Rezension

Verträumt und aufwühlend

Rot wie das Meer
von Maggie Stiefvater

Bewertet mit 4 Sternen

Eine veträumte und doch aufwühlend emotionale Geschichte, die mit jeder Seite mehr Bindung aufbaut, um dann am Ende eine grandios gestrickte "Bombe" hochgehen zu lassen. Und doch ist man am Ende zu Tränen gerührt. Eine Geschichte über legendäre Wasserpferde und zwei Protagonisten die auf unterschiedliche Weise die Liebe zu Pferden teilen und damit eine ganz besondere Verbindung zueinander finden werden. Rot wie das Meer ist absolut packend und verschlinkt einem im wilden Ozean der Geschichte rundum die Wasserpferde.

Meine Meinung

Der Plott bringt uns auf eine kleine Insel mit stürmischer See in der wilde Wasserpferde leben. Die Geschichte startet vor neun Jahren, als Sean Kendrick bei einem der Scorpio-Rennen zuschaut und seinen Vater verliert. Bereits damals wird klar, Sean hat eine besondere Fähigkeit, die Gefühle der Pferde wahrzunehmen. Neun Jahre später. Die Geschichte spaltet sich ab sofort in die Perspektive von Sean und Puck Connolly.

Es lässt sich durch die Charakter-Aufteilung schon erahnen, dass auch Liebe einen Platz in der Geschichte finden wird, anders als man erwarten würde. Dennoch, die “Beziehung” zwischen Sean und Puck ist noch nicht einmal freundschaftlich, denn im Grunde kennen sie sich nicht. Doch eine Sache verbindet die beiden auf unterschiedliche Art und Weise: Sie haben geliebte Menschen an die See und Wasserpferde verloren.

Die Kapitel werden abwechselnd aus der Ich-Perspektive der beiden Jugendlichen erzählt. Sean ist sowas wie der Stallbursche dem es dank seiner Gewinne bei den Scorpio-Rennen, gewährt ist, auf dem Hof vom reichen Malvern zu wohnen, der die Gewinne einstreicht. Puck hingegen lebt mit ihren drei Brüdern in Thisby in einem alten Haus, dass ihnen entrissen werden soll, von Malvern, denn die Schulden können nicht mehr bezahlt werden. Daher rührt auch die Anstrebung von Pucks ältestem Bruder Gabriel “Gabe” die Insel zu verlassen und auf dem Festland sein Geld zu machen – aufs Festland zieht es irgendwann jeden.

Doch weil Puck eben genau das nicht will, weil sie mit ihrem Pferd Dove und ihrem kleinen Bruder Finn hier glücklich ist, beschließt sie auf eigene Faust an Geld zu kommen, und meldet sich als erste Frau jemals, bei den tödlichen Scorpio-Rennen an.

Man erfahrt also am Anfang einige dramatische Geschichten, die die beiden Hauptcharakter formen. Auf den nächsten hunderten Seiten erstreckt sich die Geschichte um die beiden, wie beide in Kontakt treten und alle Vorbereitungen für das Rennen angehen. Die letzten Seiten sind dann besonders interessant, weil es nun endlich nach langer Vorbereitung zu dem Rennen kommt. Corr, das Pferd von Sean, absoluter Favorit und Dove, das “Inselpony” von Puck, als Geheimfavorit. Wer wird das Rennen wirklich gewinnen?

Die Kapitelgestaltung ist recht schlicht. Man hat eine verschnörkelte Schrift, die die Zahl des aktuellen Kapitels zeigt, und vor dem Fließtext den Namen des Erzählers. Neben der beiden Hauptcharakter, hat man auch noch zwei handvoll Charakter, manche mehr andere weniger wichtig für die Geschichte, daher ist die Zuordnung manchmal auch schwierig.

Die äußere Aufmachung des Buches gefällt mir total gut. Das Cover, des Umschlags, zeigt die roten Wellen wild umher, die die stürmische See beschreiben und das Blut, dass durch die Wasserpferde und Scorpio-Rennen vergossen wird. Mitten drin der Titel des Buches, der die Wellen fernhält. Die eigentliche Buchummantelung ist weiß und durch die besondere Maserung hat man das Gefühl, dass es Wellen darstellen soll. Der Titel ist hier in roten Lettern eingestanzt. Es gibt auch ein rotes Lesebändchen im Buch.

Das Ende der Geschichte ist in manchen Aspekten komplett unerwartet, auch wenn es stückweise vorhersehbar ist.

Mein Endfazit

Die Kunst ist es, einen Leser an das Buch zu binden. Ich habe jetzt ein paar Wochen das Buch gelesen, aber eher, weil ich abends ständig zu müde war und tagsüber auf Achse. Das Buch ist mit seinen 430 Seiten auch echt schwer und wegen des weißen, geriffelten Buchrücken und -mantels halt auch echt ungünstig ständig mitzunehmen.

Trotzdem. Die letzten 40-50 Seiten sind, was so die Spannung zum eigentlichen Plott der Geschichte betrifft, die interessantesten. Man könnte denken, dass die 300-400 Seiten vorher sterbens langweilig wären. Nein. Irgendwie waren genau diese Seiten auch notwendig, damit man Puck und Sean kennenlernen konnte. Ich weiß auch nicht warum, so wirklich gestört hat mich das lang ziehen nicht, auch wenn trotzdem irgendwas fehlt, um dem Buch volle fünf Sterne zu geben.

Mir hat es gefallen, wie die Geschichte rundum die Legenden der Wasserpferde aufgebaut wurde. Auch die Beziehungen der Charaktere untereinander, auch wenn es wirklich einige unnütze Charaktere gab, die noch mehr Bedeutung hätten haben können (z. B. versteh ich irgendwie immernoch nicht, was der George Holly wirklich in der Geschichte zu suchen hatte, außer als “treibende Meinung”).

Wenn man Pferde liebt, sollte man bei der Geschichte etwas aufpassen, denn bereits zu Beginn sterben welche. Man könnte also sehr emotional darauf reagieren – während der ganzen Geschichte. Ich habe eigentlich eine Pferdephobie aus der Kindheit, aber trotzdem konnten mich Dove und Corr total mitreißen.

Es war mein erstes Stiefvater-Buch und sicherlich nicht das letzte. Irgendwie hat sie es geschafft, trotz unwichtiger Passagen, den Leser mitzureißen. Es gibt zwischendrin bewegende, herzzereißende und auch spannende Zwischengeschichten, die manche triste Stellen aufwerten. Trotzdem fehlte mir noch das gewisse “Etwas”, um es wirklich total grandios zu betiteln. Das Buch muss sich trotzdem nicht verstecken und ist zumindest empfehlenswert!

Besonderes Highlight war am Ende das Nachwort, von der Autorin, die dem Leser persönlich mitteilt, was sie bewegt hatte, die Geschichte zu verfassen. Das war schon etwas besonderes.

Und so bleibt der Eindruck einer spannenden und doch verträumten Geschichte voller Legenden, die hier wahr werden und einen mitreißen.

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