Rezension

Vertrauen und Verraten

Vertrauen -

Vertrauen
von Dror Mishani

Dieser israelische Roman führt mich in ruhiges zuweilen recht tiefes Fahrwasser und nimmt zwischendurch und gegen Ende einige Strudel auf.
Dror Mishani verbindet zwei parallel strangiert erzählte Kriminalfälle. Schauplätze bilden vor allem Tel Aviv und Paris. Es sind hauptsächlich die Ermittlungen des Inspektors Avi Abraham, die ins Visier des beobachtenden Erzählers geraten.
Avi vor allem steht im Blickpunkt, er ist aber auch immer Teil eines ihm vertrauten Teams und eines ganzen Apparats für Sicherheit und Ordnung in Stadt und im Land.
Auf 350 Seiten werden die Geschichten eines vorm Krankenhaus ausgesetzten Kleinstkindes und das Verschwinden eines Touristen sehr ausgiebig und umfangreich beschrieben.
Beide Geschichten tangieren sich und einander in 4 Kapiteln und einem Epilog, innerhalb der 15 Kapitel sind Sternchen als Pausen und Gedanken-Trennungen gesetzt.

Mir erscheint "Vertrauen" wie eine Art Huckepackgeschichte. Das Verschwinden des Mannes ist die für den Inspektor gewichtigere und geheimnisvollere als die des Verschwindens der pubertären Kindsmutter.
Vertrauen, Mißtrauen und Verrat durchziehen viele Beziehungs-Erwartungen und Begegnungen zwischen ErmittlerInnen, Täterinnen und Opfern und deren Angehörigen.
Sehr unaufgeregt werden fast nebenher Land und Leute und Grundgedanken des jüdischen Glaubens gefasst.
Verhöre und Verfolgungen erlangen eine psychologische Dimension und sind sehr vielschichtig angelegt.
Der Autor zeigt sehr lebenswirklichkeitsnahe Dimensionen des Miteinanders der Menschen in der israelischen Gesellschaft auf.
So wird es weitaus mehr als nur ein Krimi. Im Hintergrund schwebt die Ahnung, dass der mächtige und effektive Geheimdienst Mossad seine Hände im Spiel hat.
Kleinere Unausgewogenhe