Rezension

Verwirrend, komplex, beeindrucken

The Run. Die Prüfung der Götter
von Dana Müller-Braun

Bewertet mit 4 Sternen

„The Run“ bezeichnet einen gefährlichen Lauf durch das Reich der Götter in welchem Sari lebt. Wie alle Achtzehnjährigen muss sie sich Gefahren und Aufgaben stellen, um Teil der Gesellschaft zu werden. Dabei erhält sie Unterstützung durch den Schattenbringer Keeran, welcher seine ganz eigenen Ziele verfolgt. Im Laufe der Geschichte müssen sie kämpfen, Gefühle erkunden und gegen den mächtigen Monarchen bestehen.

Was soll ich zu diesem Buch nur sagen? Ich glaube ich habe mich selten so schwer getan ein Buch zu bewerten wie dieses. Noch lange nach dem Lesen bin ich mir so unschlüssig, ob ich zufrieden bin oder nicht.

Fangen wir mit den weniger schönen Punkten an. Die Welt in der Sari lebt ist extrem komplex. Es gibt Sprachen, Orte, Wesen welche alle neu und innovativ erschaffen worden sind. Und hier hätte mir ein Glossar sehr geholfen. Die Erklärungen in die Geschichte einzubauen wäre definitiv zu zäh geworden, doch eine kleine Erklärung am Ende hätte mir viele Grübeleien erspart. Dazu erhalten die Teilnehmer des Run immer wieder Gaben. Diese Gaben sind extrem vielseitig, können vergeben oder angeboren sein. Auch dies ist sehr komplex und hätte mit etwas mehr Hintergrund sicher verständlicher sein können. Neben den Begrifflichkeiten waren die Protagonisten für mich recht schwer greifbar. Sari als Teilnehmerin war sehr unnahbar, hatte widersprüchliche Gefühle und war teilweise sehr impulsiv. Ihre Handlungen und Gedanken waren teilweise so sprunghaft, dass ich nicht folgen konnte. Ich wurde mit ihr nicht warm, finde das aber überhaupt nicht schlimm, da ich auch mit mir unsympathischen Charakteren gut leben kann. Keeran als ihr Begleiter war noch eine Ladung heftiger. Wieso er ist wie er ist, seine Gefühle, Gedanken und Handlungen sind teilweise so gegensätzlich und plötzlich, dass es mich echt verwirrt hat. Aber bei Keeran ergibt sein Verhalten mehr Sinn und er ist definitiv viel greifbarer. Die weiteren Protagonisten haben mir persönlich nicht so viel gegeben und ich habe teilweise nicht verstanden, was genau ihre Rolle oder ihr Verhalten bezweckt. Positiv auffallen konnten für mich nur ihr Bruder Jarrush und ihr Begleiter Red. Als böser Gegenspieler ist der Monarch jedoch sehr gut gelungen. Also letzten Punkt fällt mir der Run als solches ein. Dank der schönen Karte des Reiches kann man Saris Reise gut verfolgen. Leider verwirrt diese Karte nur mehr, als das sie hilft. Die beschriebenen Wege wirken teilweise sehr durcheinander, hohe Distanzen werden in kürzester Zeit zurückgelegt und andere Strecken brauchen wiederum Tage.

Jetzt konnte ich viele Worte zu Begebenheiten nennen, die mir nicht gefallen haben. Und dennoch war dieses Buch irgendwie besonders für mich. Ich empfand die leichte Herausforderung mal wieder ein wenig mitzudenken, mich in eine komplett neue Welt zu begeben und diese langsam zu verstehen sehr erfrischend. Es hat wirklich gedauert bis ich mich zurecht gefunden habe, aber es hat Spaß gemacht. Das Potential in dieser Geschichte ist total spannend, die immer neuen Inhalte und Möglichkeiten dieser Welt sehr faszinierend. Und so bin ich durch die Seiten geflogen und habe angefangen mich wohl zu fühlen. Diese Geschichte war so kreativ, so verwirrend, so viel. Ich hab lange über meine Bewertung hierzu nachgedacht und allein das mich ein Buch so beschäftigt macht es für mich besonders.

Am Ende bleiben noch kleine Fragezeichen übrig, es gibt Andeutungen und unaufgeklärte Fragen. Diese werden uns in einer Fortsetzung hoffentlich wieder genauso verwirrend und gleichzeitig beeindruckenden Art beantwortet.

Im Vergleich wäre für also ein Glossar mehr als wünschenswert. Meine fehlende Bindung zu den Personen empfinde ich nicht als störend. Die Spannung und Faszination hinter allem ist so groß und ich bin von dieser Geschichte beeindruckt. Ich glaube jeder sollte sich selber ein Bild machen und herausfinden, was hinter „The Run“ steckt.