Rezension

Verwirrend, packend und am Ende macht es nur „plopp“

Die Entscheidung
von Charlotte Link

„Eigentlich will Simon mit seinen beiden Kindern in Südfrankreich ein ruhiges Weihnachtsfest feiern. Doch dann kommt alles ganz anders: Die Kinder sagen ihm kurzfristig ab, seine Freundin gibt ihm den Laufpass, und auf einem Strandspaziergang begegnet er einer jungen, völlig verwahrlosten Frau: Nathalie, die weder Geld, Papiere noch eine Unterkunft hat, die fürchterlich abgemagert und hochgradig verängstigt ist. Sie tut ihm leid, und er bietet ihr seine Hilfe an. Nicht ahnend, dass er durch diese Entscheidung in eine mörderische Geschichte hineingezogen wird, deren Spuren bis nach Bulgarien führen. Und zu Selina, einem jungen Mädchen, das ein besseres Leben suchte und in die Hände skrupelloser Verbrecher geriet. Ihr gelingt die Flucht, doch damit löst sie eine Kette von Verwicklungen aus, die Simon und Nathalie, tausende Kilometer entfernt, in der Provence zum Verhängnis werden …“*

Charlotte Link gehört zu den Krimi-Autorinnen, denen ein Bestseller gewiss ist. Auch mit ihrem neuen Krimi „Die Entscheidung“ ist ihr dies gelungen. Auf den Bestsellerlisten steht der Kriminalroman seit Erscheinen, Anfang September 2016, in den Top Ten. Und doch wird das Buch nicht als DER Krimi des Jahres gehandelt. Woran liegt das?

„Die Entscheidung“ wird in mehreren Handlungssträngen, aus verschiedenen Perspektiven, geschildert. Die Szenen spielen in Frankreich, Hamburg und Bulgarien.
Erst nach und nach gelang es mir, die einzelnen Personen, Geschehnisse und vor allem Orte, zusammenzusetzen und zu verstehen. Dies lies die Geschichte etwas schwer an. Natürlich weiß der Leser, dass alles miteinander zusammenhängt und verwoben ist. Dennoch ist es mir nicht leicht gefallen den roten Faden zu finden, den ich dann auch erst nach ca. 1/3 des Buches (575 Seiten) aufstöberte.

Prologartig lässt die Autorin die Schlüsselfigur des Romans aus ihrer Gefangenschaft ausbrechen und setzt damit eine harsche Verfolgungsjagd durch ganz Europa in Gang.
Einzelne Figuren purzeln, wie es scheint, von links, rechts, oben und unten in das Gesamtbild und lässt den Leser lange Zeit nicht schlauer werden.

Es gelingt Charlotte Link jedoch, die Charaktere der Beteiligten wunderbar darzustellen. Mit schlichter und sachlicher Sprache beschreibt die Autorin die Beteiligten  und bezieht den Leser in die Denkungsweise und das Tun der Figuren ein.
Mit dieser Art gelang es ihr, mich doch zu fesseln und auf diejenigen, die morden und misshandeln, zu lauern. Ab diesem Punkt konnte ich den Krimi nicht mehr aus der Hand legen. Die Geschichte nahm einen Weg, den der Leser so nicht erwartet. Natürlich endet er im Positiven, trotz einiger Opfer, die am Wegesrand liegen gelassen wurden.
Und natürlich weiß der Leser auch, worum es eigentlich geht. Dennoch nehmen ihm über längere Strecken viele Ungereimtheiten die klare Sicht.

„Die Entscheidung“ ist ein guter Krimi, der aber aus meiner Sicht nicht an andere Werke der Autorin herankommt. Dies mag daran liegen, dass der Einstieg etwas langatmig und zu verwoben ist. Hat der Leser sich eingefunden und ist endlich von dem Sog des Krimis gefangen, erwartet er einen fulminanten Höhepunkt. Dieser bleibt jedoch aus.
Die Bösen verkriechen sich plötzlich, die Geschichte, die in der Provence spielt, ist zu Ende. Und auch in dem von Frankreich mehrere tausend Kilometer entfernten Bulgarien, in dem Charlotte Link eine parallele Story spielen lässt, gibt es ein Ende, das eigentlich keines ist.
Und somit machte meine Spannungsblase einfach „plopp“ – und hinterließ ein verwundertes Fräulein Briest, das immer weiter blätterte, in der Hoffnung, dass das doch nicht das Ende war. Daher vergebe ich nur 3 von 5 Sternen.

Ein Dankeschön an den Verlag blanvalet, für das Rezensionsexemplar.

[❤]