Rezension

Verworrene Hinterlassenschaften

Was von Dora blieb
von Anja Hirsch

Bewertet mit 2 Sternen

Eher durch Zufall gerät Isa an die Hinterlassenschaften ihrer Großmutter Dora - nachdem sie sich eine Auszeit nehmen will vor dem Hintergrund einer heftigen Ehekrise, drückt ihre Mutter ihr eine Kiste in die Hand mit Unterlagen ihrer Schwiegermutter.

Isa findet darin wirklich Zerstreuung sowie interessante Informationen aus früheren Zeiten. Wobei der Leser Isa stets einen Schritt voraus ist: weil abwechselnd jeweils ein Kapitel von Isa und Dora erzählt wird und das in der dritten Person, also durch einen allwissenden Erzähler.

Der allerdings mit seinen Informationen stellenweise geizt - meines Erachtens immer dann, wenn es so richtig interessant wird!

Auch so fühle ich mich nicht ausreichend informiert: leider gelingt es Autorin Anja Hirsch nicht dem Charakter Dora Leben einzuhauchen. Es sind jähe Abbrüche, die zum nächsten Thema führen.

Am interessantesten fand ich ihre Jahre als junge Frau in Essen an der Kunsthochschule. Dort, wo sie enge Freunde hat, richtig lebt: interessiert sich mitten in den Wilden Zwanzigern für Kunst und Kultur, wirkt teilweise richtig avantgardistisch. Doch dann erlebt sie gerade durch die erwähnten Freunde eine Riesenenttäuschung und bricht den Kontakt.

Später ist sie verheiratet mit einem deutlich älteren Mann, der in Nazideutschland gewissen Einfluss hat. Ihr Sohn wird sogar auf eine Eliteschule geschickt. Das sind alles wirklich nur punktuelle Informationen, kleine Brocken, die die Autorin uns zuwirft.

Isas eigene Geschichte ist mindestens genauso wirr - und dabei deutlich belangloser. Nein, leider kein Buch, das ich weiterempfehlen kann, obwohl die Inhaltsangabe durchaus zu locken vermag!