Rezension

Verstörende Fiktion über brisante Themen der Gegenwart

Friday Black - Nana Kwame Adjei-Brenyah

Friday Black
von Nana Kwame Adjei-Brenyah

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt:
Auftakt zu den 12 Kurzgeschichten bildet die Erzählung über die Finkelstein 5 , bei der ein Weißer sich von fünf schwarzen Kindern bedroht fühlt und sie brutal mit der Kettensäge tötet. Er wird allerdings vom Gericht freigesprochen, was eine Welle an Racheakten durch Schwarze nach sich zieht. Ebenso brutal sind die Storys zu dem maßlosen Konsumverhalten der Amerikaner an Black Friday . Dann wiederum geben einige futuristisch angesiedelten Erzählungen einen düsteren und schockierenden Einblick in die vielleicht nicht so ferne Zukunft, in der Genmanipulation zum allmählichen und unausweichlichen Zerfall der Gesellschaft führt. Dieser Debütroman steckt voller erschreckender Abhandlungen über die menschliche Psyche...

Meine Leseerfahrung:
Dieses Buch ist ganz klar überspitzt und voller düsterer und brutaler Geschichten. Aber es ist dennoch wichtig, dass es gelesen wird. Denn dem Leser wird ein Spiegel vorgehalten, dem er nicht im Stande ist, auszuweichen. Wenn man eine Veränderung in der Gesellschaft, insbesondere auf sozialer Ebene, erreichen möchte, dann muss man die Veränderung zunächst an sich selbst vornehmen. Und dafür muss man eben fühlen. Jede einzelne dieser fiktiven Storys versetzt den Leser in die Rolle der Protagonisten und lässt ihn die Situation mit anderen, für ihn höchstwahrscheinlich ungewohnten Augen sehen. Dabei ist es beachtenswert, dass der Autor kaum eine Sentimentalität fühlen lässt und völlig objektiv in seiner Erzählweise bleibt, obwohl die aufgezeigten sozialen Themen wie Rassismus, Brutalität, Abtreibung, Amoklauf eines Studenten etc. wirklich keine leicht zu verdauenden Faktoren sind. Es ist einfach unangenehm, verstörend und mit Sicherheit möchte keiner in solchen Welten leben. Dabei ist Alltagsrassismus allgegenwärtig und auch die anderen heiklen Themen sind durchaus aktuell, die unheilvollen Zukunftsvisionen durchaus im Bereich des Möglichen. Im Kern geht es doch schließlich immer um den Wert und die Würde eines jeden Menschen und wie diese behandelt werden.

Ich muss gestehen, dass mir nicht sämtliche Geschichten zugesagt haben; vor allem solche mit offenen Enden, die zudem abrupt kommen. Das ist aber bei dystopischen Erzählweisen nicht ungewöhnlich. Wer hier meint, nach einer bestimmten Symbolik suchen zu müssen, dürfte enttäuscht werden. Die Geschichten sind bereits offen und direkt, die überzogenen Darstellungen brutal ehrlich und haben meist einen bitteren Nachgeschmack. Ich kann mir vorstellen, dass ein Großteil der Leser sich schwer damit tun wird, dieses Buch richtig einzuordnen.

Für die Menschen in den USA ist Friday Black höchstwahrscheinlich aufrüttelnd und prophetisch in Anbetracht der dortigen politischen Lage. Aber auch wir sollten uns vorsehen, denn die in diesem Buch behandelten Themen betreffen auch mehr oder weniger uns alle, wenn auch vielleicht mit einem leicht veränderten Szenario.

Fazit:
Schockierend, hart und düster erzählte Kurzgeschichten, die die tiefsten Abgründe der Menschen aufzeigen und dabei mutig  heikle Themen behandeln. So verschieden diese auch sein mögen, so sind sie doch alle politisch und äußerst aufrüttelnd. Nicht völlig außergewöhnlich, aber durchaus außerhalb der gewohnten Literatur, ist dieses Buch insbesondere für alle interessant, die schmerzvolle Wahrheiten ertragen können.