Rezension

Viel Handlung auf wenig Raum

Ein Sommer ohne uns - Sabine Both

Ein Sommer ohne uns
von Sabine Both

Bewertet mit 2 Sternen

Klappentext

„Verena und Tom kennen sich von klein auf, sind ein Paar, seit sie dreizehn sind. Sie gehören einfach zusammen und das soll für immer so bleiben. Aber ein Gedanke lässt Verena – mitten im Abistress und voller Vorfreude auf das anstehende Studium – nicht mehr los: Sie hat noch nie einen anderen Jungen geküsst, geschweige denn Sex mit einem anderen gehabt. Doch sie liebt Tom und sich von ihm zu trennen oder ihn zu betrügen, kommt nicht infrage. Als sie schließlich mit Tom darüber spricht, treffen die beiden eine Vereinbarung: eine offene Beziehung, drei Monate Austobzeit nach dem Abi. Danach ist alles wieder wie vorher und die zwei wieder ein Paar. Zunächst genießen die beiden es, sich auszuprobieren. Doch sie haben nicht mit den Gefühlen gerechnet, die das Arrangement mit sich bringt: Zweifel tun sich auf. Ängste. Werden sie rechtzeitig einen Ausweg finden?“

 

Gestaltung

Die Aufmachung von „Ein Sommer ohne uns“ ist einfach bombastisch. Auf der Frontseite sieht man ein Mädchen, das sich an eine Wand anlehnt. Auf der Rückseite ist ein Junge abgebildet, welcher sich von der anderen Seite an dieselbe Mauer stützt. Auf dem Buchrücken berühren sich die Hände der beiden Figuren. So werden sowohl die Protagonisten Verena und Tom als auch ihre Situation toll von der Gestaltung aufgegriffen. Ich finde die Idee ganz toll! Vor allem gefällt mir auch der Zeichenstil und dass das Cover aussieht wie eine Aquarellzeichnung auf dickerem, rauen Papier (dies passt auch perfekt zum haptischen Feeling des Buches, da es nicht glatt ist, sondern man die Papierfasern spürt).

 

Meine Meinung

Puh, wo fange ich an? Am besten zunächst einmal mit einer Warnung, denn nachdem ich „Ein Sommer ohne uns“ beendet habe fühle ich mich ein wenig geplättet. Warum? Es war ganz anders, als es der Klappentext vermuten ließ. Von daher: Wenn ihr nicht mit falschen Erwartungen an dieses Buch herangehen möchtet, so lest den Klappentext nicht oder versteift euch nicht darauf. Der Grund hierfür ist einfach erklärt. Der Klappentext weckt die Erwartung, dass die Handlung sich auf Verena und Tom konzentriert und auf die Beziehungs-Auszeit, die sie sich nehmen. Eine solche gibt es in dem Buch auch, keine Frage, jedoch dauerte sie nur gefühlte 10 Seiten lang.

 

Vielmehr überschlägt sich die Handlung von „Ein Sommer ohne uns“ mit Nebenhandlungen, die in den Fokus rücken. Die Beziehung von Verena und Tom, die der Klappentext aufgreift, rückt vollkommen in den Hintergrund. Es gibt so viele Figuren und Handlungen, dass das Buch mit seinen 250 Seiten einfach vollkommen überladen ist. Man weiß am Ende gar nicht mehr wo vorne und hinten ist. Entweder hätten hier mehr Seiten hergemusst oder weniger Erzählstränge. So war es einfach zu wenig Raum für zu viel Erzählung.

 

Die einzelnen Handlungsstränge für sich genommen waren (trotz ihrer Fülle) jedoch authentisch und real, was wiederum einen Pluspunkt darstellt. Sie hätten zwar ruhig noch ein wenig mehr miteinander verwoben werden können, doch insgesamt hat man schon Zusammenhänge erkennen können und den Eindruck gehabt, als wären die Geschichten aus dem echten Leben entnommen.

 

Doch für mich wurde das alles ein wenig davon überschattet, dass ich auf die im Klappentext angekündigte Auszeit der beiden Protagonisten gewartet habe. Diese kam jedoch erst im letzten Drittel des Buches und dauerte auch nur kurz an. Anschließend erwartete mich ein Ende, das mir das Gefühl vermittelte, vor den Kopf gestoßen worden zu sein. Es gibt einen Zeitsprung, durch den es für mich schwer war, zu verstehen, warum die Figuren am Ende so handeln, wie sie handeln. Man konnte die Entwicklung, die sie im Verlauf des Zeitsprunges durchlebt haben müssen, überhaupt nicht nachvollziehen. Daher war für mich ihr Entschluss eher verwunderlich statt verständlich.

 

Sprachlich hatte ich zwar keine Schwierigkeiten, jedoch ist mir das ein oder andere Mal aufgefallen, wie die Autorin sich bemüht, eine jugendliche Sprache zu verwenden (dabei fielen dann unter anderem Begriffe wie „Schwanz“ oder „pissen“). Da solche Begriffe jedoch eher selten verwendet wurden, stachen sie mir jedes Mal ins Auge, da es dann meiner Meinung nach nicht so recht zum restlichen Schreibstil, welcher eher kurze Sätze in „gehobener“ Sprache verwendet, passen wollte. Dass die Geschichte dabei aus den beiden Perspektiven von Tom und Verena erzählt wurde, war gut gelöst. Vor allem gefiel mir, dass dies optisch durch unterschiedliche Schriftarten visualisiert wurde.

 

Fazit

„Ein Sommer ohne uns“ hat auf wenigen Seiten viel zu viele Handlungsstränge präsentiert, die mich als Leser einfach nur erschlagen haben. Viel Handlung auf wenig Raum schien hier die Devise zu sein. Zwar waren die Nebenhandlungen authentisch, sie drängten sich jedoch zu sehr in den Vordergrund und langweilten teilweise auch eher. Die im Klappentext angekündigte Auszeit spielte in der Geschichte nur eine Nebenrolle, dabei hatte ich erwartet, dass das Buch sich hauptsächlich um diese drehen würde.

Gute 2 von 5 Sternen!

 

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