Rezension

Verwirrend - verstörend - empfehlenswert

The Brief Wondrous Life of Oscar Wao - Junot Díaz

The Brief Wondrous Life of Oscar Wao
von Junot Díaz

Oscar ist ein Kind der Dominikanischen Republik - und doch anders, als alle Kinder dort. Denn während seine Altersgenossen Mädchen aufreißen und für ein künftiges Machodasein üben, ist er ein Nerd, kennt die neuesten DC-Comics, kann die "Avengers" zitieren und redet nicht die selbe Sprache wie sie.
Doch tief im Inneren wünscht er sich nur eins: Die Liebe seines Lebens finden und all die Nähe erfahren, die für andere so selbstverständlich ist.
Doch über der Familie liegt ein Fluch, den schon sein Großvater auf sich gezogen hat, als er nicht wollte, dass seine schöne Tochter vom dominikanischen Diktator vergewaltigt wird...

Der Erzähler ist die Kunstfigur Yunior de la Casa - und mir scheint es immer wieder, dass Yunior und Junot praktisch identisch sind. Das machte das Buch für mich teilweise zu einer etwas harten Kost - denn das Buch ist wirklich hart. Da wird zwischen den Zeilen gemordet, verprügelt und vergewaltigt, gefoltert und gequält und gerade weil es selten explizit beschrieben wird, ist es schwer zu verdauen.
Die Schicksale der einzelnen Personen sind teilweise unglaublich traurig und sehr brutal gezeichnet. Da ich mir auch noch permanent unsicher war, wie autobiografisch/an realen Ereignissen orientiert das Buch ist, geistert es mir auch jetzt nach dem Lesen noch im Kopf herum.
Erst durch stundenlanges Googlen konnte ich zumindest halbwegs sicherstellen, dass die Ereignisse so nicht wirklich stattgefunden haben. Doch sie hätten so stattfinden können und das sollte jedem zu denken geben, der das Buch liest.

Selbst eine Büchernerdin, Conlangerin und Fantasyanalystin, konnte ich mich oft unglaublich gut in Oscar einfühlen...