Rezension

Verstörend, aber nicht fesselnd...

Die da kommen - Liz Jensen

Die da kommen
von Liz Jensen

Bewertet mit 2 Sternen

Kleine Kinder greifen plötzlich ohne ersichtlichen Grund ihre Eltern an. Erwachsene in guten Positionen, die als loyal galten, sabotieren ihre Firmen und begehen anschließend Selbstmord.

Hesketh Lock ist Anthropologe und leidet am Asperger- Syndrom, einer speziellen Form von Autismus. Das Intuitive an der menschlichen Kommunikation bereitet ihm Schwierigkeiten, z. B. nonverbale Signale zu deuten und auszusenden, er sieht vieles eher rational. Zwischenmenschliche Kontakte sind für ihn bisweilen auch überfordernd. Bei den Vorkommnissen in der Welt ist seine Sicht auf die Dinge jedoch eine große Hilfe. Er scheint als einziger die Zusammenhänge zwischen den Taten zu erkennen, die an vielen unterschiedlichen Orten gleichzeitig geschehen. Sein besonderes Talent besteht darin Muster und Verbindungen auszumachen.

Hesketh ist ein "Troubleshooter", er wird auf der ganzen Welt für Aufräumarbeiten und Analysen bei internen Skandalen und Betrügereien eingesetzt.

Zuerst nehmen die Angriffe der Kinder auf Erwachsene nur in den Nachrichten immer mehr zu, doch dann ist Hesketh durch sein Umfeld auch selbst betroffen. Freddy, der Sohn seiner früheren Lebenspartnerin, hat seine Mutter schwer verletzt. Bisher war Freddy K., wie er den Jungen liebevoll nennt, der einzige, dem sich Hesketh emotional verbunden fühlt. Wird er ihn beschützen können?

Liz Jensen hat eine Art Endzeitszenario heraufbeschworen. Mit ihrem verschlossenen Ich- Erzähler Hesketh Lock hat sie einen sehr speziellen Protagonisten geschaffen. Jedoch bremst er durch seine Art eher den Lesefluss aus. Da er die Menschen und daher auch den Leser auf Distanz zu sich hält, kann man auch nicht wirklich mit ihm mitfiebern. Es fällt schwer sich in ihn hineinzuversetzen. Manchmal lässt einen das Geschehen im Thriller, das eigentlich dramatisch ist, genauso gleichgültig zurück, wie Hesketh. Der Schreibstil der Autorin wirkt nüchtern und emotionslos. Die Idee hinter der Geschichte ist sehr interessant, die Umsetzung hat mich jedoch etwas enttäuscht. Besonders den Schluss fand ich sehr ernüchternd, zu viele Fragen blieben offen. Oder die Erklärungen haben mich nicht wirklich zufriedengestellt.

Als Thriller würde ich "Die da kommen" nicht bezeichnen, eher als einen Roman, der eine moralische Keule schwingt, zum Nachdenken anregen soll, aber dafür nicht das nötige Mitschwingen heraufbeschwört.