Rezension

Verwirrend und langatmig

Der unschuldige Mörder - Mattias Edvardsson

Der unschuldige Mörder
von Mattias Edvardsson

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Roman, in dem es um einen Kriminalfall geht und um das Schreiben eines Kriminalromans. Und der doch selbst kein Krimi ist.

Vier befreundete Literaturstudenten lernen durch ihre Dozentin den legendären Schriftsteller Leo Stark kennen. Als der spurlos verschwindet, wird einer von ihnen als Mörder verurteilt. Zwölf Jahre später versucht sein Freund Zack Levin, mittlerweile Journalist, das Geschehen aufzuarbeiten und den wahren Täter zu entlarven.

 

Coverdesign und Titel weisen auf einen Kriminalroman hin. Und führen damit sicher so manchen Leser in die Irre. Wer sich hier spannende Unterhaltung in skandinavischer Krimi-Tradition erhofft, wird vermutlich enttäuscht.

Vielmehr hat Mattias Edvardsson eine Geschichte um die Kriminalliteratur herum ersponnen, die sich zu großen Teilen mit dem Prozess, den Schwierigkeiten, der Obsession des Schreibens befasst. Auch mit den Schreibenden selbst, der Szene, dem Thema allgemein.

Gemächlich entwickeln sich zwei Handlungsstränge, die eng miteinander verbunden sind, eine in der Vergangenheit, eine in der Gegenwart. Beide fesseln zunächst auf ihre Weise.

Zack Levin berichtet in Ich-Form über seine persönliche Krise im Jahr 2008, fasst den Plan, ein Buch zu verfassen, und zwar über die Vorfälle der Vergangenheit, denn an die Schuld des Verurteilten hat er eigentlich nie wirklich geglaubt. Aus Erinnerung, Recherchen und Zeugenaussagen entsteht dann als zweiter Handlungsstrang, ebenfalls in Ich-Form, das Manuskript zu den Ereignissen von 1996.

Die Idee dieser Konstruktion hat seinen Reiz. Die Verbindung zueinander, die Aufbruchstimmung, die Freundschaften der jungen Leute, die Gefühle können ebenso gut vermittelt werden wie die mühsame Kontaktaufnahme zum späteren Zeitpunkt. Die ehemaligen Freunde haben sich verändert, sind abweisend, ängstlich geworden, als läge ein Schatten über allem. 

Der Schreibstil kann nur halbwegs überzeugen. Die Metaphern sind wenig originell, die Dialoge etwas zu einfach. Das Thema Literatur wird sehr ausgewalzt, bleibt aber oberflächlich und ermüdet irgendwann. Da wäre weniger vielleicht besser gewesen. Einzelne Aspekte verstören, lenken ab, erweisen sich als belanglos und sorgen somit für ein frustrierendes und lustloses Leseerlebnis.

Als letztendlich die Rekonstruktion getätigt, das Verschwinden Starks aufgeklärt ist, bleibt eine Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung zurück. Enttäuschung, weil die Lösung einigermaßen absehbar ist, Erleichterung, weil die Lektüre zunehmend uninteressanter und beinahe langweilig geworden war.