Rezension

Viel heiße Luft.

Schutzzone - Nora Bossong

Schutzzone
von Nora Bossong

Bewertet mit 2 Sternen

Leider entstand bei mir der Eindruck: Man versucht viel, kann aber wenig, und vor lauter Angeberei findet den eigenen Schwerpunkt nicht.

Dieses Werk halte ich für herzlich wenig lesenswert, kurz gesagt: „Möchte-viel-kann-leider-herzlich-wenig“ passt prima dazu.

Schon allein die Schreibe weist erhebliche stilistische Probleme auf. Die Bandwurmsätze, die nicht allzu selten vorkommen, rauben jede Lust am Weiterlesen. Die ständigen Zeitenwechsel desorientieren den Leser völlig. Folge: Ich war nicht müde, das Buch aus der Hand zu legen.

Und aufgebauscht wird das Minimum von der Substanz bis zum geht nicht mehr. „Viel heiße Luft“, „Schaumschlägerei mit wenig dahinter“ lauten meine nicht seltenen Kommentare auf den Seiten. Kaum gibt es paar klare Worte über den desolaten Zustand der Welt, schon wird die Aussage ins politisch Korrekte gekippt.

All die exotisch klingenden Orte, die jungen Leute aus dem Westen, die sich einbilden, etwas in der Lage zu verstehen und in Afrika etwas Gutes zu tun, und sich deshalb vor eigenen Wichtigkeit vor einander aufplustern, nervten zunehmend. Beim näheren Hinsehen offenbarten sich ihre naiven Träumereien als Chimären, was auch ihnen selbst nach paar Jahren dieses Show-Offs klar wurde, weshalb sie in Zynismus zu verfielen. Dies lässt sich auch über die Beziehung Miras zum verheirateten Familienvater Milan, den sie seit ihren Kindertagen kennt, sagen.

Die ständigen Sprünge in der Zeit rauben mir den letzten Nerv. Mal ist man im Jahr 1994, in dem die Bilder der unglücklichen Kindheit Miras geschildert wurden. Gleich im nächsten Kapitel ist man im Jahr 2017, dann ist man in der Zeit dazwischen, so ging das immer fort, sodass sich der rote Faden mühsam bis gar nicht entdecken ließ, und mich fragen musste, was das bitte soll. Zudem erforderte diese Art zu erzählen viel Aufmerksamkeit, die ich bald nicht mehr bereit war, auf so etwas zu verschwenden.

Es ist einfach zu viel des Herumposierens. Vieles ist bloß angerissen und gleich fallengelassen.

Leider entstand bei mir der Eindruck: Man versucht viel, kann aber wenig, und vor lauter Angeberei findet den eigenen Schwerpunkt nicht.