Rezension

Verzwickter Fall, aufbrausender Detektiv – netter Krimi, aber leider nicht mehr.

Arrowood - In den Gassen von London - Mick Finlay

Arrowood - In den Gassen von London
von Mick Finlay

Bewertet mit 3 Sternen

Erforschung der menschlichen Emotionen, statt Kunst der Deduktion.

Inhalt:
Privatdetektiv William Arrowood ist die Anlaufstelle für Tagelöhner und Straßenmädchen im armen South London. Voller Verachtung blickt er über die Themse auf seinen berühmten Kollegen Sherlock Holmes. Doch auch Arrowoods neuester Fall scheint nicht geeignet zu sein, ihn berühmt zu machen: Eine junge Französin bittet darum, ihren verschwundenen Bruder aufzuspüren. Doch hinter dem simplen Auftrag verbergen sich weit mehr Geheimnisse und Leichen, als Arrowood für möglich hielt…

Meinung:
William Arrowood und Sherlock Holmes sind zwei Detektive im viktorianischen London, die sehr unterschiedliche Methoden für ihre Ermittlungen nutzen.
Für Arrowood ist Holmes Kunst der Deduktion nur das Aufbauschen völlig unwichtiger und nichts-sagender Kleinigkeiten. Menschenkenntnis und die Kunst Emotionen zu Lesen sind für ihn der bessere Weg zum Ziel.

Ich als Leser hatte allerdings eher das Gefühl, Arrowood überfällt seine Umwelt mit seinen eigenen Emotionen und provoziert so lange, bis seinem Gegenüber endlich etwas brauchbares heraus rutscht…
Lange Befragungen von Verdächtigen oder Informanten; wiederholte, langwierige Nachforschungen durch seinen Assistenten Burnett (der als Erzähler eigentlich den größten Anteil an den Ermittlungen hat) und nervtötende Wutausbrüche des übermäßig selbstbewussten Detektivs ziehen den Fall gehörig in die Länge.
Hinzu kommt, dass der Fall ziemlich verwickelt ist und durch immer wieder neue Wendungen an Spannung gewinnen soll. Das hat für mich leider nicht so gut funktioniert.
Ich wollte ab einem gewissen Punkt einfach nur, dass alles aufgelöst wird und der Fall endlich zu Ende ist.

Was mir dagegen war der Schreibstil. Er passt sehr gut zum Setting. Die Figuren drücken sich so aus, wie man es aus dieser Zeit erwartet und auch aus anderen Romanen kennt.
Die Beschreibung der verschiedenen Schauplätze ist anschaulich und detailreich. Teilweise hat man das Gefühl, man riecht und fühlt die feuchte Luft, den Pferdemist oder andere – manchmal eher unschöne – Dinge.

Fazit:
Ein atmosphärischer, sehr verzwickter Krimi, mit vielen Wendungen.
Wirkliche Spannung ist bei mir aber trotz allem nicht aufgekommen. Und der Protagonist hat schon ziemlich an meinen Nerven gezerrt.