Verwobene Schicksale
Bewertet mit 3 Sternen
In "Herdentiere" taucht Oskar Brandt in 16 kleine Episoden in das Leben ganz unterschiedlicher Menschen ein und erkundet die Verbindungen, die ihre Schicksale lenken. Eine junge Frau, die ihrem Therapeuten beweisen will, dass sie eine Psychopathin ist. Ein hochbetagter Mathematiker, der mit seinen Statistiken den Tod zum Leben erweckt. Eine erfolglose Politikerin, die all ihre Berater feuert und fortan auf den Ideenreichtum einer Künstlichen Intelligenz hofft.
Brandts Erzählung ist eine faszinierende Gratwanderung zwischen Schein und Sein, begleitet von der immerwährenden Frage: Was passiert, wenn unser Leben plötzlich aus den Fugen gerät? Durch spontane Entscheidungen und schleichende Prozesse wird das Handeln des einen fast immer Einfluss auf das Leben eines anderen haben.
Als Leser wird man in ein Kaleidoskop unterschiedlicher Lebenswege hineingezogen, die auf 76 Seiten mal berühren, mal verstören, aber immer zum Nachdenken anregen. Brandts feinfühlige Charakterzeichnungen und sein Schreibstil machen "Herdentiere" zu einem faszinierenden Leseerlebnis, das noch lange nachhallt.