Rezension

Verwundete Seelen

Rote Kreuze
von Sasha Filipenko

Bewertet mit 4 Sternen

Von schwerem Schicksalsschlag getroffen zieht Alexander, genannt auch Sascha, nach Minsk, um neu zu anfangen. Er steht da mit einem Baby in dem Armen, noch wackelig, traurig... Er muss sich erst sammeln, er muss sich erst neu sortieren.
Kurz nach dem er Mietvertrag geschrieben hat, fällt ihm ein rotes Kreuz auf seine Tür auf. Als er, sowohl bewundert, aber auch verärgert, den Kreuz beseitigen wollte, steht die Erklärung dafür hinter ihm: Tatjana Alexejewna, über neunzig und wird immer vergesslicher. Die alte Dame hat die Kreuze gemalt, in der Hoffnung, ihre eigene Wohnung zu finden, denn Tatjana hat Alzheimer. Mit ihrer Art und Weise ladet die Dame Sascha zum Teetrinken ein und sie erzählt ihrem neuen Nachbarn ihre Lebensgeschichte....

Von Stalin-Terror bis heute erzählt der Autor bei seinem Debütroman ergreifend, berührend und mit einem hauch Sarkasmus Lebensgeschichten von einem ungleichen Paar. Sein Schreibstil ist leichtverständlich, allerdings der Aufbau des Buches nicht so jedermann Sache. Zwischen die wörtliche Rede und die indirekte Rede gibt es abrupter Wechsel, sodass man Anfang des Buches verwirrt zwischen den Zeilen tanzt. Die Einblicke in die sowjetische Regierung und deren grausame Taten haben mich tief berührt, allerdings bin ich von dem vielen Briefen und Dokumentationen nicht wirklich schlau geworden. Einige waren nützlich für dir Geschichte aber andere völlig überflüssig und die machen Story stellenweise langatmiger. Von eine unerwartete Freundschaft und einen Pakt gegen das Vergessen, was auf dem Klappentext steht, habe ich leider nicht viel gespürt. Für mich waren die beiden verwundete zwei Seelen, die sich austauschen.

Herr Filipenko hat eine schwierige Thematik ausgewählt und sehr gut recherchiert. Er erzählt Passagenweise schonungslos, berührend, humorvoll ohne dabei Distanz zu verlieren. Ich habe das Buch trotz paar Kleinigkeiten bei der Handlung, sehr gern gelesen.