenswert, wenn man keine Zeit zum Lesen hat. So kann man unterwegs immer mal wieder ein paar Kapitel hören und verinnerlichen. Das Zuhören erlaubt einem die Konzentration auf das Gesagte und den Vergleich mit Situationen, die man mit seinen Kindern so oder so ähnlich erlebt hat.

Später kann man sich die für einen persönlich wichtigen Punkte im gedruckten Buch markieren, das sich wunderbar zum Nachschlagen und Nachlesen eignet.  Deshalb empfinde ich Buch + Hörbuch als eine perfekte Kombination!                                                                                                   

                                                                
Fazit                                                           
Was man versteht, das kann man nachempfinden und man kann Empathie dafür aufbringen. Und schon geht es beiden Seiten, Kindern wie auch Eltern, gleich viel besser. Wenn das Kind merkt, dass es ernst genommen wird, reagiert es anders als wenn seine Bedürfnisse übergangen werden. Eltern, die zwar an einer Situation nichts ändern können aber verstehen, warum sie sich gerade in einer schwierigen Lage mit dem eigenen Kind befinden, haben weniger Stress diese Situation auszuhalten und zu bewältigen.

Wer mehr verstehen will und bereit ist sich zu reflektieren und an sich zu arbeiten, wird aus diesem Buch sehr viel mitnehmen. Wer autoritär, mit eindeutigen Regeln und Konsequenzen erziehen will, wird mit diesem Buch sehr unzufrieden sein.