Rezension

Vertrauen zerstört

Wahrheit gegen Wahrheit
von Karen Cleveland

Bewertet mit 4 Sternen

Als wäre das Leben zwischen Familie und Karriere nicht schon aufregend genug, hat Vivian einen russischen Schläfer zum Ehemann.

Auch ohne diese Nachricht hat es Vivian nicht unbedingt leicht im Leben. Die Einsicht, nicht in Beruf und Familie gleichermaßen perfekt sein zu können, macht ihr schwer zu schaffen. Dazu kommen regelmäßige Geldsorgen, die sie als Hauptverdiener lösen muss. Als sie nach und nach entdeckt, wer Matt wirklich ist, gerät ihr Leben vorübergehend ganz aus den Fugen.

Matt führt ein unauffälliges Leben und bestärkt Vivian immer wieder ihre Karriere beim CIA voranzutreiben. Er sorgt für die Kinder, übernimmt Einkäufe und kümmert sich auch sonst um sämtliche Familienangelegenheiten. Mit der Erkenntnis, das er ein russischer Schläfer ist, erscheint Alles, was er je getan hat, in einem ganz anderen Licht. Obwohl er zu Beginn sympathisch und vertrauenswürdig erschien, hat sich das im Verlauf ins Gegenteil gekehrt. Irgendwann sah ich alles an ihm kritisch. Das ist bis zum Schluss auch so geblieben.

Die Spannung dieses Thrillers spiegelt sich weniger in Action geladenen Situation und Handlungen wider, sondern viel mehr in Vivians Hin- und Hergerissenheit und den damit einhergehenden Gedankenspielchen, sowie der fortwährenden Verzweiflung. Das Vertrauen in Matt ist zutiefst erschüttert. Trotzdem müssen beide irgendwie doch zusammenarbeiten, um ihre gemeinsamen Kinder zu schützen. Vivian muss ständig nächste Schritte abwägen. Die Unsicherheit ist groß. Alles muss schnell gehen. Manchmal erschien es mir falsch, wie Vivian entschieden hat, manchmal hätte ich es auch so gemacht. Zwischendurch konnte ich ihr teilweise auch überhaupt nicht mehr folgen. In diesen Phasen war sie mir auch nicht wirklich sympathisch. Am Ende laufen Vivians Gedankengänge wieder zusammen. Der Kreis schließt sich, die Sinnhaftigkeit wird wiederhergestellt. Natürlich gibt es auch noch einige Action geladene Szenen.

Der Schreibstil hat mir ganz gut gefallen, hatte zwar keine besonderen Effekte, wie zum Beispiel mehrere Handlungsstränge, lies sich dennoch gut lesen. Hier wurde aus Gedankenfetzen nach und nach ein Gesamtbild geschaffen. Vielleicht kamen ein wenig zu häufig Sätze wie „Er/Sie legte den Kopf schief.“ vor, das sollte allerdings nicht überbewertet werden.