Rezension

Viel besser als Band 1, aber das Rad wird auch hier nicht neu erfunden.

Crushing on the Cop - Piper Rayne

Crushing on the Cop
von Piper Rayne

Bewertet mit 4 Sternen

„Du hast Glück. Maddie ist wie ein offenes Buch. Aber bei Vanessa muss ich erst einen Code knacken, bevor sie sich öffnet. Immer wenn ich die ersten drei von vier Zahlen richtig habe, ändert sie wieder die ganze Kombination.“ (S. 163)

Nach meinem eher mittelmäßigen Eindruck von Band 1 „Fighting with Fire“ habe ich mich mit hohen Erwartungen eher zurückgehalten, auch wenn ich natürlich gehofft habe, dass mich Vanessa und Cristians Geschichte mehr begeistern könnte als Maddie und Mauros. Glücklicherweise tat sie das auch. Die Geschichte hebt sich aus dem Genre zwar nicht hervor, ist aber definitiv angenehm und unterhaltsam zu lesen. Man verpasst nichts, wenn man sie nicht liest, aber man verschwendet auch nicht seine Zeit, wenn man es tut. Anders als das meiner Meinung nach bei „Fighting with Fire“ der Fall ist.

Das Autorinnenduo konnte hier definitiv einen besseren Eindruck auf mich machen. Die Geschichte liest sich angenehm und flüssig und wird nicht von unangenehmen Fremdschäm-Momenten gesprengt, bei denen man sich innerlich windet. Trotzdem gab es hier und da ein paar Stellen, die bei mir Stirnrunzeln ausgelöst haben, weil ich einige Dialoge nicht verstanden habe. Manchmal hatte ich das merkwürdige Gefühl, zwischen zwei Entgegnungen etwas überlesen zu haben, obwohl es offensichtlich war, dass ich das nicht hatte. Zum Beispiel: 

„Ich weiß, dass es ein gefährlicher Beruf ist und du dein ganzes Leben lang mit einem Polizisten zusammengelebt hast. Deshalb würde ich gern wissen, ob ich überhaupt eine Chance bei dir habe.“ – „Schon okay.“ (S. 156-157).

Ihr runzelt auch die Stirn? Wie schön! Ergibt keinen Sinn, oder? So ein Irritationserlebnis hatte ich zwei- bis dreimal im Buch, darüber hinaus liest es sich aber wirklich ratzfatz weg und verströmt durchgehend eine lockere Stimmung, ohne bedrückende Töne anzuschlagen. 

Das Buch ist auch einfach zu kurz, um groß auf die Tränendrüse zu drücken oder großzügig in die Dramakiste zu greifen – was sind schon 264 Seiten? Ich hatte tatsächlich ein wenig das Gefühl, eine Kurzgeschichte zu lesen, auch weil es sich in Bezug auf mögliche Konfliktpunkte sehr kurzhält (z.B. Vanessas geheimnisvoller Job). Ihre persönlich auferlegte Regel, nichts mit einem Cop anzufangen, zögert ihr Happy End zwar etwas hinaus, aber es gibt kein künstliches In-die-Länge-ziehen, kein zwanghaftes Festklammern an lächerlichen Gründen, um Cristian auf Abstand zu halten. Die Entwicklung ihrer Beziehung und auch Vanessas persönliche vollziehen sich glaubwürdig. Zwar bleiben die Gefühle zwischen den beiden für mich etwas oberflächlich, weil es dafür ein wenig an tiefgründigen Gesprächen mangelt, aber ausnahmsweise habe ich das hier als nicht so dramatisch empfunden. Weil ich zumindest vollkommen nachvollziehen konnte, warum sich Vanessa in Cristian verliebt.

Ich persönlich habe ja schon in Band 1 einen Narren an ihm gefressen. Für mich war er der einzige Charakter, an dem ich rein gar nichts auszusetzen hatte, von dem ich durchgehend begeistert war und der sich durch jede seiner Handlungen nur noch sympathischer gemacht hat. In diesem Band ging das genauso weiter. Im Gegensatz zu seinen Brüdern, Mauro und Luca, ist er der Verantwortungsvolle in der Familie, ein Beziehungstyp, der keine unzähligen Frauengeschichten hat und von dem seine Mutter behauptet, dass sie bei ihm alles richtig gemacht hat. Er weiß, was er will – und das ist Vanessa, ganz egal, wie unterschiedlich sie beide sind. Er fordert sie heraus, reißt ihre Mauern ein, setzt sie dabei aber auch nicht unter Druck. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man Cristian nicht mögen könnte. Vor allem im Kontrast zu seinen Brüdern ist er unglaublich sympathisch und angenehm. Er macht jede Szene, in der er auftaucht, zu einem Vergnügen. Mauro und Luca dagegen konnten mich auch hier wieder auf ihre ganz eigene Art nerven.

Vanessa mochte ich aber auch sehr gerne, auch wenn sie etwas schwieriger ist. Sie hält die Menschen auf Abstand (ihren Dad eingeschlossen), macht vieles mit sich selbst aus und tritt allgemein eher distanziert auf, auch weil sie die Erfahrung gemacht hat, dass viele sie nur auf ihr gutes Aussehen reduzieren. Sie verbirgt ihre Verletzlichkeit hinter einer harten Schale. Deshalb ist sie Cristian gegenüber auch erstmal vorsichtig, muss aber natürlich bald schon feststellen, dass er sich nicht so einfach wegstoßen lässt. Ich habe auch aus ihrer Sicht sehr gerne gelesen und hatte an den Szenen mit den beiden durchgehend meine Freude. Gegen Ende häufen sich zwar die Liebesszenen, die aber nicht alle ausgeschrieben werden und die eigentliche Handlung glücklicherweise auch nicht in den Hintergrund drängen. 

Insgesamt wusste mich Vanessa und Cristians Liebesgeschichte gut zu unterhalten – es gibt sowohl lockerleichte, humorvolle als auch schlichtweg süße Szenen, die ein schönes Lesegefühl aufkommen lassen. Es mangelt lediglich an etwas Tiefe, auch wenn in dieser Hinsicht zumindest ein paar Themen angedeutet werden (z.B. die Mütter der beiden). Die Autorinnen erfinden mit Vanessa und Cristians Geschichte das Rad nicht neu, mit Sicherheit hat man als Liebesroman-Leser/in schon mal eine sehr ähnliche Liebesgeschichte gelesen, trotzdem weiß sie zu fesseln und gut zu unterhalten. 

Ob ich den dritten Band auch noch lesen werde, weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Vor „Crushing on the Cop“ war ich fest davon überzeugt, mich so weit wie möglich von dem Band fernzuhalten, weil sowohl Luca als auch Lauren unausstehlich sind. Ich kann nicht mal sagen, dass das in diesem Band besser geworden ist, denn sie bekriegen sich immer noch wie zwei Kleinkinder, während alle um sie herum nur darauf warten, dass sie miteinander in die Kiste hüpfen. Puh! Trotzdem gab es jetzt im Epilog etwas, das doch mein Interesse an ihrer Geschichte geweckt hat, also werde ich ihnen vielleicht doch mal eine Chance geben. 

Fazit

Sehr viel besser als Band 1, komplett ohne Fremdschäm-Momente und mit zwei sehr angenehmen Protagonisten. Cristian ist das absolute Highlight des Buches. „Crushing on the Cop” bietet zwar nichts Neues in dem Genre, ist aber eine unterhaltsame Lektüre für zwischendurch, mit der man meiner Meinung nach nichts falsch machen kann. 4 Sterne gibt es von mir.